2025-05-12T10:17:47.670Z

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Thomas Platzer dürfte es schwer haben, seinen Posten an der Vereinsspitze zu verteidigen.
Thomas Platzer dürfte es schwer haben, seinen Posten an der Vereinsspitze zu verteidigen. – Foto: Ralph Görtz

Warum die Zeit der Träumer an der Spitze des KFC Uerdingen nun vorbei sein muss

Nach dem Rückzug vom Spielbetrieb herrscht beim KFC Uerdingen wieder einmal betörendes Schweigen. Daher muss nun endlich ein Schnitt gemacht werden. Zu wünschen wäre es dem Traditionsverein. Welche wichtige Voraussetzung dafür aber erst einmal erfüllt werden muss.

Schlimmer geht immer. Ob sich die in den vergangenen drei Jahren Verantwortlichen an der Spitze des KFC Uerdingen dies zum Motto gemacht haben, ist nicht bestätigt, aber fast scheint es so. Im Januar 2022 war der Verein nach erfolgreichem Abschluss seines vierten Insolvenzverfahrens schuldenfrei und aller Sorgen ledig. Doch statt eines seriösen und soliden Neuanfangs gab es die nächste Bruchlandung. Menschen guten Willens, aber ohne Kompetenz und Erfahrung mit dem Vorsitzenden Damien Raths an der Spitze schafften es, innerhalb von eineinhalb Jahren den Verein erneut ins finanzielle Chaos zu stürzen. Sie vergaßen schlichtweg, Steuern und Sozialabgaben zu zahlen, und türmten so Verbindlichkeiten in Höhe von rund 700.000 Euro auf.

Kurze Halbwertszeit im Präsidentenposten

Es folgte die einjährige Ära des Vorsitzenden Marc Schürmann, der guten Willens auf ein Unternehmen hereinfiel. Ein neuer Stern am Finanzhimmel namens „dasbob“ verglühte jedoch, ehe er als großer Widersacher von Amazon und Star an der Wall Street gefeiert wurde. Als wahre Hirngespinste entpuppten sich die Träume von Millionen in der Kasse und dem Aufstieg in die zweite Liga.

Es folgte eine Episode, die Rang zwei in der spektakulären Rangliste von Kurzzeit-Präsidenten bei deutschen Traditionsvereinen einnimmt. Michael Zylka war im November 1988 drei Tage lang Vorsitzender des FC Schalke 04 und Nachfolger von Günter Siebert, ehe er zurücktrat. Beim KFC wurde ein gewisser Christian Gummert Ende April zum Vorsitzenden ernannt. Mitte Mai teilte der Verwaltungsrat mit, Gummert lasse sein Amt ruhen. Nett formuliert, denn der neue Vorsitzende saß in Untersuchungshaft.

Vierter unglückseliger Vorstandsvorsitzender ist Thomas Platzer, seit Juli 2024 im Amt, aber weder zu sehen noch zu hören. Dieser geradezu unsichtbare Funktionär war der Vertraute des Beraters Mehmet Eser. Der Chef der Spieleragentur M-Soccermanagement war nicht nur der Strippenzieher im Hintergrund und Geldgeber, sondern vor allem Verkünder finanzieller Wohltaten, die nie eintrafen. Das mag im Fußball mancherorts funktionieren, nicht aber bei einem Insolvenzverwalter, der sich an Fakten hält und deshalb aufgrund ausbleibender Zahlungen den Spielbetrieb eingestellt hat.

Platzer und Eser kämpfen weiter

Dass das Duo Eser/Platzer weiter macht, erscheint unwahrscheinlich, ist aber leider noch nicht völlig ausgeschlossen. Dass sie aber nun den Insolvenzverwalter attackieren und mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung versuchen, weiter am Spielbetrieb teilzunehmen und den Status quo aufrechtzuerhalten, zeigt, dass sie den Blick für die Realität vollends verloren haben. Hätte die KFC-Führung verantwortlich gehandelt und den notwendigen Schneid gehabt, hätte sie schon vor eineinhalb Jahren einen Insolvenzantrag gestellt. Schade, um die vertane Zeit. Und so ist es für den Verein ein Segen, dass dies nun der Insolvenzverwalter getan und den Weg zur Gesundung eingeschlagen hat. Jede Sekunde früher desto besser – denn Platzer und Eser hatten keinen tragfähigen Plan und haben keinen. Sie haben von Vereinsführung schlichtweg keine Ahnung, aber das ist notwendig, denn der KFC spielt nicht in der Champions League, wo sich einige nur um die erste Mannschaft kümmern und Hunderte um den Verein, sondern künftig in der Oberliga.

Aber was nun? Bekommt der KFC Uerdingen eine weitere Chance? Vieles deutet darauf hin, dass nach den erfolgreich abgeschlossenen Insolvenzverfahren der Jahre 2003, 2005, 2007 und 2021 ein weiteres hinzu kommt. Bleibt die Frage, ob der Verein diese große Chance diesmal nutzen kann? Zu wünschen wäre es dem Traditionsverein, der über eine so treue, leidensfähige Anhängerschaft verfügt. Eine Voraussetzung dafür wäre aber, nicht nur an den Pokalsieg von 1985 im Endspiel gegen Bayern München zu denken und alles daran zu messen, sondern die Vergangenheit als Ansporn zu nehmen, um einen Verein, der am Boden liegt, neu aufzubauen – als Oberligist Schritt für Schritt. Träumen ist erlaubt, aber Träumer an der Vereinsspitze sind eine Fehlbesetzung.

Aufrufe: 024.4.2025, 19:30 Uhr
Thomas SchulzeAutor