Der TSV 1860 München schied am Sonntag im Toto-Pokal-Viertelfinale bei Bayernligist FC Pipinsried aus. Die Niederlage könnte die Löwen viel Geld kosten.
Pipinsried – Das Spiel war kaum abgepfiffen, zur Toten-Hosen-Hymne „An Tagen wie diesen“ startete der FC Pipinsried noch auf dem Rasen in eine lange Partynacht, da zog Marco Hiller einen letzten Sprint an. Es galt, zwei Junglöwen einzufangen, die sich aus dem Staub machen wollten, die den direkten Weg zur Kabine suchten. Hiller, am Samstag Kapitän einer auf neun Positionen veränderten 1860-Elf, holte die Ausreißer ein, packte sie am Kragen und schickte sie zurück zum Team, das sich zum üblichen Mannschaftskreis formierte, zur ersten Pannenanalyse.
Die Anzeigetafel im Novembergrau zeigte das Ergebnis an, das beim TSV 1860 München noch lange nachwirken wird: 1:0 für den FC Pipinsried, der statt des prominenten Gasts das Halbfinale im Totopokal buchte. Völlig verdient, weil der Bayernliga-Siebte mehr Einsatz gezeigt hatte, nach einem Platzverweis die Schlussphase in Unterzahl bestritt (Räuber-Notbremse gegen Lakenmacher) und nur beim Elfmeterfehlschuss von Albion Vrenezi (83.) ein bisschen Glück in Anspruch nehmen musste.
Leroy Kwadwo, beim frühen Gegentor durch Gerstmayers Kopfball-Bogenlampe (5.) nicht im Bilde, fand zumindest die richtigen Worte für eine Pleite, die 1860 viel Geld kosten kann. Leichtfertig hergeschenkt, die Chance, 2024 wieder im lukrativen DFB-Pokal dabei zu sein. „Wir haben es einfach nicht geschafft, die vor Probleme zu stellen“, sagte der zuletzt in der Liga rotgesperrte Verteidiger: „Eher haben sie uns vor Probleme gestellt.“
Marlon Frey, auch er keine Stütze für sein Team, sagte: „Wir müssen uns ein wenig schämen. Wir haben nicht die Power gehabt, die man gegen diesen Gegner braucht.“ Gegen eine Mannschaft, die nicht freiwillig, sondern aus Verletzungsgründen auf etliche Stammspieler verzichtete – die aber alles aus sich herausholte. Kevin Gutia, Pipinsrieds Luca-Toni-Double, drückte es so aus, als er frisch geduscht im Vereinsheim erschien: „Ich bin tot, klinisch tot.“ An den Nebentischen sangen die Fans des stolzen Siegers: „Gegen Pipi kann man mal verlieren.“
Den Fall, dass Pipinsried die Löwen raushaut, hatte Maurizio Jacobacci im Vorfeld der Partie energisch ausgeschlossen, mit Verweis auf die Bayern-Pleite in Saarbrücken vor dem Blamage-Potenzial der Partie gewarnt, aber nicht entsprechend aufgestellt. Nur zwei Profis (Glück, Ludewig) waren auch beim 3:2 in Saarbrücken in der Startelf gestanden. „Ist das eine B-Mannschaft?“, fragte der Trainer, angesprochen auf seine Rotation ohne Not.
Er entschuldigte sich für den Auftritt seines Teams, ließ sich aber schnell von den Emotionen im lauten Vereinsheim anstecken. Wo war er da bloß gelandet? Vor ihm ein Glas Wasser, FCP-Trainer Martin Weng nippte bereits an einem Weißbier. Jacobaccis hilflose Replik, als unsere Zeitung einwendete, 1860 habe die Aufgabe womöglich unterschätzt: „Was sollen die Spieler denken, wenn sie so eine Frage gestellt bekommen? Sind sie nichts wert? Wenn ich so eine Mannschaft nicht aufstellen darf, was ist das dann für ein Kader?“ Antwort: einer, den er selbst mit zusammengestellt hat.
Im BR deutete der Trainer an, dass er seine Schlüsse daraus ziehen werde. Schon am Samstag gegen Haching dürften nur wenige Löwen aus der B-Mannschaft, die laut Jacobacci keine ist, erneut in der Startelf anzutreffen sein. (Uli Kellner)