
Koblenz. Nach 15 Minuten gab es bei den Wormaten eine größere Positionsrochade. Nicolas Obas hatte sich verletzt, humpelte vom Spielfeld und wurde durch Angreifer Noah Maier ersetzt. Das hatte einen neuen Linksverteidiger (Niklas Meyer), einen neuen Linksaußen (Marc Nauth) und einen neuen Mittelstürmer (Maier) zur Folge. VfR-Trainer Anouar Ddaou hatte sich in dem Moment nicht für einen Eins-zu-Eins-Wechsel (Luca Baderschneider), sondern für eine offensivere Variante entschieden. Dieser Plan ging bei der 1:2 (0:1)-Niederlage beim FC Cosmos Koblenz nicht auf. Das lag jedoch nicht an den Umstellungen während des Spiels, sondern an einer bekannten Schwachstelle der Wormaten.
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VfR verspielt Saisonziele innerhalb weniger Wochen
„Verloren haben wir aber nicht nur wegen der Standardsituation kurz vor Schluss”, erklärte Anouar Ddaou, „sondern weil wir aus zehn Chancen nur ein Tor machen.” Das spielentscheidende Tor fiel aus Wormser Sicht jedoch nach einem bestens bekannten Muster: nach einem Eckball des Gegners. Die 90 Minuten waren gerade abgelaufen, die Nachspielzeit hatte begonnen, da schraubte sich Cosmos-Hüne Milan Ziric (2,05 Meter) am ersten Pfosten bei einem Eckball der Cosmonauten hoch und köpfte zum Sieg der Koblenzer ein. Die Wormser hatten wieder eine Standardsituation des Gegners nicht verteidigt bekommen und erneut zumindest einen Zähler leichtfertig aus der Hand gegeben. Kurz darauf, als der Abpfiff ertönte, verharrten mehrere VfRler beinahe reglos auf dem Rasen und schüttelten immer wieder fassungslos den Kopf. Alle Saisonziele haben Kapitän Altin Vrella innerhalb sechs Wochen verspielt. Seit sieben Ligaspielen haben die Wormaten nicht mehr gewonnen, inzwischen den Anschluss an die Topteams der Liga verloren, sind im Pokal ausgeschieden und spielen nach dem Jahresabschluss gegen den FK Pirmasens (6. Dezember) wohl nur noch um einen vorderen einstelligen Tabellenplatz.
Im Koblenzer Stadion Oberwerth jubelte nach dem Abpfiff die durchsetzungsstärkere Mannschaft. Das Team, das aus zahlreichen Chancen immerhin zwei Tore erzielte. Und die etwas glücklichere – denn angesichts des Spielfeldes, das im Livestream des Spiels als Kartoffelacker beschrieben wurde, war ein reguläres Fußballspiel gar nicht möglich. Es sei hauptsächlich „Kampf und Krampf” gewesen berichtete Ddaou und sagte: „Also wer glaubt, dass man auf so einem Platz Fußball spielen kann, ...” Die Folge: Akteure beider Teams schlitterten nur so über den völlig ramponierten und glitschigen Rasen, rutschten weg und hatten den holpernden Ball selbst bei Situationen ohne Gegenspieler teilweise nicht unter Kontrolle.
Zweites Gegentor nach Fehler in eigenem Aufbauspiel
Der zweite Wormser Dämpfer auf dem seifigen Untergrund (nach dem Obas-Aus) ereilte die Wormaten, bei denen Rechtsverteidiger und VfR-Youngster Fridel Ralda de Oliveira ein gutes und unaufgeregtes Oberligadebüt feierte, in Minute 34. Aushilfs-Linksverteidiger Niklas Meyer hatte den Ball Cosmos im Aufbauspiel in die Füße gespielt und anschließend seinen Zweikampf auf der linken Abwehrseite verloren. Die Koblenzer nutzten den freien Platz und Stürmer Kelvin Lunga am zweiten Pfosten die Hereingabe, um den Ball zur Führung über die Linie zu drücken (34.).
Es blieb anschließend kein schönes Spiel, dafür aber eins mit Hochkarätern auf beiden Seiten. Mehrfach hatten die vom Stadionsprecher optimistisch auf 100 Zuschauer geschätzten Stadionbesucher den Torschrei auf den Lippen. Kurz nachdem ein Cosmos-Betreuer nach Kopf-an-Kopf-Auseinandersetzung mit Tom Fladung an der Seitenlinie die Rote Karte gesehen hatte (44.), stand den Cosmonauten der Pfosten bei einer möglichen 2:0-Führung im Weg. Niklas Meyer traf in Halbzeit für Worms ebenfalls das Gehäuse dieses Tores, als der Ball nach seinem Schuss gegen die Latte knallte (58.). Weit nach dieser Drangphase erlöste Flügelstürmer Nico Jäger sein Team, das zuvor durch Noah Maier (63.) und Marc Nauth (65.) den Ausgleich jeweils hätte erzielen müssen. Bei einem Durcheinander im Cosmos-Strafraum landete der Ball bei Jäger, der ihn mit Ruhe und Übersicht am womöglich kommenden WM-Torwart Josue Duverger (mit Haiti für Weltmeisterschaft qualifiziert) ins lange Eck einschob (85.). Der späte Ausgleich – aber nicht die letzte Pointe der Partie.