2024-06-14T06:55:53.576Z

FuPa Portrait
Foto: Marco Cirrincione
Foto: Marco Cirrincione

Schalke-Keeper Alexander Nübel: Wie alles in OWL begann...

Der einzige Spieler, auf den sich der FC Schalke 04 in der Saison 2018/19 wirklich verlassen konnte, war Torwart Alexander Nübel. Doch der wollte in der Jugend zunächst überhaupt nicht ins Tor.

Es ist eines dieser typischen Fußballmärchen, die wir alle schon einmal gehört haben – und doch nie wirklich glauben können. Und dennoch hören wir sie uns immer wieder gerne an. Das ist die Geschichte von Alexander Nübel, jenem Alexander, der beim Bundesligisten FC Schalke 04 zwischen den Pfosten steht. Begonnen hat seine Reise in Ostwestfalen, genauer gesagt in Paderborn. Eigentlich wollte der junge Alexander nie ins Tor, schließlich konnte er doch „Fußball spielen“. Er war ein guter Feldspieler, sagten „sie“. Doch Marco Cirrinione, seines Zeichens einst Trainer im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des SC Paderborn, sah in ihm etwas anderes. Und wie der Zufall es so wollte, steckte Cirrinione den Nübel ins Tor – und bemerkte dort sein besonderes Talent auf dieser Position.

Wir schreiben das Jahr 2005 und Alexander Nübel ist neun Jahre alt. Er wechselt gerade in die neu gegründete U11 des SC Paderborn. Eigentlich zu jung für die Truppe, doch sein Talent als Feldspieler überzeugte die damaligen Trainer. Einer davon war Marco Cirrincione, der insgesamt elf Jahre im NLZ tätig war und der in seiner Paderborner Zeit einige Talente betreuen durfte.


So kam Nübel ins Tor

Zunächst dachte niemand daran, Alexander Nübel ins Tor zu stellen, denn er war schließlich auch ein guter Feldspieler. Außerdem hatte der SCP zwei „gelernte“ Torhüter, doch einer von beiden wollte mitten in der Saisonvorbereitung aufhören und lieber Tischtennis spielen. Nur ein Torwart war für eine so junge Mannschaft zu wenig, so wurde in der Gruppe gefragt, wer sich als Torwart versuchen wollte.

Aus Spaß ging einfach mal Alexander Nübel ins Tor. „Alex, fand gewisse Torschussübungen ganz toll, insbesondere, wenn viele Schüsse auf ihn zukamen. Diese Action mochte er“, erinnert sich Cirrincione zurück. Da zeigte sich zum ersten Mal das Talent als Torhüter bei Nübel. Weitestgehend agierter er aber weiterhin als Feldspieler, half im Training aber immer häufiger zwischen den Pfosten aus.

Foto: Marco Cirrincione

Am 25.10.2008 lief Nübel erstmals in einer Bezirksliga-Begegnung (gegen den SC Verl) als Torwart auf. Der SCP gewann 2:0 – und das Rückspiel sogar noch deutlicher mit 5:0. Dieses Mal war Nübel jedoch nur eine Halbzeit im Tor: „Alex hat in der Halbzeit gemeckert... es sei ihm im Tor zu langweilig. Dann haben wir ihn im Feld eingesetzt und er hat den Sieg noch mit zwei weiteren Toren veredelt“, berichtet sein ehemaliger Trainer schmunzelnd.

In der damaligen Saison wechselte der heutige Schalke-Keeper immer häufiger zwischen Feldspieler und Torwart. Doch seine Begabung war unverkennbar: „Ganz ehrlich, das war damals keine große Kunst zu erkennen, welches Talent der Junge für die Torwart-Position hatte. Aber auch auf dem Feld war er ziemlich gut. Vielleicht wäre es damals auch nicht verkehrt gewesen, ihn parallel weiter als Feldspieler auszubilden. Zu seinen Stärken gehörte besonders das Kopfballspiel. Ich warte nur darauf, dass Alex bald in der Bundesliga in der letzten Minute nach einer Ecke einköpft.“ sagt Cirrincione.


„Jetzt ist Schluss, du gehst ins Tor“

Der Fußballverband Westfalen ist mit den NLZ-Trainern im ständigen Austausch und beruft die besten Akteure eines Jahrgangs zu der Westfalenauswahl. So war es auch, als einer der damaligen Verbandssportlehrer Hans Danner sich mit Cirrincione austauschte und in einem Nebensatz erwähnte, dass in dem Jahrgang zwischen den Pfosten der Konkurrenzkampf noch ausbaufähig wäre. „Irgendwie musste ich direkt an Alex denken, bat Hans mich aber nicht auszulachen, denn der wäre eigentlich ein Feldspieler“, erinnert sich der Ex-SCP-Nachwuchstrainer noch gut. „Natürlich wurde auf der anderen Seite geschwiegen – und dann nach meinem Geisteszustand erkundigt.“

Foto: Marco Cirrincione

Doch nachdem Danner mehrfach versichert wurde, dass dieser Feldspieler tatsächlich Torhüterformat besäße, begutachtete der Verbandsmensch Alexander Nübel. Und siehe an, er ließ sich überzeugen. Mit dem U14-Alter schließlich war Nübels häufigste Spielposition im Tor und der Verein trainierte mit damaligen TW-Trainer Szolt Petry (heute bei Hertha BSC) intensiv an seinen Flugkünsten. Im Gegenzug wurden die Feldspielerzeiten reduziert. Dass dieser Quereinsteiger es zum Bundesliga-Profi schaffen sollte, darauf hätte wohl niemand gewettet.


Nübel zeigt sich privat noch in Paderborn

„Alex war bodenständig und hatte immer Bock auf Fußball. Sein Charakter und vor allem sein angenehmes Elternhaus, welches immer die Trainer in Ruhe arbeiten ließ und Alex komplett unterstützte trugen dazu bei, dass er „normal“ geblieben ist. „Ich hatte bei ihm schon früh ein gutes Gefühl und habe ihn sogar damals perspektivisch im bezahlten Fussball gesehen. Dass er es dann sogar in die Belletage geschafft hat, ist sein Verdienst für harte Arbeit und vor allem Dranbleiben“, sagt Cirrincione.

Bis vor einem Jahr sahen sich die beiden ab und an auf Paderborner Events, wie dem Silvester-Cup oder bei Tennisturnieren. „Ich freu mich immer, wenn ich ihn sehe und oftmals reden wir dann auch kurz. Er ist immer noch derselbe. Ich glaube deshalb ist er auch so beliebt auf Schalke. Letztes Jahr erkannte ihn witzigerweise noch niemand, ob er in diesem Jahr so unbehelligt noch dort rumlaufen kann, ist wohl eher fraglich“, sagt Cirrincione. Sicher ist allerdings eines: Wenn bei den Knappen die vielzitierte „Null“ stehen muss, vollbringt der Ostwestfale schon mal Wunder und treibt selbst gestandene Top-Profis zur Weißglut.

Aufrufe: 04.6.2019, 14:00 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor