2025-07-08T08:18:57.333Z

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Fast fünfhundert Fans beim Topspiel gegen Li47II
Fast fünfhundert Fans beim Topspiel gegen Li47II – Foto: ARSportfotografie@mail.de

Wannsee-Wunder: "Dass ich das noch erleben darf"

Axel Vogel macht aus einem Abstiegskandidaten einen Landesliga-Aufsteiger - FuPa Berlin fragt nach beim Erfolgstrainer

Als Axel Vogel im Spätsommer den FV Wannsee mit gerade einmal vier Punkten auf einem Abstiegsplatz übernimmt, rechnet niemand mit dieser Entwicklung. Doch der erfahrene Coach formt aus einer jungen, zusammengewürfelten Mannschaft ein echtes Spitzenteam – und führt den Klub in die Landesliga. Eine Berliner Amateurfußballgeschichte, wie sie nur sehr selten geschrieben wird

Der 7. Spieltag in der Bezirksliga Staffel 3 markiert für den FV Wannsee die Wende – und gleichzeitig den Beginn eines sportlichen Wunders. Nach dem enttäuschenden Saisonstart mit nur vier Punkten inklusive Abstiegsplatz und einem vakanten Trainerposten holt Sportvorstand Thomas Schüler einen alten Bekannten: Axel Vogel, früher tätig bei SC Gatow, Spandau 06 und BW Spandau. Die beiden kennen sich aus früheren Tagen – und Vogel sagt nach seinem Ostseeurlaub trotz anfänglicher Bedenken zu.

„Meine Zusage habe ich zunächst bis zum Winter befristet“, sagt Vogel im Gespräch mit FuPa Berlin. Doch schnell wird klar: Da entsteht etwas Besonderes. Bereits beim ersten Training stehen 20 motivierte Spieler auf dem Platz. Viele von ihnen schnell, talentiert – und vor allem jung. „Es war das erste Team in meiner langen Laufbahn, das ich nicht selbst zusammengestellt habe“, sagt Vogel. Der Altersdurchschnitt liegt bei 21 Jahren. Sieben Spieler sind frisch aus der U19 hochgerückt.

Trotz holpriger Voraussetzungen gelingt ein Blitzstart: Sieg im ersten Spiel gegen Heinersdorf. Taktische Umstellungen, viele Gespräche – Vogel trifft offenbar den richtigen Ton. Seine langjährige Arbeit im Jugendbereich (unter anderem als U19-Coach bei BW Spandau) zahlt sich aus. „Klar hat mir das geholfen. Ich verstehe die Sprache der Jugend“, sagt der Coach.

Wannsee gewinnt das Topspiel gegen Li47 II
Wannsee gewinnt das Topspiel gegen Li47 II – Foto: ARSportfotografie@mail.de

Dann geschieht etwas, das selbst gestandene Fußballkenner sprachlos macht: 19 Spiele in Folge ungeschlagen, keine Heimniederlage in der Rückrunde – Wannsee wird zur besten Mannschaft der zweiten Saisonhälfte. Beim Spitzenspiel gegen Lichtenberg 47 II pilgern fast 500 Zuschauer an den Spielfeldrand. „Absolut irre, was da im Berliner Amateurfußball aktuell passiert“, staunt Vogel.

Am Ende reicht es für den Aufstieg in die Landesliga – auch, weil Konkurrent Lichtenberg patzt. Doch der wahre Erfolg liegt tiefer: „Wir haben ausschließlich Eigengewächse. Kumpels, die seit Jahren zusammenspielen – und das alles ohne Geld.“ Viele Spieler studieren, wohnen in Wannsee – und zeigen außergewöhnlichen Einsatz. „Die Trainingsbeteiligung ist stark. Wir essen nach jedem Spiel gemeinsam im Vereinscasino. Das macht richtig Spaß“, so Vogel.

Die Rahmenbedingungen stimmen: Ein neuer Kunstrasenplatz steht kurz vor der Fertigstellung, zwei weitere Rasenplätze stehen zur Verfügung. Und auch hinter den Kulissen herrscht Harmonie: Michael Wilde (Vereinsorganisation), Stefan Sziedat (Jugend), Rainer Gartenbach (Finanzen) und Thomas Schüler (Sport) bilden ein eingespieltes Vorstandsteam. Einziger Wermutstropfen: Öffentlichkeitsarbeiterin Jana Engelhardt verlässt den Verein berufsbedingt – die Stelle ist vakant.

Die sehr gute Nachwuchsarbeit zahlt sich aus: In der kommenden Saison werden mit Ben Göhre, Lino Bacher und Bennett Lilienthal drei weitere U19-Talente in den Herrenbereich integriert.

Und das Ziel für die Landesliga? „Natürlich der Klassenerhalt“, sagt Vogel. Der Blick auf die Gegner lässt ihn jedoch nicht kalt: „Teutonia Spandau, Meteor 06, VfB Hermsdorf – das ist schon brutal.“

Der Kader soll 32 Spieler umfassen, die Vorbereitung startet Mitte Juli. Aktuell stemmt Vogel die Trainingsarbeit allein. „Das ist intensiv – aber es macht unglaublich viel Spaß.“

Besonders bewegt hat ihn ein Satz von Kassierer Rainer Gartenbach: „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich so etwas in diesem Verein noch einmal erleben darf.“

Vielleicht ist er tatsächlich geweckt worden – ein schlafender Riese im Berliner Südwesten. Mit 26 Jugendteams und einem klaren Konzept. 1992 spielte man zuletzt überregional – in der Oberliga Nord.

Und die Kritik, die in sozialen Medien auftaucht? Vogel bleibt gelassen: „Das kommt von Ex-Spielern, die ich aussortiert habe, und selbsternannten Experten. Neid. Da stehe ich drüber.“

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Aufrufe: 02.7.2025, 15:30 Uhr
farAutor