2024-04-25T14:35:39.956Z

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Das Sportgeflüster von Dieter Priglmeir
Das Sportgeflüster von Dieter Priglmeir – Foto: hep

Wartenberger Kurzzeit-Trainer und das Taufkirchener Jahrhundert-Wunder

DAS SPORTGEFLÜSTER

Null Spiele als Trainer - das gab es im Landkreis Erding schon. Und wir haben hier auch den besseren Scholz. Dazu mehr in diesem Sportgeflüster.

Sorry Franco, aber wer Soave mit Nachnamen heißt, muss sich dieses Wortspiel halt gefallen lassen. Der Mann ist halt wie dieser gleichnamige Wein und wird mit dem Alter immer besser. Und das Training soll auch nicht so trocken sein wie dieser Weißwein. Deshalb geht er jetzt ins fünfte Jahr als Spielertrainer beim FC Lengdorf, was im Fußball durchaus ungewöhnlich ist.

Da haben die Übungsleiter gern mal kürzere Halbwertszeiten. Spitzenreiter ist ein gewisser Leroy Rosenior, den der englische Verein Torquay United nach nur zehn Minuten entlassen hat. Der Club war verkauft worden, und was tat der neue Besitzer? Feuerte sofort den Trainer.

Rekordverdächtig in solchen Dingen ist in Deutschland ja gern mal der 1. FC Nürnberg. Und ja, der Club liefert da zuverlässig und sogar im Doppelpack: Kurios, dass die beiden sogar noch fast den gleichen Namen haben: Rudolf Kröner (1983, 41 Tage) und Robert Körner (1968, 18 Tage).

Aber wir schweifen ab, zurück in den Landkreis, wo es ein Coach des TSV Wartenberg sogar auf 0 Amtstage brachte. Christian Grüll konnte aber dafür gleich gar nichts. Er war in der Corona-Saison für den zurückgetretenen Jakob Taffertshofer als Zwischenlösung eingesprungen, ehe Richard Maierthaler übernehmen sollte – um dann von der Couch zusehen zu müssen, dass dann überhaupt nicht gespielt wurde. Naja, Jahre später kamen Grüll und TSV dann doch zusammen – und es schaut ganz danach aus, als ob er vom unverschuldeten Null(ing)er- zum Meister-Trainer avanciert. Und dann wird ihn hoffentlich nicht das Schicksal von Jörn Andersen ereilen, der mit dem 1. FSV Mainz 05 in die Bundesliga aufstieg und daraufhin entlassen wurde, damit ein gewisser Thomas Tuchel seinen Platz einnehmen konnte.

Kommen wir zu einem anderen Meistertrainer und zu einer anderen Sportart: Erdings spielende Eishockey-Legende Daniel Krzizok denkt mit einer Mischung aus Schmunzeln und Schaudern an die über zehn Jahre mit Franz Steer, der stets vor dem Training in die Kabine kam und ankündigte: „Heute machen wir die Übungen 1, 2, 3 und 4.“ Mehr Erklärung war nicht nötig, denn man kannte sie ja schon. „Also haben wir das durchgezogen“, erinnert sich Krzizok, „zehn Jahre lang“. Fragen nach der Sinnhaftigkeit der Übungen konterte Steer mit: „Das hat der Hans Zach schon so gemacht. Und der ist damit Deutscher Meister geworden.“

Nicht ganz so lang wirkte ein anderer Gladiators-Trainer. Was nicht verwundert, denn er verscherzte es sich schon am ersten Tag mit einer Whatsapp in die Teamgruppe: „Warmup um sechs Uhr morgens, vor dem Frühstück.“ Klingt durchaus ungemütlich und wird definitiv nicht besser, wenn man sie am Vorabend um 23 Uhr verschickt, wenn das komplette Team nach einer Teambuildingmaßnahme noch an der Bar sitzt. Das halbstündige Workout auf der Tartanbahn fand dann tatsächlich statt, „und der Coach hatte die Mannschaft schon vor dem ersten Testspiel verloren“, erzählt Krzizok.

Kurz war auch die Amtszeit eines Altenerdinger Handballtrainers, an dessen Namen sich Nadi Özdemir nicht mehr erinnern will. „Es ist bestimmt 15 Jahre her“, sagt der heutige Herrenkoordinator. An der Erfolgsquote lag es definitiv nicht, denn die ersten sieben Pflichtspiele gewann die SpVgg. Das Problem war die erste Niederlage. „Leider hatte unser Trainer seine Emotionen gegenüber den Schiedsrichtern nicht mehr im Griff.“ Was er genau gesagt hat, weiß Özdemir nicht, aber der Coach muss sich in der Wortwahl dermaßen vergriffen haben, dass der Vorstand gezwungen war, den Trainer zu entlassen. Aus sportlicher Sicht schade, findet Özdemir. „So fit war ich nie wieder.“ Wobei die Methoden schon aus der Kategorie „Naja“ stammten. Özdemir: „Er kannte nicht das Wort Aufwärmen, sondern hat immer 100 Prozent verlangt. So zum Beispiel bei einer seiner ersten Trainingseinheiten, als wir ohne Warmlaufen 100 Meter sprinten sollten.“

Kommen wir vom Sprint zum Marathon und damit zum Taufkirchener Jahrhundert-Trainer. Denn Manfred Scholz – in seiner aktiven Zeit ein begnadeter Kreisläufer – hat die TSV-Frauen im 20. und 21. Jahrhundert trainiert, genauer gesagt von 1998 bis 2018. Und so richtig Schluss ist auch heute noch nicht. „Er hilft immer noch aus, entweder bei der Jugend oder bei den Damen, wenn deren Trainer zum Beispiel bei den Herren spielen muss“, erzählt TSV-Handballboss Gerhard Mühlenbeck. „Auch bei jedem Fest ist er mit von der Partie und macht den Grillmeister, bringt seinen eigenen Grill mit und verwöhnt uns alle.“ Im Training ist aber nichts mit Verwöhnen. Co-Trainerin Kati Gössl erinnert sich an Scholz’ Standardsatz: „Meine Oma läuft schneller rückwärts als ihr vorwärts.“

20 Jahre Trainer eines Teams, Respekt. Wenn das Franco Soave in Lengdorf so lange durchhält, wäre er 57 Jahre alt. Warum nicht? Stanley Matthews war mit gut 50 Jahren auch noch Spielertrainer bei Stoke City. Wir halten fest: Sollte Franco Soave 2039 nochmal beim FCL unterschreiben, schreiben wir nur noch: „Same procedure as every year, Mister Soave.“

Aufrufe: 03.3.2024, 08:36 Uhr
Dieter PriglmeirAutor