2024-05-02T16:12:49.858Z

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Historischer Februar, punkteloser März – und was bringt der April? 1860-Trainer Argirios Giannikis will nach vier Niederlagen zurück auf die Siegerstraße.
Historischer Februar, punkteloser März – und was bringt der April? 1860-Trainer Argirios Giannikis will nach vier Niederlagen zurück auf die Siegerstraße. – Foto: Imago

Wie krisenfest sind die Giannikis-Löwen? Der 1860-Trainer hat wenig Erfahrung mit Abstiegskampf

Leichtigkeit des Neuanfangs ist weg

Sechs Punkte hat der TSV 1860 noch Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Die Leichtigkeit unter Trainer Argirios Giannikis ist verpufft.

München – Wird’s doch noch mal eng für den TSV 1860? Nach ihrem historisch ertragreichen Februar (13 Zähler) hatte die Giannikis-Elf ein Polster von 14 Punkten auf den ersten Abstiegsplatz. Nach dem 0:1 in Freiburg, der vierten Pleite im Null-Punkte-März, sind es plötzlich nur noch sechs Zähler. Die Leidensfähigkeit des Anhangs wird mal wieder auf eine harte Probe gestellt – weil die Löwen wankelmütig sind wie das Aprilwetter. Als Bauernregel formuliert: Bringt der Februar Punkte satt, der Fan im März wenig Freude hat.

Die Frage, die sich jetzt stellt: Können Argirios Giannikis und Christian Werner auch Krise? Zur Erinnerung: Nach dem Einstieg des neuen Trainer/Sportchef-Gespanns im Januar gab’s direkt einen Stimmungsumschwung. Unbesiegt-Serie, Giannikis mit sagenhafter Startbilanz (18 Punkte aus acht Spielen), dazu Werners Last-Minute-Transferquartett (Nankishi, Reinthaler, Güler, Muteba), das mehrheitlich beklatscht wurde – schließlich sogar die Vertragsverlängerung von Knuddelkapitän Jesper Verlaat . . . Doch jetzt? Abstiegskampf reloaded. Der uninspirierte Auftritt beim Tabellenletzten Freiburg erinnerte an die bleierne Endphase unter Ex-Coach Maurizio Jacobacci.

Parallelen zum Abstieg 2017: Löwen mit vermeintlich beruhigendem Punktepolster

Die Leichtigkeit des Neuanfangs – sie ist dem Gefühl gewichen, dass es laufen könnte wie 2017. Auch im bis dato letzten Zweitligajahr hatten die Löwen sieben Spieltage vor Schluss ein vermeintlich beruhigendes Polster: fünf Punkte auf Relegationsplatz 16, sechs auf den ersten Direktabstiegsplatz. Das Ende ist allen Fans schmerzlich in Erinnerung.

Topangreifer Julian Guttau, mit dessen Absenz gegen Ulm die Ergebniskrise begann, forderte bereits eine „180-Grad-Wende“ . Zwar ist auch Guttau nach seiner Grippepause noch auf Formsuche, doch es spricht für sein feines Gespür, dass er als einer der ersten Löwen erkannt hat: So wie zuletzt läuft’s bei 1860 in die falsche Richtung, nicht nur bezogen auf die Tabelle.

Weder Werner noch Giannikis haben Erfahrung im Abstiegskampf

Eines der Probleme: Weder im Lebenslauf von Giannikis noch in dem von Werner finden sich Blaupausen für die aktuelle Situation. Werner lotste als Sportchef in Lustenau einen österreichischen Zweitligisten durch strategisch anspruchsvolles, aber sportlich ruhiges Fahrwasser. Danach schrieb er mit BW-Oberligist SGV Freiberg eine Erfolgsgeschichte (Aufstieg in die Regionalliga), ehe er Chefscout in Mannheim wurde.

Und Giannikis: in Griechenland mit emotionalen Erlebnissen bei Traditionsclubs (Aufstieg Giannina, Titelkampf mit AEK), doch als Cheftrainer hierzulande? Beim VfR Aalen übernahm er sich in einer Doppelfunktion Trainer/Sportchef, blieb mit dem Drittliga-Neuling bis zu seinem Aus im Februar 2019 unter dem Strich. Zuvor bei Rot-Weiss Essen, damals noch Regionalligist: Raketenstart wie bei 1860 (13 Punkte aus sechs Spielen), danach jedoch: acht Punkte aus sieben Spielen. Und die Entlassung, nachdem er sich bereits dem VfR Aalen versprochen hatte.

„Wir waren schon mal in so einer Phase – und auch jetzt werden wir da hundertprozentig wieder rauskommen.“

Löwen-Kapitän Jesper Verlaat

Was hilft nun, da sich bei 1860 schon viele gerettet wähnten? Es sind vor allem die ausstehenden Heimspiele (Köln, Saarbrücken, Dortmund II, Bielefeld), die Hoffnung machen, die wohl fehlenden sieben, acht Punkte einzufahren. Mut macht auch, dass ein erfahrener Mann wie Max Reinthaler (Knie) bald wieder eingreifen kann. Die engen Grenzen des Kaders wurden am Samstag sichtbar, als Giannikis fünfmal einwechselte, ohne irgendeinen Effekt zu erzielen. Ungünstig für den Coach, dass gerade jetzt die ganzen Sperren kommen: Erst Frey (Rot) und Glück (fünfte Gelbe) – als Nächstes Tim Rieder. Das wichtige Heimspiel gegen Köln (Samstag, 14 Uhr im Live-Ticker) findet ohne den Chefsechser statt. Ein klarer Nachteil.

Zumindest der Kapitän bleibt Optimist. „Wir haben das in der eigenen Hand“, sagte Verlaat in Freiburg. „Wir haben uns in der Rückrunde einen gewissen Puffer erarbeitet. Den gilt es aber nicht auszunutzen. Wir waren schon mal in so einer Phase – und auch jetzt werden wir da hundertprozentig wieder rauskommen.“ (ULI KELLNER)

Aufrufe: 03.4.2024, 07:53 Uhr
Uli KellnerAutor