Ja, man hatte sie auf dem Zettel. Aber zu den Topfavoriten gehörten weder der FC Eintracht Bamberg noch die DJK Gebenbach. Und dennoch standen die Oberfranken am Ende an der Spitze der Tabelle - gefolgt von den Oberpfälzern. Warum? "Weil man Fußball nicht immer logisch erklären kann", wie Gebenbachs damaliger Trainer Kai Hempel treffen zusammenfasst. Zehnter und somit vorletzter Teil der FuPa-Serie "Zu Höherem berufen", die sich mit den Meistern und Vizemeistern der Bayernliga Nord seit deren Gründung im Jahr 2012 beschäftigt.
Es gab in der Saison 2022/2023 Kader, die individuell hochwertiger bestückt waren. Die beiden Erstplatzierten allerdings hatten die Teams, die als solches am Besten funktionierten. "Die Truppe war homogen", arbeitet Hempel die wohl größte Qualität seiner damaligen Mannschaft heraus. Ähnlich sieht es auch Sascha Dorsch, Abteilungsleiter der FC Eintracht Bamberg, was seine Mannen betrifft. "27 Spiele in Folge ohne Niederlage - das ist schon besonders."
Wenn's läuft, dann läuft's. Meister und Vizemeister vor zwei bzw. drei Jahren surften mit Fortdauer der Saison auf der Erfolgswelle, die jeder Verein erwischen möchte - was einfacher klingt, als es tatsächlich ist. Fußball kann man eben nicht logisch erklären. "Dass wir dann noch im eigenen Wohnzimmer die Meisterschaft klar machen, ist fast schon kitschig", erinnert sich Dorsch an den vorletzten Spieltag. Mit einem furiosen 5:2 im heimischen Fuchs-Park-Stadion gegen Regensburg II krönten sich die Domreiter endgültig zum Champion.
Der große AHA-Effekt, dass es überhaupt soweit kommen könnte, erfolgte bereits in der kalten Jahreszeit. "In der Winterpause ist uns bewusst geworden: Wenn das so weitergeht, steigen wir ja noch auf", blickt der FCE-Funktionär zurück - und schmunzelt. Der Aufstieg ist das eine, Regionalliga das andere. Denn die 4. Liga bringt nicht nur sportliche Herausforderungen mit sich, sondern auch organisatorische und wirtschaftliche. "Im Frühjahr mussten wir dann für uns selber die Frage beantworten: Trauen wir uns das zu?"
Die Bamberger Antwort: Ja. Und im Gegensatz zu früheren Jahren stellten sich die Oberfranken nachhaltig auf. "Wir haben inzwischen zum Beispiel ein Helferteam, das massiv an Leuten mit Qualität hinzugewonnen hat", freut sich Dorsch. Einen Absturz bei einem möglichen Abstieg wie Mitte der 2010er Jahre schließt der Manager deshalb dieses Mal kategorisch aus. "Sportlich und wirtschaftlich werden wir nicht mehr so schnell umkippen." Aber, Achtung: Fußball kann man manchmal nicht logisch erklären...