2025-01-21T08:21:30.394Z

Spielbericht

Zweiter Sieg für die Zweite - Ein ottoscher Rückblick

Seit 60 Jahren aktiv im Verein, seit 40 Jahren Vorstand und das letzte Pflichtspielt mit 61, aber heute feiere ich meine Premiere als Kolumnist. Ich kanns auch sagen, ohne mich - Günther Otto - läuft beim ABV nix.

Aber mal von Anfang an. Schon als ich die ABV-Arena betreten habe, wurde mir wieder klar, dass früher, alles anders war. Da hatten wir keine schicken, leuchtenden Funktionsshirts, sondern Wollpullis, und wenn’s geregnet hat, haben wir uns einfach den Dreck vom Gesicht gewischt. Ein paar Schrammen und blaue Flecken gehörten zum guten Ton, und am nächsten Morgen war der Muskelkater der einzige Beweis, dass man alles gegeben hatte. Und heute? Die Jungs schauen lieber zweimal auf den Rasen, ob nicht doch noch ein Gänseblümchen im Weg ist, bevor sie sich zu einem Zweikampf durchringen.

Es ging ja schon ordentlich los. In der 13. Minute hat unser Theo Jaspert auf Vorlage von Niklas Fischer das 1:0 gemacht - ganz ordentlich gemacht, muss ich zugeben, auch wenn ich den Stolperer und den Haken nicht gebraucht hätte. Aber dann, typisch für die jungen Hüpfer flog uns schon das 1:1 um die Ohren. Nach einem Freistoß an die Latte standen die AllerBestenVreunde wie versteinert da und die Münsteraner konnten ungestört auf 1:1 stellen.

Zum Glück ließ der ABV sich davon nicht aus der Ruhe bringen. In der 29. Minute köpfte Niklas Fischer nach einer Ecke von Jaspert das 2:1 rein. Schönes Tor, aber unser Bübchen war auch glockenfrei. Und dann das 3:1 in der 39. Minute – ein Eigentor von Münster nach einer scharfen Hereingabe von Theo. Ein Geschenk vom Gegner, aber, hey, auch das muss man erstmal annehmen.

Halbzeitpause: die Jungs trinken ihren Elektrolyt-Quatsch, und ich schüttel nur den Kopf. Wasser hat uns früher gereicht, vielleicht mit einer halben Zitronenscheibe im Meisterschaftsspiel. Diese ganze Ernährungssache ist doch auch nur was für Feingeister.

Nach der Halbzeit ging's erstmal ordentlich los. Johannes Bodenstein haute in der 49. das 4:1 rein. Die Münsteraner schauten schon fast genauso müde aus der Wäsche wie ich nach einer Doppelschicht beim Vereinsfest. Aber dann ging's los mit der Pseudo-Show: Hackentricks, Lupfer, Ball ins Nichts und ans eigene Schienbein, bis plötzlich Münster zum 4:2 und – ich traute meinen Augen kaum – 4:3 nachlegte. Ihr hättet das sehen sollen: Unser Team stand da wie angewurzelt, als hätte sich der Rasen plötzlich in Treibsand verwandelt. Die Münsterschen witterten Morgenluft und waren kurz davor, das Ding wirklich zu drehen. Früher hätten wir uns sowas nicht gefallen lassen!

Dann, zum Glück, kam in der 80. Minute Micha Reißer, der frisch eingewechselte Joker, und schoss das 5:3. Na endlich! Danach beruhigte sich das Spiel etwas, und der ABV kriegte wieder die Oberhand. In der 89. Minute erhöhte Stefanoff nach einer Ecke von Reißer auf 6:3. Da wurde ich dann fast sentimental – ich sag’s ungern, aber so was sehe ich auch heute noch gern, wenn der alte ABV mal zur Abwechslung das Tor trifft statt nur das eigene Nervenkostüm zu ruinieren.

Und als Krönung legte unser Holger Kaiser in der Nachspielzeit das 7:3 hin. Nach tollem Stellungsspiel – das muss ich ihm lassen, da war richtig Erfahrung im Spiel.

Das war dann auch das Ende des Dramas. Sieg ist Sieg, denkt ihr? Mag sein, aber bei der ganzen Show, da sehnt sich mein Herz nach den Zeiten, in denen Fußball noch Fußball war: hart, direkt und ohne Firlefanz.

Aufrufe: 011.11.2024, 22:51 Uhr
Holger KaiserAutor