2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Die neue Frauen-Mannschaft des 1. FC Viersen sorgt bei der Konkurrenz wie Dilkrath für Gesprächsstoff.
Die neue Frauen-Mannschaft des 1. FC Viersen sorgt bei der Konkurrenz wie Dilkrath für Gesprächsstoff. – Foto: Heiko van der Velden

Viersens Frauenabteilung sorgt für dicke Luft

Die neu gegründete Frauenabteilung beim 1. FC löst in der Region nicht nur Freudensprünge aus. Insbesondere in Dilkrath und Dülken ist man aufgrund der Transferaktivitäten verärgert. Viersens Torsten Dix wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Normalerweise sollte die Stimmung bei Stephan Laumen gut sein. Ende Juni lud der Verantwortliche für den Frauenfußball bei DJK Fortuna Dilkrath sechs Mannschaften der Region zu einem Turnier ein, um das 40-jährige Bestehen der Abteilung zu feiern.

1982 hatte der damals 17-Jährige eine Frauenmannschaft bei der Fortuna gegründet und sich seitdem in mehreren Funktionen für die Frauen im Verein starkgemacht. Doch bei Laumen ist die feierliche Stimmung im Jubiläumsjahr zum aktuellen Zeitpunkt getrübt. Und das hat gewissermaßen mit dem 1. FC Viersen zu tun.

Frauenfußball boomt nicht

Die Dilkrather Frauen spielen in der Kreisliga A, der untersten Liga im Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen, treten dort in den Begegnungen aus personellen Gründen mit neun statt elf Feldspielerinnen an. „Der Frauenfußball ist ein Bereich, der momentan leider nicht gerade boomt“, sagt Laumen. Mit Jana Vogelsang, Gregor Kaczmarek und Winfried Meeners hat der A-Ligist für die kommende Spielzeit ein neues Trainergespann gefunden. Was die Dilkrather aber nicht mehr haben, das ist eine Torhüterin. „Wir hatten von unserer aktuellen Torhüterin bereits eine Zusage für die kommende Saison erhalten“, sagt Laumen und führt aus. „Zu diesem Wort steht sie jetzt allerdings nicht mehr und wechselt stattdessen zum 1. FC Viersen.“

Lokalrivale Viersen hatte vor einigen Wochen verkündet, dass er unter der Leitung von Torsten Dix zur neuen Saison eine Frauen- und Mädchenabteilung aufbauen möchte. Und aus Sicht der Dilkrather passt die Bezeichnung Lokalrivale an dieser Stelle, denn die Fortuna-Verantwortlichen fühlen sich aufgrund des Wechsels der eigentlich schon fest eingeplanten Torhüterin zum Nachbarverein vor den Kopf gestoßen. „Natürlich ist es legitim, nach neuen Spielerinnen zu schauen, dabei sollte man aber die Arbeit anderer Vereine respektieren und ihnen nicht einen Knüppel zwischen die Beine werfen. Viersen sollte sich auch mal die Seite der anderen Vereine anschauen. Wenn die Vereine untereinander nicht kollegial miteinander umgehen, ist hier alles nur auf Sand gebaut. Deshalb hat dieser Wechsel aus meiner Sicht einen faden Beigeschmack“, so Laumen.

Sylvia Westendorp soll gehen

Zusätzliche Schärfe in die Geschichte bringt die Trainerpersonalie beim 1. FC Viersen. Denn trainiert wird die neu gegründete Mannschaft, die bereits 23 Spielerinnen im Kader zählt, von Sylvia Westendorp – ihres Zeichens aktive Spielerin bei Fortuna Dilkrath, also der Mannschaft, die nun ihre Torhüterin an den Konkurrenten verloren hat. „Selbst wenn sie diesen Wechsel nicht forciert hat, ist das Vertrauen nicht mehr gegeben“, sagt Laumen über die noch aktive 50-jährige Spielerin des Vereins. „Wir haben ihr also nahegelegt, eine Konsequenz aus dieser Situation zu ziehen. Eine Zukunft hat diese Zusammenarbeit nicht.“

Unmut regte sich auch bei einem anderen Nachbarverein. Der Dülkener FC – Absteiger aus der Bezirksliga – hat bislang schon zehn Spielerinnen in Richtung Viersen verloren. Direkte Abwerbungsversuche soll es zwar nicht gegeben haben, doch auch Stefan Sieger, Ansprechpartner für die Frauen und Mädchen beim DFC, äußert sich enttäuscht über die Art und Weise der Wechsel. „Wir hatten schon im Saisonverlauf Einzel- und Gruppengespräche über die Zukunft geführt, unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Die Spielerinnen sollten ohne Druck spielen und wir wollten uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht“, sagt Sieger. Als das Gespräch zwischen Verein und Mannschaft am Dienstag nach dem letzten Spieltag dann stattfinden sollte, fehlte ein halbes Dutzend Spielerinnen, da sie zeitgleich schon an einem Probetraining beim 1. FC Viersen teilgenommen haben sollen. „Wir hatten da schon mit dem neuen Trainer gesprochen, einige Spielerinnen haben sogar ihren Verbleib beim Dülkener FC abhängig davon gemacht. Gerade diese Spielerinnen, die uns das in einem Vieraugengespräch kommuniziert haben, sind dann an dem Dienstag in Viersen schon zum Probetraining gegangen“, sagt Sieger. Auch in Dülken sorgt eine personelle Konstellation für zusätzliche Würze. Denn Torsten Dix, Gründer der Viersener Frauenabteilung, war bis zuletzt selbst Mitglied beim Dülkener FC, spielte dort unter anderem bei den Alten Herren. Nachdem bekannt wurde, dass einige Spielerinnen den Verein in Richtung Viersen verlassen würden, forderten zwei Vereinsmitglieder auf der kürzlich zurückliegenden Jahreshauptversammlung sogar den Vereinsausschluss von Dix.

Dix zeigte sich entsprechend enttäuscht und meldete sich unmittelbar nach der Jahreshauptversammlung selbst vom DFC ab. Bevor er sein Konzept der Frauenabteilung in Viersen vorstellte, habe er dieses auch in Dülken präsentiert – ohne Erfolg. Nach Überlegung der DFC-Verantwortlichen soll Dix damals eine Absage in Dülken bekommen haben und nahm daher Kontakt zum 1. FC Viersen auf, wo er selbst bis zum Saisonende als Trainer noch für die U19-Junioren verantwortlich war. „Ich respektiere es, dass die Dülkener an ihrem alten Weg festhalten wollen: Es ist halt nicht mein Weg“, so Dix, der beteuert, dass er keine Spielerinnen des DFC für die neue Mannschaft in Viersen abgeworben habe. „Einige Spielerinnen sind von sich aus an den 1. FC Viersen herangetreten, ohne dass ich davon etwas wusste. Zu diesem Zeitpunkt war ich sogar noch in den Gesprächen mit den DFC-Verantwortlichen. Für Dülken tut es mir leid, wie es gekommen ist. Ich freue mich aber auch, dass wir in Viersen so eine gute Truppe zusammen haben“, erklärt Dix, der zumindest mit Stefan Sieger größtenteils im Reinen ist. „Ich bin nicht sauer auf Torsten Dix und schon gar nicht auf den 1. FC Viersen“, so Sieger. Vielmehr wäre er von den Spielerinnen enttäuscht, die trotz ihrer Zusage in Dülken nun nach Viersen wechseln. „Dennoch hätte ich mir von Torsten einen anderen Ablauf gewünscht. Er war noch bis zum 30. Juni Vereinsmitglied bei uns. Ich hätte mir gewünscht, dass er bis dahin beim Probetraining die Spielerinnen aus Dülken außen vorlässt. Einfach nur aus Loyalität zum Dülkener FC. Es wäre schön gewesen, wenn er damit offener umgegangen wäre“, sagt Stefan Sieger, der sich ebenso wie Laumen in Dilkrath sorgt, dass ein Spielbetrieb aus personellen Problemen nicht mehr zustande kommt.

Aufrufe: 07.7.2022, 11:30 Uhr
RP / Sebastian Kalenberg und Heiko Van der VeldenAutor