Ende 2021 stellte der luxemburgische Fußballverband einen zusammen mit der Lunex-Universität ausgearbeiteten Strategieplan vor. FuPa hat sich Anfang der Woche mit FLF-Generalsekretär Joël Wolff über den Stand der Dinge gesprochen.
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Wie Wolff gleich zu Beginn der Unterhaltung erklärte, sei die FLF auch schon vor Veröffentlichung des erwähnten Plans Strategien gefolgt, die aber nie in dem Masse an die Öffentlichkeit getragen wurden. Eine Veröffentlichung sei mittlerweile aber eine Voraussetzung der internationalen Verbände. „Oft ergeben sich solche Pläne und deren Umsetzungen aus einem natürlichen Prozess heraus“ gab Wolff zu verstehen. Nimmt man sich den immerhin schon gut drei Jahre alten Strategieplan heute durch, scheinen sich manche Erkenntnisse sowie der Entwicklungsstand von selbst zu ergeben.
Der Verband führt keine exakten Statistiken, es gibt keine sog. KPIs, wo welcher Punkt genau dran ist. Doch Resultate werden trotzdem geliefert. So erläuterte FLF-Präsident Paul Philipp beim letzten Kongress in Düdelingen z.B. die Zuwächse im Jugend- und Damenfußball, etwas das auch ein Punkt im erwähntem Strategieplan ist. „Unsere Politik ist es, den Jugendfußball zu fördern, dies aber nicht nur im Spitzensport sondern auch im Breitensport. Die Verteilung von Trainingsmaterial ist z.B. ein Teil dieses Vorhabens.“ Alleine in diesem Winter sei laut Wolff die Zahl von gemeldeten Jugendmannschaften von 967 auf 1.001 gestiegen.
„Jedes halbe Jahr steigt diese Zahl um dreißig bis vierzig Teams.“ Dies bestätigt entsprechend auch eine weitere Statistik, die Präsident Philipp beim erwähnten Kongress darlegte: jedes Jahr stehen rund 2.500 U17 und U19-Spieler für den Einsatz in Senioren-Teams zur Verfügung. Der Dropout sei „nach meinem Empfinden nicht mehr so schlimm wie noch vor zehn oder fünfzehn Jahren“ erklärte Joël Wolff. Bemerkenswert ist ebenfalls die Zahl der diplomierten Trainer: in den letzten drei Jahren waren 1.072 Kandidaten in einer Aus- oder Fortbildung beim luxemburgischen Fußballverband.
Was den Frauenfußball betrifft, wird z.Z. sehr viel Geld investiert, dies ebenfalls sowohl in der Spitze wie auch in der Breite. „Am nationalen Trainingszentrum der FLF in Monnerich werden neue Umkleidekabinen gebaut, die auch den Mädchen und Frauen zur Verfügung stehen sollen. Weiter soll im Juni oder Juli mit dem Bau von neuen Trainingsplätzen begonnen werden, die später ebenfalls von den Damen genutzt werden können. (…) Alleine auf internationalem Plan ist der Etat der Frauen von 250.000 Euro auf rund eine Million Euro gestiegen“ nannte Wolff konkrete Zahlen. Man könne durchaus sagen, dass quasi eine zweite Fußballschule für Mädchen neben der aktuell bestehenden aufgebaut wird.
Das Merchandising, das unter dem Namen „Team Roude Léiw“ läuft, schreitet in großen Schritten voran, was „auf den Erfolgen der Nationalmannschaft beruht“ so Wolff. Es werden sehr viele Fanartikel über die nationalen Sportgeschäfte als auch über das Internet verkauft. In der Außendarstellung hat sich nicht nur mit den neuen Logos sowie den verstärkten Auftritten im Internet ebenfalls vieles getan, was man sich Ende 2021 vorgenommen hatte. Der IT-Bereich der FLF sei laut Joël Wolff ebenfalls auf einem guten Weg und verwies u.a. auf die Umsetzung der digitalen Spielerlizenz, ein Projekt, das aber nicht von heute auf morgen realisierbar sei.
Ein sehr wichtiger Punkt ist und bleibt das Schiedsrichterwesen, dem im Strategieplan ein eigener Abschnitt gewidmet worden war. „Unter Charles Schaack wurde gute Arbeit geleistet. Die Situation ist besser, als vor drei oder vier Jahren“ erklärte der Generalsekretär der FLF FuPa gegenüber. Ein Problem sei aber weiterhin der sog. Dropout. Schaacks Nachfolger Alex Krueger würde ebenfalls sehr gute Ideen einbringen und z.B. über informatische Lösungen manche Vereinfachung möglich machen. Die ehemalige Schiedsrichterin Tania Morais liefere wertvolle Arbeit bei der Anwerbung von weiblichen Unparteiischen, genau wie Alain Hamer bei den international tätigen Spitzenschiedsrichtern, die zuletzt z.B. in Spanien und der Schweiz Fortbildungen im Rahmen des VAR absolvierten.
Der Strategieplan erhielt natürlich weitere Themen, wie z.B. E-Football, die aber eine eher kleinere Tragweite im Gesamtkonstrukt Fußball haben. Wichtiger sind da Themen wie „Good Governance“ und das Ehrenamt. Zu ersterem gehört u.a. die geplante Einführung einer Lizenzprozedur für Vereine, die in der BGL Ligue spielen. Teil davon sind aber auch die Reform der Statuten sowie eine Prozedur der doppelten Finanzkontrolle durch einen externen Auditor als auch durch den Aufsichtsrat der FLF.
Wolff: „Wir können schlecht unseren Vereinen so etwas vorschreiben, wenn wir uns als Verband nicht selber solchen Kontrollen unterwerfen.“ Das Ehrenamt bleibt laut dem Generalsekretär aber ein schwieriges Thema, auch da „die FLF ja schlecht direkt bei Vereinen eingreifen kann. Doch in vielen Clubs, in denen es einst Probleme gab, ging es schließlich weiter und dies gar nicht einmal so schlecht“ sieht Joël Wolff auch Fortschritte in diesem Bereich.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Strategieplan noch für das laufende als auch für das kommende Jahr gilt. Es bleibt also Zeit, manche Themen anzugehen und zu verfeinern. Ein Thema dürfte trotz erster Anpassungsversuche die Stimmenverteilung innerhalb der FLF mit einer Tendenz zugunsten der Clubs aus der BGL Ligue bleiben – etwas, das durchaus auch unter der Rubrik „Good Governance“ einzuordnen sein dürfte.
Und weil Bäume bekanntlich nicht in den Himmel wachsen, muss auch die Frage erlaubt sein, wie sich die FLF finanziell aufzustellen gedenkt, falls die Fleischtöpfe der internationalen Verbände UEFA und FIFA nicht mehr so viel abwerfen wie heutzutage. Doch das könnten dann ja auch Themen für den nächsten Strategieplan 2027-2031 sein.
* Quelle: FLF