2025-05-08T14:07:29.590Z

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Trainer Tarkan Demir (li.) und Assistent Marcus Männer beenden ihr Traineramt beim BCF Wolfratshausen.
Trainer Tarkan Demir (li.) und Assistent Marcus Männer beenden ihr Traineramt beim BCF Wolfratshausen. – Foto: Oliver Rabuser

„Das ist nicht mein Weg“ – Demir beendet Engagement beim BCF

„Es ist schon zäh, jedes Jahr neu anzufangen“

Tarkan Demir beendet sein Trainer-Job in Wolfratshausen zum Ende der laufenden Saison. Seine Entscheidung traf Demir nach langer Überlegung.

Wolfratshausen – Paukenschlag beim BCF Wolfratshausen. Tarkan Demir und der Verein gehen nach dieser Spielzeit getrennte Wege. Er habe „lange überlegt“, ehe die Entscheidung gereift sei, gibt Demir zu. Da ist die Arbeit mit der Mannschaft, die auf gegenseitiger Wertschätzung beruht. „Sie hat das Potenzial, wichtige Spiele zu gewinnen“, betont der 47-Jährige. Zudem ist er ein Freund von „längerfristig angelegten Projekten“ und scheue dabei keine Rückschläge.

Nach Tätigkeit in Bad Tölz: Demir wollte einen bodenständigen BCF formen

Sieben Jahre wirkte der Deutsch-Türke zumeist erfolgreich bei Rot-Weiß Bad Tölz, schaffte es in die Kreisliga. Nach einem Jahr Pause übernahm er den Trainerjob beim BCF. Trotz Warnungen und Skepsis aus seinem Umfeld. Demir wollte an der Kräuterstraße einen „bodenständigen Verein“ formen, „frischen Wind in den Vorstand bringen“, und so der Region signalisieren, dass man als Spieler auch gerne nach Farchet kommen kann.

Kurzum: die Zöpfe der Vergangenheit abschneiden. Im Laufe seines Schaffens erkannte er aber schnell, dass dies unmöglich ist: Die Zöpfe werden in ihren Verankerungen gehalten, so porös sie sein mögen.

Stagnation in Wolfratshausen – BCF ohne Perspektive?

Helmut Forster und Manfred Fleischer haben scheinbar kein Interesse an einer Verjüngung der Abteilungsleitung. Zum Leidwesen des Vereins und des Trainers. So zumindest der Vorwurf. „Das ist nicht mein Weg, obwohl ich noch richtig Bock hätte“, stellt der Fußballlehrer klar. Sportlich kann Demir freilich nur bedingt punkten. Aktuell steht der Ballclub nicht viel weiter oben als unter seinen Vorgängern. Doch hat die Stagnation auch ihre Gründe. Zweimal hintereinander mussten Demir und Co-Trainer Marcus Männer, der ebenfalls aufhört, wenigstens ein Dutzend neuer Spieler integrieren.

Zu Beginn war das beabsichtigt. Vor dieser Saison hätte man sich gleichwohl mehr Kontinuität erhofft. Und im bevorstehenden Sommer ist ein ähnliches Szenario zu erwarten. Einige Kicker ziehen ohne große Empathie für den Klub weiter. Aber es sind tragende Säulen wie Musti Kantar oder Bernhard Kresta, die dem sportlichen Ruhestand entgegensehen. „Spieler, die die Mannschaft auf menschlicher Ebene tragen“, unterstreicht Demir. Plötzlich zögert auch der Kapitän. „Ich muss mir schon nochmal Gedanken machen“, reagiert Ralf Schubnell auf Demirs angekündigte Demission. „Ich kann es nachvollziehen, es ist schon zäh, jedes Jahr neu anzufangen.“

Ein sportlicher Leiter fehlt – Zahlungen an Spieler ausstehend

Der 30-Jährige benennt die Problematik unumwunden: „Es muss von oben etwas passieren.“ Schubnell versichert, dass Spieler wie Kresta, Alex Bares, Fabio Ratte, Tino Klinkmüller oder Patrick Weilguni durchaus bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. „Man muss das Ganze auf viele junge Schultern verteilen.“ Auch von anderer Seite wurde den Entscheidern immer wieder geraten, potenzielle Nachfolger anzulernen. Vielmehr als „ja, ja“ sei aber nie erwidert worden.

Derweil regt sich weiterer Unmut. So musste das Bezirksligateam während der Vorbereitung oft mit einem Viertel des Kunstrasenplatzes auskommen. Aufwandsentschädigungen und Benzingeld für die Spieler stehen gesicherten Quellen zufolge seit geraumer Zeit aus. Enorm fordernd war für Demir obendrein das Fehlen eines sportlichen Leiters. „Ich kann nicht das ganze Jahr in der Weltgeschichte herumfahren, um Spieler akquirieren“, betont Demir. „Da hätte man vor Jahren anpacken müssen“, schiebt er desillusioniert nach.

Großsponsor abgesprungen: BCF-Abteilungsleitung sind die Hände gebunden

Von Vereinsseite wird die Thematik nicht bestritten, allerdings etwas anders eingeordnet. Zum Trainer sagt Forster: „Wir hätten den Tarkan schon gerne behalten.“ Bei der Verknappung der Übungsmöglichkeiten seien ihm die Hände gebunden. „Ich weiß nicht, wie wir es lösen sollen.“ Die monetäre Schieflage räumt Forster insoweit ein, als der Ballclub seit des Rückzugs eines Großsponsors vor anderthalb Jahren einen Überlebenskampf führe. „Es ist nicht so einfach, aber ich denke, wir bekommen es hin.“ Allerdings ist auch immer wieder zu hören, dass es interessierte Unterstützer gebe, die nur nicht bereit sind einzusteigen, solange Abteilungs-Vize Fleischer noch im Amt ist.

Kein Verständnis hat Forster beim Aspekt der Verjüngung. Mehr als anbieten könne man es den Spielern nicht, und das sei mehrfach geschehen. „Aber dann hat immer keiner Zeit.“ Mit Kresta und Bares hofft der Spartenleiter auf baldige Zusagen, was die Posten des Sportlichen und Technischen Leiters betrifft. Den Unzufriedenen empfiehlt er indes: „Dann müssen sie uns halt abwählen.“

Aufrufe: 026.3.2025, 08:12 Uhr
Oliver RabuserAutor