2025-05-09T13:09:05.424Z

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Hört denn keiner auf mich? 1860-Coach Maurizio Jacobacci verzweifelt an der Seitenlinie in Dortmund.
Hört denn keiner auf mich? 1860-Coach Maurizio Jacobacci verzweifelt an der Seitenlinie in Dortmund. – Foto: IMAGO/osnapix / Titgemeyer

„Die Arbeit mit den Jungs macht mir Spaß“ – Jacobaccis Endspiel gegen RW Essen?

9 Niederlagen in 17 Saisonspielen

Bei der Reserve des BVB verlor der TSV 1860 am Sonntag das dritte Spiel in Folge. Die Löwen-Fans fordern Jacobaccis Rauswurf. Doch der bleibt wohl fürs Erste.

München – Irgendwann im Morgengrauen, am Montag gegen 5.30 Uhr, waren die 0:3-Verlierer von Dortmund zurück in München. Hin waren der TSV 1860 München mit dem Privatjet geflogen – zurück ging’s nächtens mit dem Bus. Eine Höchststrafe für die Profis und den Trainer Maurizio Jacobacci, der auf der langen Autobahnfahrt viel Zeit zum Nachdenken hatte. Erreicht er die Mannschaft noch?Ergibt das noch Sinn, dass er, wonach es aussieht, am Samstag gegen Essen wieder auf der Bank Platz nimmt?

Dass er nicht zurücktreten würde, hatte er unmittelbar nach der neunten Niederlage im 17. Saisonspiel via TV erklärt. Die Trainer-raus-Rufe und die Pfiffe gegen ihn seien „bitter, das ist natürlich nicht schön“. Aber stellte er bei MagentaSport klar: „Die Arbeit mit den Jungs, die macht mir Spaß. Es ist ein gemeinsames Ziel, hier rauszukommen. Das ist meine Aufgabe.“

Jacobacci profitiert von der Uneinigkeit der Gremien des TSV 1860 München

Sorge, dass der Verein die Reißleine ziehen könnte, scheint Jacobacci am Tiefpunkt seines zehnmonatigen Wirkens nicht zu haben. Er kennt den Giesinger Chaosclub inzwischen, weiß, dass die Mühlen bei 1860 langsamer mahlen als anderswo – und dass die Uneinigkeit der Gremien in diesem speziellen Fall ein Vorteil sein kann. Zur Erinnerung: Die HAM-Seite war es, die Jacobacci gegen den Willen des damals noch geschlossenen Präsidiums durchgesetzt hatte. Bei solchen Startbedingungen hätte es jeder Trainer schwer.

Bis zum Sommer lief es dann sogar einigermaßen: 22 Punkte aus 14 Spielen. Doch in der neuen Saison: Seit dem dritten Spieltag ist der Wurm drin, 1860 verliert Spiele auf teils haarsträubende Weise (dreimal nach 1:0-Führung). Inzwischen ist die Mannschaft, die personell gar nicht schlecht aufgestellt ist, den Abstiegsplätzen nahe. Und trotzdem: Es geht weiter wie bisher. Freier Montag. Ausschlafen. Als hätte es den Offenbarungseid von Dortmund nicht gegeben.

TSV 1860 München fehlt ein Sportchef

In der aktuellen Struktur der Löwen wäre es die Aufgabe von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, Jacobacci seine katastrophale Bilanz vorzuhalten, einen Plan B zu präsentieren, Co-Trainer Stefan Reisinger als Interimslösung einzusetzen. Den Segen des Präsidiums, das Pfeifer informieren müsste, hätte er wohl. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Robert Reisinger, derzeit beruflich in Österreich tätig: „Ich frage mich, wer die Verantwortung für die Saison übernimmt. Meine Warnungen im Sommer wurden ignoriert.“

Mit dem Co aus der Krise? Stefan Reisinger stünde als Retter parat.
Mit dem Co aus der Krise? Stefan Reisinger stünde als Retter parat. – Foto: IMAGO/Mladen Lackovic

Gerade jetzt fehlt 1860 ein Sportchef, der die Fehlentwicklung auf dem Platz einordnet. Pfeifer, der Marketing- und Zahlenmensch, scheint weder willens noch in der Lage zu sein, in einer auch für ihn misslichen Situation (sein Vertrag wurde nicht verlängert) harte Entscheidungen zu treffen. Nach Lage der Dinge werden die Löwen also erst mal wie bisher weiterwurschteln. Erinnerungen werden wach an das Jahresfinale 2022. Auch damals war Essen ein Heimspiel, das als wegweisend für den damaligen Trainer (Michael Köllner) galt. Das Ende ist bekannt: 1860 holte ein glückliches Last-Minute-1:1. Besser wurde danach nichts. Köllner musste im neuen Jahr doch gehen. Jacobacci übernahm – und die Löwen drehen sich im Kreis. (Uli Kellner)

Aufrufe: 05.12.2023, 09:46 Uhr
Uli KellnerAutor