
Worms. Die Bilanz ist bescheiden. Vier Minuten gegen Auersmacher, vier Minuten gegen Wiesbach. Siebenmal ohne Einsatz im Kader, viermal gar nicht erst im Spieltagsaufgebot. Sportliche Ausrufezeichen setzte Rechtsverteidiger Moritz Gotthardt in dieser Saison bislang noch keine in der Oberliga. Während er in der Liga aber immerhin zwei Kurzeinsätze absolvierte, blieb er in allen vier Pokalspielen komplett außen vor. Spielpraxis sammelt er stattdessen in der Landesliga (vier Einsätze) – bei der Zweitvertretung der Wormser.
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Sein Trainer Anouar Ddaou, der bei der Auswahl seiner Mannschaft regelmäßig rotieren lässt, verweist bei der Personalie des 20-jährigen Rechtsverteidigers auf die „umkämpfte Position” und die „starke Konkurrenz” im Kader. Über Moritz Gotthardt sagt er: „Er ist bemüht und gibt sein Bestes, aber die anderen sind im Moment vorne.” Heißt für Gotthardt: Weiter Geduld haben, im Training Gas geben und sich bei den U21-Einsätzen empfehlen. „Am Ende liegt es am Spieler selbst”, erklärt Ddaou, der in diesem Zug auch Linksverteidiger Ajet Grajcevci (drei Einsätze in Liga und Pokal, 69 Einsatzminuten) und Ersatztorwart John Dos Santos (noch ohne Einsatz) nennt. „Für sie gilt das Gleiche.”
Welche Inhalte Ddaou im Spiel von Gotthardt vermisst, verrät er nicht. Nur so viel: „Ich hatte diese Woche ein langes Gespräch mit ihm und er weiß, in welchen Bereichen er sich entwickeln muss.” Für den ehrgeizigen Gotthardt, im Sommer 2022 vom Darmstadt 98 in die U19 der Wormser gewechselt, eine schwierige Situation.
Bei seiner Vertragsverlängerung Ende April schwang bei den VfR-Verantwortlichen der Wunsch mit, dass er als aufgerückter Jugendspieler mit seiner kämpferischen Spielweise und seinem Werdegang ein Vorbild für den eigenen Nachwuchs und ein wichtiger Eckpfeiler beim Neuanfang unter Ddaou im Sommer werden würde. In den Monaten vor der Sommerpause war er gesetzt. Wormatias Sportlicher Leiter Aydin Ay sagte damals: „Moritz zeigt, dass man es mit Fleiß und der richtigen Einstellung von der U19 in die erste Mannschaft schaffen und dort eine gute Rolle spielen kann. Der Weg von der U19 oder U21 zu einem Stammplatz im Oberligateam ist möglich und er ein gutes Beispiel dafür, wie wir gerne unsere Jugendspieler zukünftig integrieren möchten.“
An Einstellung und Wille mangelt es Gotthardt nicht – bei den Fitnesstests im Sommer lief er seinen neuen Mitspielern davon. Doch als die Saison dann begann, war er nicht gefragt. Statt eine Identifikationsfigur des Vereins zu werden, ist er aktuell nur eine Randfigur beim Oberliga-Team. Klar ist: Während in der Innenverteidigung nach dem Ausfall von Leo Klein (Schambein) aktuell U21-Spieler Elias Wekesser „Plan B” ist, stehen Ddaou auf den Außenverteidiger-Positionen mehrere Spieler zur Verfügung. Seit Saisonbeginn wechseln sich rechts und links Thomas Roetynck, Nicolas Obas, Vasileios Siontis und Malik Yerima ab. Zählt man Gotthardt und Grajcevci dazu, setzte Ddaou in seiner Debütsaison schon sechs Spieler auf den Außenverteidiger-Positionen ein.
Thomas Roetynck ist als Allrounder wertvoll und der offensivstärkste Außenverteidiger der Wormatia. Er kann beide Seiten beackern – defensiv wie offensiv. Auch Youngster Vasileios Siontis hat seinen Wert für das Team in dieser Saison schon auf verschiedenen Positionen bewiesen. Er verteidigte bereits rechts wie links und fällt auch im zentralen Mittelfeld mit seiner Zweikampfstärke und seinem Spielverständnis auf.
Gleiches gilt für Malik Yerima, der zuletzt stets auf der rechten Seite startete. Wie auch Obas, zuletzt auch im Zentrum gefragt, spielt er solide, wenig spektakulär und mit wenigen Ausreißern – weder ins Positive noch ins Negative. Viel Konkurrenz also für Moritz Gotthardt – die es laut Trainer Anouar Ddaou aktuell eben besser macht als Gotthardt selbst.