Durch einen Bandscheibenvorfall muss Wildsteigs Trainer Lindauer gesundheitsbedingt aufhören. Sein Nachfolger steht bereits fest.
Weil sie schon ahnten, wie sehr sich ihr Trainer nach ihnen sehnte, schauten die Kicker des FC Wildsteig/Rottenbuch bei Fabian Lindauer in Mannschaftsstärke vorbei. Im Schlepptau hatten sie zwei Kisten Bier, damit der Krankenbesuch nicht zu trostlos ausfiel. „Schöner Zug von den Jungs“, kommentierte der Coach die einfühlsame Geste. Anfang Mai hatte der FC-Trainer beim Heimsieg über die SG Hungerbach das letzte Mal auf der Bank gesessen. Es war, ohne es zu ahnen, wirklich das letzte Spiel für ihn. Ein heftiger Bandscheibenvorfall, der sich vorher schon angebahnt hatte, zwang ihn zum Aufhören.
„Das ist schon deprimierend“, bedauerte der Übungsleiter seine Entscheidung. Eigentlich hatte er vorgehabt, noch bis zum Saisonende durchzuhalten, doch dann spielte die Wirbelsäule nicht mehr mit. Lindauer warf das Handtuch, weil die Schmerzen zu groß waren und er weder stehen noch sitzen konnte. „Das Alter war es nicht“, beteuerte der 37-Jährige. Eher ist es seine Konstitution, die ihm praktisch in den Genen liegt. Er ist nicht der Erste in seiner Familie, der über Probleme mit der Bandscheibe klagt.
Ohne dieses Malheur würde er noch heute den Fußballclub betreuen. „Es hat extrem Spaß gemacht mit der Mannschaft“, spricht er von einer erfolgreichen, vor allem aber von einer erfüllten Zeit. Lindauer erreichte in den vergangenen Jahren zwei Mal die Meisterrunde mit seinem Team. Die vergangene Saison schlossen die Wildsteiger und Rottenbucher Fußballer auf Rang sieben ab. „Wir wollten oben mitspielen“, nannte er das eigentliche Ziel. Seine Elf befand sich die gesamte Runde über auch im Plan, doch in den letzten sechs Wochen der Saison häuften sich die Blessuren. Weil bisweilen bis zu acht Kicker wegen teilweise gravierender Verletzungen ausfielen, platzte der Traum vom Aufstieg.
Der FC wurde im Kampf um die Meisterschaft noch abgehängt. Der Trainer war jedoch weit davon entfernt, seinen Kickern irgendeinen Vorwurf zu machen. Im Gegenteil: Andere Teams in der Kreisliga 1 waren gewaltig ins Trudeln gekommen, als ihnen die entscheidenden Kräfte durch Verletzungen abhanden kamen. Obwohl Lindauer fast eine gesamte Mannschaft ersetzen musste, hielten seine Kicker stets einen beruhigenden Abstand zur Abstiegszone.
„Das muss man erst einmal wegstecken“, lobte Lindauer das Team für seine Mentalität. „Das war eine riesige Charakterleistung.“ Weil sie in der Spielgemeinschaft alle Courage besitzen, entwickelte sich die Fusion der Wildsteiger und Rottenbucher unter Lindauers Leitung zu einer Erfolgsgeschichte. Die Basis war bereits im Nachwuchsbereich gelegt worden, wo einige Kicker bereits in einer Mannschaft gespielt hatten. Das Training und die Spiele waren dann auch mehr als sportliche Ertüchtigung. Hin und wieder zog der gesamte Kader um die Häuser. „Da waren schon coole Sachen dabei“, freute sich Lindauer. Er wusste, dass durch solche Aktionen der interne Zusammenhalt noch weiter gestärkt wurde.
In den nächsten Monaten wird der Vater von zwei Kindern im Alter von acht und fünf Jahren mehr Zeit für seine Familie haben. Schon jetzt sehen sie ihn häufiger als sonst. Und seit dem Frühjahr gehört der Papi am Sonntag sowieso ihnen. Ob er noch einmal auf die Bank zurückkehrt, ist von seiner gesundheitlichen Entwicklung abhängig. Ausschließen möchte er diesen Gedanken nicht. „Vielleicht werde ich in ein paar Jahren wieder Trainer sein.“ Bis zu seiner Rückkehr führt zunächst Hubert Jungmann als Trainer die Geschicke der Mannschaft. Der ehemalige Trainer des TSV Peißenberg findet einen intakten Kader vor. Da ist es gut möglich, dass ihn irgendwann seine Kicker auch mit einem kleinen Hausbesuch überraschen.