Jede Karriere eines Fußballers hat mal irgendwo angefangen. Selbst die ganz Großen ihrer Zunft haben vermutlich schon einmal auf einem Dorfplatz um drei Punkte gekämpft. Aber doch wirkt die Vorstellung surreal, dass selbst Welttorhüter Manuel Neuer vom FC Bayern München vor vielen, vielen Jahren einmal Stammtorhüter in der Oberliga war.
Als Gelsenkirchener Junge startete Manuel Neuer 1991 als 5-Jähriger in der Jugendabteilung des FC Schalke 04 durch. In Königsblau avancierte er durch phänomenale Leistungen in der Bundesliga und Champions League zum gefragtesten Torhüter auf dem Planeten. Die Nominierung zur Nationalmannschaft und ein Wechsel zu einem noch größeren Klub waren die Folge seiner herausragenden Entwicklung.
Doch wie kann die Nummer eins des FC Bayern, die 2014 Weltmeister wurde und 2013 und 2020 die Königsklasse gewann, einst Stammkraft in der Oberliga gewesen sein?
Neuer durchlief Schalkes Jugendabteilung und war in sämtlichen Jugendmannschaften gefragt. In der A-Junioren-Bundesliga stand er insgesamt in 30 Partien im Kasten, absolvierte parallel zwei Spiele für die Zweite - einmal in der Regionalliga Nord und einmal in der Oberliga Westfalen. Nach seiner U-Zeit unterschrieb Neuer einen Profivertrag bei 04 und war hinter Frank Rost (mittlerweile Pferdezüchter) und Christofer Heimeroth (Teammanager bei Borussia Mönchengladbach) die Nummer drei, also brauchte er Spielpraxis.
Als Manuel Neuer in der Oberliga-Saison 2005/06 für Schalke II auf den Plätzen von Fichte Bielefeld, dem SC Verl oder SpVgg Erkenschwick auflief, rechneten wohl die wenigsten mit dem eingetroffenen Karriereverlauf. In 20 Spielen zeigte er sein Können, für die Knappen reichte es am Ende für den vierten Rang. Meister der Westfalen-Staffel wurde übrigens die Reserve-Mannschaft von Borussia Dortmund.
In der Folge-Spielzeit 2006/07 musste Neuer ebenfalls in der Zweitvertretung ran, allerdings nur in drei Partien. Bereits am zweiten Spieltag der Bundesliga feierte der damals 20-Jährige auf dem ehrwürdigen Tivoli sein Debüt, weil Rost verletzt fehlte. Schalke feierte einen 1:0-Sieg gegen Alemannia Aachen - und nach einem Zwist zwischen Trainer Mirko Slomka und dem etatmäßigen Stammtorhüter rückte Neuer plötzlich dauerhaft zum gesetzten Keeper auf.
Und so schaffte es Manuel Neuer auch über Einsätze auf Dorfplätzen in die große Fußballwelt. Zugegeben, der Gedanke daran, dass der vielleicht beste Torhüter aller Zeiten in Erkenschwick, Herne oder Hüls in seine Senioren-Laufbahn gestartet ist, scheint eher aus einer Feder zu stammen als der Realität zu entsprechen, doch dieser Werdegang gibt den Talenten sicherlich auch Hoffnung. Der Traum vom Profifußball lebt auch nach dem Nachwuchsleistungszentrum weiter.