2024-06-11T15:31:41.480Z

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Erich Beer, Hertha Legende unnd Ex-Nationalspieler stand vor einem Wechsel ins Fünfseenland
Erich Beer, Hertha Legende unnd Ex-Nationalspieler stand vor einem Wechsel ins Fünfseenland – Foto: Frank Hoermann/SVEN SIMON

Der „Beinahe-Transfer“ von Hertha-Legende und Ex-Nationalspieler Erich Beer nach Starnberg

Als aus „Ete“ eine Ente wurde

1982 stand Ex-Nationalspieler Erich Beer vor einem Wechsel zur SpVgg Starnberg. Nach ein paar Mal Training in Starnberg, folgte die Rückkehr zu 1860.

Starnberg – Der Besuch der drei Meister-Löwen Fredi Heiß (82), Bernd Patzke (80) und Hansi Reich (80) im „Seeheim Wartaweil“, ihrem früheren Trainingslager-Hotel (wir berichteten), war auch Tage nach ihrem „Ausflug in die Vergangenheit“ noch Gesprächsthema bei den 1860-Helden von 1966. Beim Stammtisch am Münchner Viktualienmarkt erfuhr auch ein ehemaliger Löwe alles über die Spiel-Vorbereitungen unter Trainer Max Merkel am Ammersee, der zwar nicht zum illustren Kreis der Deutschen Meister im blauen Trikot gehörte, der aber (nicht nur) in der Münchner Fußball-Szene einen Top-Ruf genießt.

Immerhin brachte es Erich Beer (77), der Vize-Europameister von 1976 und WM-Teilnehmer 1978 in Argentinien, auf 24 Länder- und 342 Bundesligaspiele. Er ist Botschafter von Hertha BSC, wo er lange Zeit als Mittelfeldspieler Rekord-Torschütze (83 Treffer in 254 Bundesligaspielen) war, spielte drei Jahre bis zu seinem Karriereende 1984 bei 1860 München und wohnt heute in Grünwald.

SpVgg Starnberg: Erich Beer im Probetraining

Woran sich nur noch wenige Fußball-Fans erinnern werden: Erich Beer wäre vor über 40 Jahren beinahe bei der SpVgg Starnberg, damals Bezirksligist mit Promi-Faktor, gelandet. Eigentlich war er ja schon da: Unvergessen das Foto im Starnberger Merkur, das den damals 35-Jährigen bei seinem ersten Training bei der SpVgg zeigte. Etwas ratlos stand er da auf einer sumpfigen Wiese in Leutstetten, die die Starnberger als (Ausweich)-Trainingsplatz bezeichneten. „Jetzt steht es endgültig fest: Erich Beer wechselt zur SpVgg Starnberg“, war am 7. Juli 1982 im Merkur zu lesen.

Erich Beer (2.v.r.) beim Training an der Egerer Straße in Starnberg.
Erich Beer (2.v.r.) beim Training an der Egerer Straße in Starnberg. – Foto: Ernstberger

Doch aus „Ete“ – so wurde Beer seit seiner Berliner Zeit genannt – wurde nur eine (Zeitungs)-Ente. Dabei sollte er doch zusammen mit den Ex-Löwen Dr. Jupp Kapellmann (ein „Geschenk“ von Sponsor Roland Holly) und Hermann Bitz das „Traum-Trio“ des Bezirksligisten bilden, das den Aufstieg, ja den Durchmarsch bis in die Bayernliga, garantieren sollte.

Doch die bereits in den Zeitungen angekündigte „Bomben-Truppe“, auf die sich der Verein genauso wie die damaligen Starnberger Sport-Reporter freuten, stand nie auf dem Platz. Bitz kam erst gar nicht zur SpVgg, Kapellmann bestritt ab Oktober 1982 nur vier (starke) Spiele (Debüt beim 3:1 gegen den FC Penzberg), bis ihn eine schwere Knie-Verletzung aus dem Spiel gegen den ESV München zum Karriere-Ende zwang und er sich „sang- und klanglos“ (Merkur) aus Starnberg verabschiedete. Und Beer war zwar Kurzzeit-Trainingsgast bei Hochstapler-Coach Harry Pfeil, doch dann kehrte der in Neustadt bei Coburg geborene Franke ganz schnell wieder zurück zum TSV 1860 München, dem gerade die Lizenz für die zweite Liga verweigert worden und der somit in die Bayernliga abgestiegen war.

„Kapellmann stellte damals den Kontakt zu Sponsor Holly her, der mich dann zu einem Gespräch in seine Starnberger Villa (Anm. d. Red.: Villa Dziembowski, später Landhaus Wunderlich in Söcking) eingeladen hat“, erinnert sich Beer. Nur noch Bezirksliga: „Das war kein Problem. Für mich galt immer das Prinzip: 90 Minuten Vollgas, egal in welcher Liga.“ Der Europameister, der eigentlich sportlich kürzer treten wollte, sowie Holly und SpVgg-Präsident Dr. Gerd Wernekke waren sich dann rasch einig: „Ete“ war das „Kaninchen“, das die Starnberger, wie angekündigt, noch aus dem Hut zaubern wollten.

Erich Beer: Rückkehr zu den Löwen statt Wechsel nach Starnberg

Doch es kam ganz anders, das „Kaninchen“ war ganz schnell wieder ein Löwe: „Ich war nur zwei- oder dreimal in Starnberg im Training. Dann hat mich Peter Englert angerufen und überredet, zurück zu kommen, weil die junge Bayernliga-Mannschaft einen Führungsspieler brauchte.“ Der 2010 verstorbene Englert war Vize und Schatzmeister bei 1860 und ein enger Freund Beers, dem er für die Rückkehr einen Job bei BMW („da war ich 22 Jahre“) vermittelte. So war das Starnberger Traum-Trio schnell nur noch ein geplatzter Traum.

Erich Beer: Wiedersehen mit SpVgg Starnberg: „Da haben wir haushoch verloren“

Die Erinnerungen an die SpVgg sind nach vier Jahrzehnten natürlich verblasst, doch Beer hat einen Spieler nicht vergessen: „Die hatten mit Hans Estner einen richtig guten Torwart.“ Der prominente „Beinahe-Neuzugang“ spielte noch bis zum Herbst 1984 für 1860, wurde im zweiten Jahr Bayernliga-Meister und sprang dann noch ein paar Monate als Trainer ein. Nach der aktiven Karriere war Beer sechs Jahre Coach beim TSV Grünwald – und traf da in der Landesliga wieder auf die SpVgg: „Da haben wir haushoch verloren“, erinnert er sich. Dem Fünfseenland ist die Berliner Fußball-Legende auch heute noch verbunden: „Ich radle immer wieder mal gerne um den Starnberger See.“ (Thomas Ernstberger)

Aufrufe: 06.6.2023, 10:27 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor