2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Um den Frauenfußball in Mönchengladbach stand es schonmal besser.
Um den Frauenfußball in Mönchengladbach stand es schonmal besser. – Foto: Sascha Hohnen

Wie es um den Mädchenfußball in Mönchengladbach steht

Kaum Vereine, weite Wege: Wer als Mädchen im Nachwuchsbereich mit Fußball anfangen möchte, stößt mitunter in Mönchengladbach auf einige Hürden. Dabei fehlt es nicht an Engagement – auch die Nachfrage sei vorhanden. Doch die Vereine stoßen an ihre Grenzen.

Wer etwas über den Zustand des Mädchenfußballs in Mönchengladbach erfahren möchte, für den reicht exemplarisch ein Blick auf den Spielplan der diesjährigen Stadtmeisterschaft. Egal ob in der U13, U15 oder U17 – bei den Juniorinnen waren jeweils nur drei Mannschaften gemeldet. Bedeutet: Drei Partien pro Wettbewerb, Netto-Spielzeit insgesamt 45 Minuten – dann war der jeweilige Stadtmeister bereits gefunden.

Zum Vergleich: Bei den Jungen nahmen bei der U11 und U13 beispielsweise jeweils 24 und 25 Mannschaften teil. „Früher war die U17-Stadtmeisterschaft ein riesiges Event mit acht Mannschaften. Das hat auch echt Spaß gemacht. Nun mit drei Mannschaften – das hat nicht mehr viel mit Turnier zu tun. Das macht für die Mädels keinen Spaß, für die Trainer auch nicht“, sagt Nina Schipperges, die die weibliche B-Jugend beim SC Hardt betreut.

Wenige Vereine leisten viel

Aus dem Bild der Stadtmeisterschaft lassen sich zwei Wahrheiten für den Mädchenfußball ableiten: Zum einen sind die Möglichkeiten und das Angebot in Mönchengladbach begrenzt, zum anderen leisten wenige Vereine seit Jahren sehr viel für den Frauenfußball im Stadtgebiet – namentlich die Sportfreunde Neuwerk, der FSC Mönchengladbach, der SC Hardt sowie als überregionale Adressen der FV Mönchengladbach und Borussia Mönchengladbach.

Der FV Mönchengladbach führt aktuell Mädchen-Mannschaften in den Altersklassen U9, U12, U13, U14, U15 und U17. Damit ist der Verein beim Angebot an Jahrgängen führend in der Stadt. „Jede Woche haben wir drei bis vier Kinder im Probetraining. Wir lassen grundsätzlich jedes Mädchen mitmachen, schicken niemanden nach Hause. Das können wir uns nicht leisten. Das ist auch Teil unserer Reputation“, sagt der Vorsitzende Uwe Röhrhoff und fügt an: „Wir wollen noch mehr Mädels zum Fußball bringen. Die Freude am Sport steht natürlich im Vordergrund, es geht aber auch um das Begegnen von motorischen Defiziten. Wenn man die Spielerin nach einem halben Jahr sieht, erkennt man sie nicht wieder. Das ist schön zu sehen.“

FV mit gutem Zulauf bei U12 bis U15

Insbesondere von der U12 bis zur U15 habe man beim FV guten Zulauf. Laut Röhrhoff sind es seit 2021 60 neue Mitglieder alleine im U13-Bereich. Zum Teil würden die Spielerinnen auch weite Fahrstrecken dafür in Kauf nehmen. Denn neben seinem guten Ruf profitiert der FV auch von seiner zentralen Lage am Campuspark. Andere Optionen für Mädchenfußball sind nämlich rar im Stadtgebiet. Zumal beim FV ab der U15 auch der Leistungsgedanke in höheren Spielklassen ausgeprägter ist. Entsprechend gebe es nach der U13 zwangsläufig die meisten Abgänge. Diese Spielerinnen wechseln dann häufig zu den Sportfreunden Neuwerk, dem SC Hardt oder zum TuS Liedberg im Kreis Korschenbroich – die einzigen Alternativen mit vielen Nachwuchsteams in der Umgebung. „Die Mädels in unserer Mannschaft sind sehr verstreut in Mönchengladbach, viele sind auf ihre Eltern angewiesen. Im Breitensport bleiben in Gladbach nur Neuwerk und Hardt als Möglichkeit. Wer Bock auf Fußball hat, muss weite Wege in Kauf nehmen – oder es bleiben lassen“, sagt Schipperges.

Borussia arbeitet hingegen früh sehr leistungsorientiert – und ist somit nicht für jede Spielerin eine Option. Der FV hat neuerdings eine Kooperation mit Blau-Weiss Meer geschlossen, das ebenfalls am Campus-Park trainiert und spielen. Dort hat sich seit dieser Saison eine U15 für den Spielbetrieb und eine U17 für Freundschaftsspiele gefunden, die viele der FV-Spielerinnen auffangen.

Zwar können Mädchen bis zur B-Jugend auch in Jungen-Mannschaften spielen, das sei allerdings nicht immer zielführend, sagt Röhrhoff: „Mädchen sind in den Jungen-Mannschaften vielleicht auch ein bisschen schüchtern. Und bekommen oft weniger Spielzeit. Man wird aber nur besser, wenn man regelmäßig spielt.“ Die eigene U9 des FV spielt in einer Liga mit Jungen-Teams – mangels an Gegnerinnen in der Region. Die U13 spielt in einer Mädchen-Liga im Düsseldorfer Bereich. Auch das schrecke einige ab, so Röhrhoff.

Grundsätzlich sei ein Interesse von Mädchen am Fußball allerdings vorhanden, das stellen auch die Sportfreunde Neuwerk und der SC Hardt fest. In Hardt werden alle Spielerinnen derzeit in eine U17 gebündelt, unabhängig vom Alter. „Es kommen vor allem Mädchen aus U13-Bereich. Viele bringen ihre Freundinnen mit, die vorher nie Kontakt zum Fußball hatten. Da ist dann alles dabei, von Talent bis ausbaufähig“, sagt Trainerin Schipperges und fügt an: „Wir haben 30 Mädchen im Team und drei Trainer, da kann man nach Leistungsstärke trainieren.“ Ab Sommer ist eine neue U15-Mannschaft geplant. Das Problem: Die Nachfrage trifft auf begrenzte Kapazitäten – sei es von den Platzverfügbarkeiten im Verein oder aufgrund fehlender Trainer. In Hardt hören im Sommer zwei von drei Jugendtrainern auf, inklusive Schipperges. De facto würde es dann nur noch einen Übungsleiter geben, das stehe der Gründung einer U15 derzeit im Weg. „Es wird schwierig, einen ordentlichen Trainer zu finden – oder eine Spielerin, die als Co-Trainerin einsteigt“, sagt Schipperges.

Vergleichsweise luxuriös ist indes die Situation beim FV Mönchengladbach: Laut Röhrhoff stehen jedem Nachwuchsteam zwei Trainer zur Verfügung, dazu zwei Torwarttrainer, einen Fitnesstrainer und Kooperationen mit externen Anbietern. Trotzdem möchte sich der Verein bei Personal und Abläufen den Nachwuchsbereich künftig noch professioneller aufstellen. Dafür versucht man unter anderem die eigenen Spielerinnen enger an den Verein zu binden, immerhin absolvieren derzeit sechs Spielen von der U17 bis zur ersten Mannschaft eine Trainer-C-Lizenz, um sich im Nachwuchs zu engagieren.

„Die Spielerinnen sind für die Kleinen schon Vorbild“, sagt Röhrhoff. Auf der anderen Seite möchte der Verein dem Nachwuchs aber auch ermöglichen, sich über den FV für größere Mannschaften zu empfehlen – sei es die Borussia oder die SG Essen. „Das ist Teil unserer DNA, Talente zu entwickeln, das gehört dazu“, sagt Röhrhoff.

Vom 2. bis 5. April bietet der FV nun ein Oster-Trainingslager an. Neuwerk will im Sommer zudem ein Nachwuchsturnier nur für Mädchenteams veranstalten. An Ideen fehlt es zumindest nicht. Ob das Teilnehmerfeld der Hallenstadtmeisterschaft indes künftig wächst, ist fraglich.

Aufrufe: 027.3.2024, 12:00 Uhr
Daniel BrickweddeAutor