2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Sehr erfolgreich spielt der Ex-Hoffenheimer Philipp Klingmann, jetzt beim KSC.  Foto/Grafik: picture-alliance/cwa
Sehr erfolgreich spielt der Ex-Hoffenheimer Philipp Klingmann, jetzt beim KSC. Foto/Grafik: picture-alliance/cwa

"Zugetraut hätte ich es mir schon"

FuPa-Interview mit KSC-Profi Philipp Klingmann (24) +++ Ex-Hoffenheimer gehört jetzt zu den Leistungsträger beim erfolgreichen KSC

Er kommt aus Meckesheim-Mönchzell, einem Nachbarort von Sinsheim-Hoffenheim. 11 Jahre lang war Philipp Klingmann Spieler der TSG 1899 Hoffenheim, fast alle Jugendmannschaften durchlief er beim Bundesligisten. Als dienstältester Hoffenheimer Spieler bekam er beim Bundesligisten jedoch keine Möglichkeit seine Qualitäten in der 1. Mannschaft zu zeigen. Vor der Saison 2012/13 wechselte er von der Hoffenheimer U23-Mannschaft zum Drittligisten Karlsruher SC. Im Monat Oktober wurde er im Südwestfunk zum „Spieler des Monats“ gewählt. Zwei Monate zuvor hat er erfolgreich sein Studium der Betriebswirtschaft mit Bachelorprüfung abgeschlossen.

Im FuPa-Interview gibt der sympathische und bodenständige 24-jährige Einblicke über seinen neuen und alten Verein.

Der KSC steht auf Platz 3 in der 3. Liga, seit 10 Spielen seid Ihr ungeschlagen. Was sind die Hauptgründe für Euren positiven Lauf ?
Philipp Klingmann: Wir haben jetzt die Aufstellung und ein System gefunden das glänzend harmoniert und erfolgreich ist. Am Anfang der Saison musste der Trainer noch vieles ausprobieren, wir haben unsere Laufwege akribisch einstudiert, jeder kennt seine Aufgaben, darin sehe ich die Hauptgründe für unseren Aufschwung.

Mit einem Torverhältnis von 34:13 Toren hat der KSC die wenigsten Gegentore und die zweitmeisten Treffer in der 3. Liga erzielt.
Ph. Klingmann: Das liegt daran, dass wir in der Defensive kompakt verteidigen und in der Abwehr super stehen. Unser Spiel ist geprägt davon, dass wir früh den Ball erobern und unsere Stürmer schon vorne Druck machen. Jetzt haben wir auch das Glück und machen die Bälle ins Tor rein, was zu Beginn der Runde nicht immer geklappt hat.

"Möchte mit dem KSC aufsteigen"

Wie würdest Du selber Deine Spielpostion und Aufgabe in der KSC-Elf beschreiben?
Ph. Klingmann: Als rechter Verteidiger bin ich Mitglied in der Vierer-Abwehrkette und muss hierbei meisten gegen die besten und schnellsten Gegenspieler des Gegners ran, um deren Spielaufbau zu unterbinden. Gleichzeitig soll ich eigene Impulse für unseren eigenen Spielaufbau nach vorne bringen.

Im Monat Oktober wurdest Du zum Spieler des Monats beim SWR gewählt. Ist dies ein Indiz, dass es ein weiterer Fehler der TSG 1899 Hoffenheim war, dich ziehen zu lassen?
Ph. Klingmann: Ja, dazu kann ich wenig sagen. Ein Fehler das glaube ich nicht, da es auf meiner Positon in Hoffenheim genügend andere Spieler vor mir gab. Die letzten ein bis zwei Jahre war ich auch nicht mehr im engeren Kader dabei, dass ich eine Chance in der 1. Mannschaft bekommen hätte. Zugetraut hätte ich es mir aber schon. Ich schaue jetzt aber nach vorne und möchte mit dem KSC aufsteigen.

Die Enttäuschung war also schon da, keine richtige Chance im Hoffenheimer Profiteam erhalten zu haben?
Ph. Klingmann: Klar ist man enttäuscht, doch das ist jetzt kein Thema mehr. Ich fühle mich pudelwohl in Karlsruhe, es war der richtige Schritt für mich zum KSC zu wechseln.

Trainingszentren kann man nicht vergleichen

Was war die größte Umstellung für Dich beim KSC, nach 11 Jahren Hoffenheim?
Ph. Klingmann: Die größte Umstellung war, dass ich jetzt von zu Hause in Mönchzell weg bin und nun in Karlsruhe wohne. Bin jetzt viel selbstständiger geworden und mehr auf mich allein gestellt. Das Umfeld und die Trainingszentren beider Vereine kann man ganz und gar nicht miteinander vergleichen, die sind total unterschiedlich. Meinen Wechsel nach Karlsruhe sehe ich absolut positiv und sportlich hat er mich auch vorangebracht. Hier musste ich mich neu beweisen und ich konnte noch ein paar Prozentpunkte mehr aus mir herauskitzeln.

Über die herausragenden Trainingsbedingungen in Hoffenheim wird aufgrund der derzeit sportlichen Talfahrt viel diskutiert. Lernt ein Profispieler die tollen Rahmenbedingungen erst richtig einzuordnen, wenn er sie nicht mehr hat?
Ph. Klingmann: Wie schon gesagt, natürlich habe ich diese Umstellung bei meinem Wechsel zum KSC auch bei mir verspürt. Es gibt nicht mehr viele bessere Trainingsbedingungen in Deutschland, als die bei der TSG Hoffenheim, darüber muss man sich schon im Klaren sein.

"Max machen" geht überhaupt nicht.

Dein letztjähriger Trainer Frank Kramer hat diese Woche das Bundesliga-Team der TSG übernommen. Wie hast Du ihn als Trainer erlebt?
Ph. Klingmann: Ich habe ein Jahr unter ihm bei der U23 gespielt. Er ist ein ganz positiver Mensch und kompetenter Trainer, der auf die winzigsten Kleinigkeiten achtet und ganz akribisch arbeitet. Für ihn steht der Mannschaftserfolg an vorderster Stelle, er greift knallhart durch, wenn einer glaubt den "Max machen" zu müssen. Ich selber war nicht überrascht, dass er diesen Trainerjob übertragen bekam.

Gibt es Vergleiche zu Deinem aktuellen Trainer Markus Kauczinski?
Ph. Klingmann: Beides sind junge Trainer, die eine ähnliche Philosophie verfolgen. Das taktische Gespür mitbringen, wie man eine Mannschaft anzupacken hat. Die Voraussetzungen für einen Bundesligatrainer bringen beide mit, nebenbei sind sie auch noch befreundet.

Wie wichtig ist Spielmacher Hakan Calhanoglu für Euer Spiel und den weiteren Verlauf der Saison? Er hat bereits einen Vorvertrag beim HSV unterschrieben, es gab Gerüchte er wechselt eventuell schon in der Winterpause?
Ph. Klingmann: Ich gehe davon aus, so wie auch berichtet wurde, dass er bis zum Saisonende beim KSC bleibt. Ich habe selten einen so jungen Spieler mit 18 Jahren gesehen, der über eine solche Technik verfügt. Es ist schon toll anzusehen wie er die Tore vorbereitet.

Philipp, wir bedanken uns ganz herzlich für dieses Gespräch und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg!
Aufrufe: 05.12.2012, 21:00 Uhr
Michael CzinkAutor