2024-03-27T14:08:28.225Z

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Eigentlich ist Martin Liebold "nur" noch Co-Trainer. In Amsdorf durfte er zweimal zum Torjubel ansetzen.
Eigentlich ist Martin Liebold "nur" noch Co-Trainer. In Amsdorf durfte er zweimal zum Torjubel ansetzen. – Foto: Sven Sonnenberg

"Wir haben ihn aus der Küche in den Strafraum geholt"

Verbandsliga +++ Beim 5:1-Erfolg des MSC Preussen in Amsdorf überzeugt allen voran der Co-Trainer

Von Daniel Hübner (Volksstimme)

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Martin Liebold alles im Fußball erlebt hat. Aber wie der Co-Trainer des Verbandsligisten MSC Preussen zum Doppelschützen im Amsdorf avancierte, das dürfte auch für ihn ein einmaliges Erlebnis bleiben.

Lisa konnte nicht anders. Sie holte die Sporttasche, packte sie mit allen nötigen Utensilien, reichte sie ihrem Martin und schickte ihn sodann auf eine ganz besondere Fußball-Reise. Kurz zuvor stand Martin Liebold noch in der heimischen Küche, er bereitete das Mittagessen für ihre gemeinsamen Kinder Frida und Anton vor. Als plötzlich sein Handy klingelte. Als der Kapitän Patrick Appel den Co-Trainer des MSC Preussen anrief, ihn um seinen Einsatz im Punktspiel der Verbandsliga am vergangenen Sonnabend beim 1. FC Romonta Amsdorf bat.

Auswärtsspiel in Amsdorf statt Familientag

„Sie waren ja quasi nur zu zehnt. Und zehn Minuten nach dem Anruf saß ich auch schon im Mannschaftsbus“, berichtete Liebold lächelnd. Keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. „Martin hatte eigentlich einen Familientag geplant“, erklärte Coach Torsten Marks nämlich. Wie sein Assistent ihn immer plant bei den Auswärtsspielen. Aber nun war die Not besonders groß im Kader des MSC – und Martin Liebold die beste Tugend, die die Preussen daraus machen konnten.

Etwa drei Stunden später kam der 38-Jährige etwas außerhalb vom Strafraum auf dem Sportplatz in Amsdorf zum Schuss. Steve Röhl hatte sich über die rechte Seite durchgetankt und nach innen gepasst. Liebold zog ab und traf ins lange Eck. Nicht mit Tempo, aber mit Präzision. „Lieber genau als scharf“, meinte er. Sein erster Treffer bedeutete zugleich das 3:0 für die Preussen, die zuvor Röhl selbst (20.) und Carlos Peredes (32.) ins Glück geschossen hatten. „Es ist von Anfang an gut gelaufen“, freute sich Liebold.

Schleichender Abschied aus der aktiven Laufbahn

Womöglich auch, weil seine Mitstreiter die Vorgabe von Trainer Marks befolgt hatten: „Bitte Martin nie in den Lauf schicken, sondern den Ball immer auf den Fuß spielen“, zitierte Liebold, der selbst schon einen Kreuzbandriss erlebt hat und der deshalb in der Landesliga-Saison 2018/19 nur 17 Punktspiele für den MSC bestritt. Die damalige Verletzung und nachfolgend die Corona-Pandemie läuteten seinen schleichenden Abschied vom runden Leder ein. Liebold: „Ich habe seit zwei, drei Jahren nicht mehr richtig gegen den Ball getreten.“ Zum Spielerprofil:

>> Martin Liebold

In der laufenden Saison war er dennoch ein gern gesehener Gast auf dem Rasen – und sei es, um ein Ergebnis zu verteidigen. Wie beim 4:2-Erfolg am 29. Oktober bei Blau-Weiß Farnstädt, wie beim 2:2 am 5. November beim 1. FC Bitterfeld-Wolfen, als „Poldi“ einmal elf und einmal zehn Minuten zum Einsatz gekommen war.

In Amsdorf kämpfte er sich bis zur 73. Minute durch. Und bejubelte mit der Mannschaft seinen zweiten Treffer. Diesmal nach einem Standard. „Beim Freistoß standen Daniel Zoll und Tom Saager bereit, ich habe beide gefragt, wer schießt und wohin? Und ,Saage’ hat gesagt – Fünfmeterraum, kurzer Pfosten. Und da habe ich gestanden.“ Und per Kopfball zur 4:0-Führung der Preussen getroffen (63.). „Kurz danach hatte ich sogar die Chance auf den dritten Treffer, als der Ball wieder in den Fünfmeterraum kam, aber ich habe übers leere Tor geschossen. Ein Hattrick, das wär’s gewesen“, so Liebold, der den letzten MSC-Treffer zum 5:1-Sieg durch Marcus Preuss (77.) an der Seitenlinie feierte.

Einsätze sollen keine neue Normalität werden

MSC-Coach Marks schwärmte über Liebolds Leistung: „Wir haben ihn aus der Küche in den Strafraum geholt. Und wie er dort aufgetreten ist, war absolut der Wahnsinn. Er hat alles reingehauen und gute Bälle gespielt.“ So sehr sich der Einsatz des Martin Liebold gelohnt hat, so sehr hat er ihn auch in den Oberschenkeln gespürt, die er nach der Heimkehr zu Lisa und den Kindern mit Kühlakkus behandelte. „Ich merke sie heute noch“, sagte Liebold am Montag. Doch da hatte er reichlich Abwechslung: Frida feierte ihren vierten Geburtstag. „Irgendwann haben sich die Prioritäten verschoben“, blickte er auf sein glückliches Familienleben. Weshalb Marks sagte: „Unser Dank gilt seiner Freundin, die das Okay gegeben hat.“

Trotzdem hofft Liebold nun, dass sich das Lazarett bei den Preussen alsbald lichtet und schon zum Heimspiel am Sonnabend gegen den SC Bernburg (14 Uhr) mehr als nur zehn spielfähige Akteure zur Verfügung stehen. Vorsichtshalber hat er der leisen Hoffnung des MSC auf seinen weiteren Einsatz eine deutliche Absage erteilt: „Es muss eine Eintagsfliege bleiben, denn ich habe auch kein Interesse mehr, aktiv zu spielen.“ Martin Liebold kocht jetzt lieber Mittagessen für die Kinder.

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Aufrufe: 08.3.2023, 09:00 Uhr
Daniel Hübner/VolksstimmeAutor