2024-05-17T14:19:24.476Z

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Es gilt, die letzten Kräfte für die Rettung zu mobilisieren: Löwen-Trainer Argirios Giannikis mit Tim Rieder.
Es gilt, die letzten Kräfte für die Rettung zu mobilisieren: Löwen-Trainer Argirios Giannikis mit Tim Rieder. – Foto: Sampics

1860 taumelt – Giannikis will Klassenerhalt gegen Ex-Klub besiegeln: „Maximal ambitioniert“

„Wir haben zwei Matchbälle!“

Der TSV 1860 München kämpft in Essen um den Verbleib in der 3. Liga. Für Argirios Gianniki ist es das Duell gegen den Ex-Klub.

München – Freitagabend, Flutlicht – und eine Fülle an Geschichten, die sich um dieses Traditionsduell ranken. Argirios Giannikis hat Rot-Weiss Essen trainiert (2017/18) und kehrt mit 1860 an die Hafenstraße zurück. Marc-Nicolai Pfeifer ist den umgekehrten Weg gegangen: Bis Anfang des Jahres Sportboss bei den Löwen, ab Sommer dann in vergleichbarer Position bei RWE.

TSV 1860 München will in Essen den Klassenerhalt klar machen

Beide Vereine verbindet der Drang zum Drama: Als Altmeister (1955 bzw. 1966) stürzten sie böse ab, zwischenzeitlich bis ins Amateurlager. Am vorletzten Spieltag der Saison 2023/24 ist es aber die vielschichtige sportliche Akutlage, die Brisanz liefert: Essen will noch aufsteigen, 1860 den Abstieg vermeiden – und ganz nebenbei hofft die SpVgg Unterhaching, die wieder auf DFB-Pokal-Platz vier schielt, dass sich die Giesinger für die in Halle geleistete Nachbarschaftshilfe revanchieren.

Spannend vor allem aus Sicht der Gäste: Bekommt Giannikis mit 1860 die Kurve? Bringt er den viel zitierten Rettungsmarathon endlich ins Ziel, nachdem das Polster auf Platz 17 (Halle) durch sechs Niederlagen in neun Spielen von 14 auf fünf Punkte geschmolzen ist? Dank Hachinger Hilfe ist die Lage ernst, aber keineswegs hoffnungslos.

Der einfachste Weg zur Löwen-Rettung wäre ein Punktgewinn in Essen. Aber: Selbst bei einer weiteren Niederlage könnte es tags drauf kollektive Sofa-Stoßseufzer geben. Nur für den Fall, dass Halle in Bielefeld gewinnt, gäbe es am letzten Spieltag ein Nervenfinale, dann allerdings für beide Vereine, denn 1860 biegt mit 43 Punkten auf die Zielgerade ein, Bielefeld mit 42 – und der akut bedrohte Drittliga-Dino Halle (38) muss ohnehin beide letzten Spiele gewinnen (nach Bielefeld noch Dortmund II), um mindestens einen Widersacher hinter sich zu lassen.

„Das ist facettenreich, jedes Spiel schreibt seine eigene Geschichte.“

Argirios Giannikis, Trainer des TSV 1860 München, über den jüngsten Negativtrend.

Theoretisch kann es auch noch den Waldhof erwischen (40 Punkte, Sandhausen daheim, Aue auswärts). Kurzum: Ein mehrfach gesichertes Fangnetz sorgt dafür, dass die Löwen ohne den ganz großen Mentaldruck in Richtung Westen aufgebrochen sind.

Vorher stand in Giesing am Mittwoch die Spieltags-PK an – und auf der schaffte es Giannikis, angemessen ernst zu klingen, gleichzeitig aber nach kaum erhöhtem Ruhepuls. „Wir haben zwei Matchbälle. Einen von beiden wollen wir schnell nutzen, um den letzten Schritt über die Ziellinie zu gehen und die Klasse zu halten“, sagte der Coach, dessen Heilsbringer-Image nach anfänglicher Superserie (18 von möglichen 24 Punkten) zuletzt gelitten hat (5 von 27). Auf die Frage, was den Leistungseinbruch seines Teams ausgelöst hat, hatte er keine Pauschal-Erklärung parat. „Das ist facettenreich, jedes Spiel schreibt seine eigene Geschichte“, sagte er: „Fakt ist: Die Chronologie ist, wie sie ist. Wir müssen nach vorne schauen.“

Personell schaut er vor allem nach links hinten: Greilinger fehlt gelbgesperrt, dafür kehrt Kwadwo nach Rotsperre zurück. Mit dem Team hat er Tacheles geredet. Aber, sagt er: „Ich glaube, es ist eine Kopfsache. Der eine verkrampft bei Druck, beim anderen setzt es Kräfte frei.“ Der Auftrag: „Wir müssen unsere Stärken auf den Platz bringen und kühlen Kopf bewahren. Es wird ein heißes Spiel. Wir sind maximal ambitioniert, es zu gewinnen. Der Fokus gilt allein unserer Leistung.“ Im Idealfall kann man danach ganz entspannt schauen, was Bielefeld, Halle und Mannheim machen. (Uli Kellner)

Aufrufe: 010.5.2024, 08:13 Uhr
Uli KellnerAutor