2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Michael Riester ist seit Januar fürs Weidener Bayernligateam als Cheftrainer verantwortlich.
Michael Riester ist seit Januar fürs Weidener Bayernligateam als Cheftrainer verantwortlich. – Foto: Werner Franken

Weidens Weg: »...das wäre nicht authentisch«

Der neue SpVgg-Trainer Michael Riester skizziert am Tag vor dem ersten Ligaheimspiel seine Wünsche und die eigene Zukunft

Die happige Mission Klassenerhalt startet für die SpVgg SV Weiden am morgigen Samstag (14 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den TSV Kornburg. 14 Endspiele warten in der Bayernliga Nord auf den Liganeuling. Seit dem Jahresbeginn steht Michael Riester als neuer Cheftrainer des Bayernligateams am Wasserwerk in der Verantwortung. Gut 24 Stunden, bevor es erstmals wieder um Punkte geht, haben wir Riester auf den Zahn gefühlt...

Die lange Vorbereitungsphase geht endgültig zu Ende, gleicht acht Testspiele standen in Eurem Terminkalender. Zufrieden mit dem Stand der Dinge?
Michael Riester (40): Eine Woche war krankheitsbedingt ein wenig zerfahren, weil zwölf Spieler unseres 20er-Kaders krank oder zum Teil verletzt waren. Das hat uns ein bisschen aufgehalten. Wir sind aber sofort wieder in die Spur gekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich nicht sehr zufrieden, aber zufrieden.


Hat sich jemand besonders ins Rampenlicht gespielt?
Einen Spieler hervorheben möchte ich gar nicht, weil das allen anderen nicht gerecht wäre. Denn: Niemand hat sich hängen lassen. Alle haben durchgezogen und jeder hat die Bereitschaft gezeigt, alles für sich und fürs Team zu tun.


Die Defensive und damit einhergehend die (zu) vielen Gegentore waren im bisherigen Saisonverlauf ein großes Manko der SpVgg. Wie kann man dem entgegenzusteuern?
Grundsätzlich haben wir für die Viererkette nur drei gelernte Verteidiger. Da sind wir sehr dünn auf der Brust, haben zu wenig an wirklichen Verteidigern. Notgedrungen sind wir dabei, Spieler umzubauen, die dann den defensiven Part übernehmen. Aber wir haben auch sehr viel an unserem eigenen Spiel gearbeitet, deshalb auch so viele Testspiele. Wenn du dein eigenes Spiel verbesserst und längere Ballbesitz-Passagen hast, läufst du nicht ständig in die Gefahr, dass die Konter und Gegenangriffe rollen. Das sind die alten Weisheiten.


Wie läuft diese Umstellung?
Wir haben uns schon verbessert, das ist sichtbar. Hier fühlen sich die Spieler auch wohl. Diesen Weg wollen wir weiterfahren. Dass er noch nicht perfekt ist, das ist uns allen bewusst. Zum Teil haben es die Spieler gut gemacht, aber bis jetzt haben wir unser Spiel noch nicht über 90 Minuten durchspielen können.

Wir sind wohl nicht diese Topmannschaft in dieser Liga, um zu sagen, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken. Da bin ich Realist. Wo wir auf alle Fälle ansetzen können ist erst einmal unser Spiel. Unser Vorhaben ist, über 90 Minuten unser Spiel durchzuspielen. Und da müssen wir noch zulegen in den nächsten Wochen.


Ist spürbar, dass Deine Spieler bereit und gewillt sind, den harten Abstiegskampf anzunehmen?
Ja, absolut. Davon bin ich überzeugt. Das sind alles gute Charaktere, Spieler aus der Region und aus dem eigenen Verein, denen es wichtig ist, dass dieser Verein in der Bayernliga bleibt. Oder wir zumindest alles versuchen. Auch wenn die Ergebnisse am Ende vielleicht nicht so sein sollten, wie es die Euphorie ein Stück weit hergibt, wollen wir trotzdem auch die mögliche Relegation mit einem guten Gefühl angehen. Denn wenn du ständig nur verlierst, hast du natürlich auch keine positiven Erlebnisse. Diese müssen wir uns jetzt erstmal erarbeiten. Da geht es nicht um spielerische Dinge, sondern einfach um Fußball arbeiten, ehrliche Arbeit. Und dann können wir den Klassenerhalt schon schaffen. Wir wollten wieder eine Einheit schaffen und ich glaube, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind.

Eine mögliche Abstiegsrelegation möchten die Weidener (in Blau, hier im Test gegen Hankofen) mit einem guten Gefühl angehen.
Eine mögliche Abstiegsrelegation möchten die Weidener (in Blau, hier im Test gegen Hankofen) mit einem guten Gefühl angehen. – Foto: Paul Hofer


Morgen kommt der Tabellenzwölfte TSV Kornburg ans Wasserwerk. Gleich eine Partie mit Endspielcharakter?
Es ist auf keinen Fall ein Endspiel, aber ein enorm wichtiges Spiel. Wir haben 14 Endspiele. Kornburg schätze ich als spielerisch sehr starke Mannschaft ein. Erst einmal wollen wir die Vorarbeit leisten, dass das heimische Publikum auch wieder hinter uns steht und uns vielleicht noch diesen Push gibt in den Heimspielen. Die Weidener Fans waren in der Hinrunde schon da, haben zur Mannschaft gehalten. Das brauchen wir jetzt umso mehr, um das kleine Wunder dann auch zu schaffen.


Gegenüber früheren Bayernliga-Zeiten ist das Interesse der Weidener an ihren „Lieblingen“ inzwischen förmlich wieder explodiert. Euer Schnitt von rund 900 Zuschauern je Heimspiel ist sagenhaft.
Umso wichtiger ist es, dass man den Anhängern zeigt, dass Gewillte auf dem Platz stehen. Dass du es spürt und es den Spielern glaubst, dass sie es wirklich gewollt haben. Das verlange ich von meinen Spielern. Wenn es am Ende nicht geklappt hat, dann ist es so. Aber wenn die Spieler wollten und alles daran gesetzt haben ist es das, was ich brauche. Und dann kann ich jeden Fehler und jede Niederlage rechtfertigen und verzeihen.


Wie steht es um die Zukunft des Michael Riester?
Natürlich wollen wir in der Liga bleiben, ganz klar. Wir haben aber schon vereinbart, dass wir längerfristig zusammenarbeiten und etwas aufbauen wollen. Auch wenn es nach unten gehen sollte. Dann wäre ich das erst gar nicht angegangen und dann wäre ich nicht glaubwürdig meinen Spielern sowie möglichen Neuzugängen, mit denen ich schon Gespräche führte, gegenüber. Das wäre nicht authentisch. Egal was kommt, ich werde diesen Weg weitergehen. Ich habe etwas vor, will wieder etwas aufbauen. Das haben wir damals in der U23 schon geschafft und wollen hier mit der ersten Mannschaft genau so.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 03.3.2023, 11:28 Uhr
Florian WürtheleAutor