2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Matthias Ostrzolek gibt beim TSV Schwaben Augsburg die Richtung vor.
Matthias Ostrzolek gibt beim TSV Schwaben Augsburg die Richtung vor. – Foto: Jenni Maul

Ex-Profi Ostrzolek: Der Spielertrainer, der im Grunde keiner sein will

Fragezeichen in der Vorbereitung, Titelrennen und Zukunftspläne: Der 33-jährige Ex-Profi steht FuPa ausführlich Rede und Antwort

Für den FC Augsburg, den HSV und Hannover 96 hat er in der Bundesliga gespielt. Nach dem Ende seiner Profilaufbahn in Österreich beim FC Admira Wacker Mödling lief Matthias Ostrzolek zunächst für den VfB Hallbergmoos-Goldach auf. Im vergangenen Sommer kehrte der mittlerweile 33-Jährige in die Stadt zurück, wo er den Sprung in die Bundesliga schaffte: Augsburg! Aber nicht etwa zum FCA, sondern zum TSV Schwaben Augsburg in die Bayernliga Süd. Weil sich die "Schwabenritter" im August von Coach Janos Radoki trennten, wurde Ostrzolek zum Spielertrainer befördert. Neuland für den Ex-Profi, der offensichtlich seine Sache nicht so schlecht gemacht hat, geht doch der TSV Schwaben Augsburg schon ein wenig überraschend als Tabellenführer in die anstehende Frühjahrsrunde in der Bayernliga Süd. Kurz vor der Generalprobe gegen den FC Memmingen hat sich FuPa mit dem gebürtigen Bochumer recht ausführlich und unkompliziert unterhalten können.

FuPa: Die Vorbereitung neigt sich dem Ende entgegen. Wo steht der TSV Schwaben Augsburg, bereit fürs Titelrennen?
Matthias Ostrzolek (33): Schwer zu sagen. (schmunzelt) Egal auf welchem Niveau du dich bewegst, nach der Winterpause sind da immer viele Fragezeichen. In Bayern ist die Winterpause noch ein wenig länger, also sind die Fragezeichen noch ein wenig größer. (lacht) Die Ergebnisse in den Testspielen darf man wie gewöhnlich nicht überbewerten. Wir haben viel ausprobiert. Körperlich sind wir auf einem guten Niveau.

Wie hast du dein erstes Halbjahr als Spielertrainer erlebt?
Es hätte schlechter laufen können, ganz klar. Der Verein hatte keineswegs das Ziel ausgegeben, ganz vorne mitzumischen. Sicher waren auch einige Spiele dabei, die ich mir anders vorgestellt hätte, aber mit der Mannschaft zu arbeiten, macht mir sehr viel Spaß. Die Jungs sind sehr lernwillig, das ist für mich erst einmal das Wichtigste. Und wenn du Erfolg hast, dann fällt einfach alles leichter. Du gehst gerne zum Training oder zum Spiel.

Als Innenverteidiger ist Matthias Ostrzolek (re.) zumeist im Einsatz.
Als Innenverteidiger ist Matthias Ostrzolek (re.) zumeist im Einsatz. – Foto: Gerd Jung


War es schon immer deine Intention, nach der Profilaufbahn als Spielertrainer zu agieren?
Nein! Es war eigentlich nie meine Absicht, Spieler und Trainer gleichzeitig zu sein. Ich bin der Meinung, es ist sehr schwer, beiden Aufgaben gerecht zu werden. Als Trainer versuche ich, meine Ideen und Vorstellungen zu vermitteln. Gleichzeitig muss ich mich aber auch auf meine Aufgaben als Spieler konzentrieren und meine Leistung bringen bzw. mit Leistung vorangehen. Schließlich muss ich es ja vor meinen Spielern rechtfertigen, warum ich mich selbst aufgestellt habe. Beide Dinge zufriedenstellend auszufüllen, das ist enorm fordernd. So lange ich beim TSV Schwaben das Gefühl habe, dass ich als Innenverteidiger, was ich meistens gespielt habe, noch helfen kann, mache ich es auch und es macht mir auch Spaß.


Gleich in deiner Premierensaison kannst du Historisches schaffen und den TSV Schwaben Augsburg erstmals in die Regionalliga Bayern hieven. Wer zur Winterpause ganz oben steht, will auch am Ende vorne sein. Oder?
Die Motivation im Verein ist sehr hoch, oben dabei zu bleiben. Ich bin überzeugt von der Qualität der Mannschaft. Wir stehen nicht auf Platz eins, weil wir einfach nur Glück hatten. Das ist das Ergebnis harter Arbeit. Die zwei Winterneuzugänge (Kazuki Date und Lukas Gerlspeck, Anm.d.Red.) haben Qualität und bringen uns noch einmal weiter. Wenn wir am Ende einen der ersten beiden Plätze belegen, können wir zufrieden sein.


Einst gemeinsam für den FC Augsburg am Ball: Matthias Ostrzolek (li.) und Sascha Mölders (ein Bild aus dem November 2012).
Einst gemeinsam für den FC Augsburg am Ball: Matthias Ostrzolek (li.) und Sascha Mölders (ein Bild aus dem November 2012). – Foto: Imago Images


Die Konstellation an der Tabellenspitze ist sehr reizvoll. Mit dir und Landsbergs Spielertrainer Sascha Mölders sind zwei bekannte Ex-Profis im Titelrennen vertreten. Das steigert die Aufmerksamkeit. Wie ist dein Verhältnis zu Sascha Mölders?
Wir kennen uns gut aus unserer gemeinsamen Zeit beim FC Augsburg. Früher was es so: Ich hab` geflankt und Sascha hat die Dinger reingemacht. (lacht) Wir sind beide Sportler, und wir wollen beide gewinnen. Es ist jetzt nicht so, dass wir uns ständig Nachrichten schreiben. Ich freue mich aber für ihn, dass es in Landsberg gut läuft. Und ich denke, er freut sich auch für mich, dass es bei Schwaben gut läuft. Mitte März treffen wir gleich aufeinander. Das wird interessant. Sascha und ich werden alles dafür tun, um zu gewinnen. (schmunzelt)

Egal wie nun die Frühjahrsrunde ausgehen wird. Wie sieht generell deine Zukunftsplanung aus?
Ich möchte dem Fußball erhalten bleiben, ich bin mir nur noch nicht sicher, auf welche Art und Weise.

Was heißt das konkret?
Ich lebe in Augsburg, es macht mir wie gesagt sehr viel Spaß beim TSV Schwaben. Mal sehen, wie sich der Verein entwickelt, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon hoch, dass ich weitermache. Nichtsdestotrotz muss ich für mich noch eine Grundsatzentscheidung treffen. In meiner Zeit als Profi konnte ich es mir nicht vorstellen, irgendwann als Trainer tätig zu sein. Ich wollte nicht dasselbe Leben führen, wie ich es in 13 Jahren als Profisportler geführt hatte. Allerdings habe ich mich schon als Spieler intensiv mit Taktik auseinandergesetzt und Dinge hinterfragt, warum wir das jetzt so machen, um zu gewinnen. Ich habe vor längerer Zeit zumindest die B-Lizenz schon erworben und ich muss einfach sagen, es macht mir brutal viel Spaß, Trainer zu sein. Der Reiz ist groß, in diese Schiene zu gehen. Ich möchte mich demnächst auch für den A-Lizenz-Lehrgang bewerben.

Wie sähe die andere Option aus?
Ich bin im Moment für eine Spielerberater-Agentur unterstützend tätig. Das würde mich auch sehr interessieren. Das beruflich zu machen, könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 022.2.2024, 08:15 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor