2024-05-10T08:19:16.237Z

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Dominik von Maffei
Dominik von Maffei – Foto: THOMAS PLETTENBERG

Zweieinhalb Elfmeter in einem Spiel: Dominik von Maffei bewertet strittige WM-Szenen

Aus Vorrunde und Viertelfinale

Zum zweiten Mal während der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar analysiert Schiedsrichter-Lehrwart Dominik von Maffei strittige Szenen.

Landkreis – Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nähert sich dem Ende. Obwohl der Wettbewerb in Deutschland sehr umstritten ist, findet er auch nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft große Beachtung – auch bei den Fußballinteressierten im Landkreis Miesbach. Schiedsrichter-Lehrwart Dominik von Maffei aus Miesbach analysiert die Leistungen der Unparteiischen und einige strittige Szenen.

Vorrunde, 3. Spieltag: Ghana – Uruguay 0:2

Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert wurde nach dem Vorrundenspiel zwischen Ghana und Uruguay von den Südamerikanern hart kritisiert, da er ihnen in der Schlussphase einen vermeintlichen Strafstoß verwehrte. „Das ist ein klassischer Fall, in dem der Angreifer versucht, den Fuß reinzustellen und so einen Elfmeter zu provozieren und einen Kontakt mit dem Defensiv-Spieler herzustellen. Da gehen die Meinungen auseinander. Mir stellt sich die Frage, ob man bei einer solchen Szene kurz vor Schluss einen Strafstoß pfeifen muss. Man hätte sich die Szene sicherlich noch einmal anschauen können, aber für mich war das keine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters“, erklärt von Maffei.“ Den Elfmeter kann man geben, muss man aber nicht. Das rechtfertig aber keinesfalls, sich nach dem Spiel so aufzuführen, wie es die Spieler von Uruguay getan haben.“

Viertelfinale: England - Frankreich 1:2

Gleich zwei Elfmeter gab es im Viertelfinale zwischen England und Frankreich für die Briten. Den ersten verwandelte Harry Kane, den zweiten jagte er in die Wolken. Am Ende siegte Frankreich mit 2:1. Bereits im ersten Durchgang hatten die englischen Fans nach einem harten Einsteigen von Dayot Upamecano gegen Kane einen Strafstoß gefordert. „Kane will in den Strafraum laufen, Upamecano versucht, ihm den Ball zwischen den Beinen hindurch wegzuspitzeln. Dabei erwischt er ihm am rechten Knie. Der Kontakt ist klar außerhalb des Strafraums. Ich finde es schade, dass der Schiedsrichter das nicht sofort sieht, weil es ein klares Foul war. Als dann der VAR die Szene überprüft, stellt er klar fest, dass das Vergehen außerhalb des Strafraums ist und da der VAR nur im Strafraum eingreifen darf, kann er nicht reagieren“, erklärt der Miesbacher. Beim zweiten Elfmeter für England, den Kane verschoss, hätte es hingegen noch eine Verwarnung geben müssen. „Der englische Angreifer versucht, den Ball zu erreichen, aber es ist noch keine klare Torchance. Es wurde ein aussichtsreicher Angriff gegnerorientiert im Strafraum verhindert. Deswegen wäre die Verwarnung absolut gerechtfertigt gewesen. Rot war es nicht, weil der Angreifer den Ball noch nicht kontrolliert hat“, sagt von Maffei. Dafür hätte der zweite Treffer für Frankreich nicht zählen dürfen. Vor dem 2:1 von Olivier Giroud hatte England auf Handspiel reklamiert. „Giroud springt zum Kopfball hoch, touchiert den Ball unabsichtlich mit der Hand. Allerdings erzielt er unmittelbar nach dem Handspiel ein Tor. Daher hätte der Führungstreffer von Frankreich nicht anerkannt werden dürfen. Für mich war das eine klare Geschichte, dass der VAR nicht eingreift, finde ich schwach, das ist eigentlich seine Kernkompetenz.“, erklärt der Schiedsrichter-Lehrwart.

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Viertelfinale: Niederlande - Argentinien n.E. 3:4

Beim Spiel zwischen Holland und Argentinien kam es in der 88. Minute zur Rudelbildung und zu langen Diskussionen auf dem Feld, nachdem ein Argentinier den Ball auf die argentinische Spielerbank geschossen hatte. „Es war ein klares taktisches Foul durch den argentinischen Spieler, der Ball nach dem Pfiff mit großer Wucht in die niederländische Bank schießt. Die Auswechselspieler springen auf, rennen auf das Feld und verwickeln sich in hektische Diskussionen. Der Schiedsrichter steht hilflos daneben und kann wenig machen“, meint von Maffei. „Da ist es für den Schiedsrichter sehr schwer den Überblick zu behalten. Wichtig ist, dass der foulende Spieler die gelbe Karte sehen muss für das Foul und eigentlich wäre auch die gelb-rote Karte für das Treten des Balles auf die Spielerbank gerechtfertigt gewesen. Aber auch der holländische Auswechselspieler, der zuerst auf das Feld läuft, müsste bestraft werden.“ Doch das sei schwer zu sehen gewesen. Das Verhalten der Akteure sei eines Profis nicht würdig, befindet von Maffei. „Das Foul wurde gepfiffen, es gibt eigentlich keinen Grund für die Eskalation.“

Viertelfinale:Portugal - Marokko 0:1

Portugals Routinier Pepe beklagte sich nach dem Viertelfinalaus der Portugiesen gegen Marokko vor laufenden TV-Kameras über die seines Erachtens nach zu kurze Nachspielzeit von acht Minuten im zweiten Durchgang. Dominik von Maffei findet dafür wenig Verständnis: „Für mich gibt es keinen Anlass zur Kritik. In der zweiten Halbzeit war nicht sonderlich viel los, daher sind die acht Minuten Nachspielzeit für mich eh schon verhältnismäßig lange.“ Allerdings war das nicht der erste Fall bei dieser Weltmeisterschaft. ts

Aufrufe: 015.12.2022, 05:26 Uhr
Thomas SpieslAutor