2024-05-17T14:19:24.476Z

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Sieht auch nach dem Derbysieg nicht alles rosarot: Türkgücü-Coach Andreas Heraf.
Sieht auch nach dem Derbysieg nicht alles rosarot: Türkgücü-Coach Andreas Heraf. – Foto: Ulrich Wagner/Imago
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Türkgücü München: Aufstieg und Fall der selbsterklärten zweiten Kraft Münchens

Auf den Durchmarsch folgt die Abmeldung

Die Saison ist vorbei. Nach erfolgreichen letzten Jahren muss Türkgücü München aufgrund der Insolvenz den Spielbetrieb in der 3. Liga einstellen.

München - Am Ende ging alles ganz schnell: Für Türkgücü geht es in der 3. Liga nicht weiter. Nach dem Insolvenzantrag wurde kein neuer Investor gefunden. Auch aufgrund des Punktabzugs waren potenzielle Geldgeber, trotz zuletzt guter Leistungen der Mannschaft, abgeschreckt. Nun müssen die Münchner wegen der zu hohen Kosten den Spielbetrieb einstellen. Der Verein wird aus der 3. Liga abgemeldet und alle Spiele werden aus dem Plan gestrichen.

Damit ist der tiefe Fall Türkgücüs besiegelt. Der fulminante Durchmarsch von der Landesliga in den Profibereich hat vorerst sein jähes Ende gefunden. Wir blicken auf die Ära Kivran bei Türkücü München zurück.

Türkgücü München: Von der Landesliga in die Regionalliga

2008 schlossen sich der Kreisligist Türkischer SV München und der Bezirksligist SV Ataspor München zum Vorgängerverein SV Türkgücü-Ataspor zusammen. Fünf Jahre spielten die Münchner in der Bezirksliga, bevor 2013 der Aufstieg in die Landesliga gelang.

2016 folgte der Knackpunkt der jüngeren Vereinsgeschichte: Hasan Kivran stieg als Präsident und Investor ein. Das ambitionierte Ziel: der Regionalliga-Aufstieg bis 2020.

In der Saison 2017/18 folgte dann der erste Aufstieg. Nachdem vom Bayernliga-Meister FC Unterföhring unter anderem Trainer Andreas Pummer und fünf Spieler, darunter auch Yasin Yilmaz, losgeeist wurden, gelang nach einem Zweikampf mit dem SE Freising der Weg in die Bayernliga. Auch dort war Türkgücü nicht zu halten. Gleich in der ersten Saison wurde der Durchmarsch in die Regionalliga perfekt gemacht. Noch ein Jahr früher als geplant.

Durchmarsch fortgesetzt: Aufstieg in den Profifußball

In Folge der Meisterschaft wurde abermals der Kader neu zusammengestellt. Veränderungen gab es auch auf den funktionellen Positionen im Verein. Reiner Maurer übernahm zur Saison 19/20 den Posten des Cheftrainers und Robert Hettich wurde Geschäftsführer. Neben personellen Veränderungen wurde auch der Vereinsname angepasst. Aus SV Türkgücü-Ataspor wurde Türkgücü München.

Der Erfolg ging auch mit dem neuen Namen weiter. Die Hinrunde beendeten die Münchner auf Platz eins und feierten somit die Herbstmeisterschaft. Im Winter wurde der Ex-Bundesligaspieler Sercan Sararer verpflichtet. Geschäftsführer Hettich musste hingegen gehen. Maximilian Kothny übernahm. Als die Spielzeit aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen wurde, lag man immer noch gefestigt auf dem ersten Rang, weshalb der BFV den Verein als Meister anerkannte und in die 3. Liga beförderte.

Kontrovers ging es aber um das Thema DFB-Pokal her. Aufgrund des Saisonabbruchs durften die Münchner zwar in die 3. Liga aufsteigen, mussten dafür aber auf die Teilnahme am DFB-Pokal verzichten. Die erhielt dafür der Regionalligist 1. FC Schweinfurt. Infolgedessen zog Türkgücü vors Gericht und legte Einspruch ein. Am Ende jedoch ohne Erfolg.

Pokalerfolg: Türkgücü München das erste mal im DFB-Pokal vertreten

Neutrainer und Ex-Löwe Alexander Schmidt etablierte den Neuling sofort im Profibereich. Zur Winterpause belegte der Aufsteiger den achten Tabellenrang. Für die Ansprüche von Präsident Kivran allerdings mittlerweile zu wenig. Nach einer turbulenten Winterpause und mehreren sieglosen Spielen trennte sich der Drittligist letztlich von Schmidt. Für viele Beteiligten der Anfang vom Ende. Co-Trainer Pummer übernahm bis Saisonende. Am Ende sprang mit 47 Punkten Platz 13 heraus.

Kontrovers diskutiert wurde auch immer wieder das Auftreten der Geschäftsführung um Max Kothny. Der 25-Jährige sah die 3. Liga nur als Durchgangsstation und erklärte seinen Verein kurzerhand zur zweiten Kraft im Münchner Fußball. Das kam nicht überall gut an.

Highlight der Saison war der Gewinn des bayerischen TOTO-Pokals, welchen man zum ersten Mal feiern konnte. Dies bedeutete im Zuge dann auch die erste Teilnahme der Vereinsgeschichte am DFB-Pokal, welche die Münchner in der Folgesaison 2021/22 bestreiten durfte. Ein kleiner Trost letztendlich für die entzogene Teilnahme der Vorsaison. Von Erfolg war der Pokal jedoch nicht gekrönt. Türkgücü schied in der ersten Runde gegen Union Berlin aus.

Türkgücü zum ersten mal in der Vereinsgeschichte im DFB-Pokal
Türkgücü zum ersten mal in der Vereinsgeschichte im DFB-Pokal – Foto: Matthias Balk/dpa

Die erst einmal letzte Saison im Profibereich

Dies geschah bereits unter dem neuen Trainer Petr Ruman, der Türkgücü in die 2. Bundesliga führen sollte. Nach neun Spieltagen war für den Tschechen allerdings schon wieder wegen Erfolgslosigkeit. Peter Hyballa übernahm, allerdings nur für sieben Spielen. Andreas Heraf wurde im Januar der dritte Cheftrainer und sollte die abstiegsbedrohten Münchner aus der Krise zurück in die Erfolgsspur bringen.

Ende Januar 2022 stellte der Verein jedoch einen Antrag auf Insolvenz. Hasan Kivran hatte das Interesse an seinem Spielzeug verloren. Daraufhin belegte der DFB den Verein mit einem Abzug von elf Punkten, welche den Klub in noch größere Abstiegsnot stürzte. Trotz in der Rückrunde überzeugender Leistungen, großer Moral der Mannschaft, die unter anderem sogar die Bereitschaft zu Gehaltsstreichungen signalisierte, fand sich kein neuer Investor. Daher musste der Verein den Spielbetrieb in der 3. Liga letztendlich einstellen. Wie es in der neuen Saison bei Türkgücü weitergeht, ist noch völlig offen. (Sebastian Isbaner) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Aufrufe: 024.3.2022, 15:02 Uhr
Sebastian IsbanerAutor