2025-12-03T05:51:34.672Z

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Nils Speicher ist der Torgarant bei Viktoria Alpen.
Nils Speicher ist der Torgarant bei Viktoria Alpen. – Foto: Viktoria Alpen

Viktoria Alpen: Warum Nils Speicher auch hinter Gittern trifft

Mit einem Doppelpack führte der Stürmer Viktoria Alpen in der Kreisliga A zum Sieg über den SV Millingen. Der 30-Jährige hat für seinen Klub schon 267 Treffer in 230 Pflichtspielen erzielt.

Nils Speicher ist und bleibt die Lebensversicherung von Viktoria Alpen: Mit einem Doppelpack in der 63. und 77. Minute schoss der Top-Torjäger seinen Klub im A-Liga-Derby beim SV Millingen am Sonntag zum 2:1-Auswärtssieg und avancierte somit einmal mehr zum Matchwinner. Zwar gelang Steven Schön (73.) der zwischenzeitliche Ausgleich für den abgeschlagenen Tabellenletzten, der in dieser Woche einen neuen Trainer präsentieren möchte. Doch Speicher hatte wieder mal die perfekte Antwort parat.

„Für die Zuschauer war das sicher kein schönes Spiel“, gab der Stürmer zu. „Der Platz war schwer zu bespielen. Das Derby war vom Kampf geprägt.“ Für die Viktoria war es der sechste Sieg und siebte ungeschlagene Auftritt seit dem 7. Oktober. In dieser Phase gehören die Alpener zu den formstärksten Teams der Kreisliga A und liegen als Tabellenelfter mit 23 Punkten nach 16 Spieltagen nur sechs Zähler hinter Rang vier.

Viererpack gegen Schwafheim II

Schon in der Vorwoche hatte der Angreifer mit einem Viererpack beim 7:2-Heimsieg gegen den SV Schwafheim II geglänzt. „Ich werde seit Wochen sehr gut bedient. Da habe ich es oft nicht schwer, die Tore zu machen. Und man kommt schnell in einen Lauf“, sagt Speicher mit einem Lächeln zu seinem Erfolgsrezept.

Seit seinem Wechsel von Fichte Lintfort im Sommer 2016 erzielte der 30-Jährige satte 267 Treffer in 230 Pflichtspielen – eine Quote, die ligaweit ihresgleichen sucht. In der aktuellen Torjägerliste liegt er mit seinen nun 18 Saisonteffern hinter Hohenbudbergs Samet Altun (24). Zur Krone reichte es im blau-gelben Trikot bereits zweimal: 2018/19 und in der persönlichen Rekord-Spielzeit im Vorjahr mit beeindruckenden 44 Buden.

Nicht nur Speicher, sondern auch sein Verein liegt aktuell voll auf Kurs. Rang zwölf mit zwischenzeitlichem Abstiegskampf bedeutete in der Vorsaison die schlechteste Platzierung seit dem Aufstieg 2015. Auch der Start nach dem Aus von Ex-Trainer Marcel Blaschkowitz verlief holprig. Dünner Kader, viele Verletzte, geringe Trainingsbeteiligung, dazu ein kniffliges Auftaktprogramm. „Jetzt hat sich das Blatt gewendet“, freut sich Speicher.

Neuer Coach Baustein des Aufschwungs

Ein wichtiger Baustein dieses Aufschwungs: Der neue Coach Tobias Schmitz, früher über viele Jahre Mitspieler des Torjägers. Der 37-Jährige verpasste einigen Akteuren neue Rollen, treibt die Einbindung der Jugend voran, zeigt sich bemüht in der Suche nach Neuzugängen und hat das Team auch taktisch neu justiert. „Wir haben nicht alles auf den Kopf gestellt, aber Tobi hat klare Vorstellungen und Ideen. Alles greift immer besser. Die Defensive hat sich deutlich stabilisiert. Früher waren wir immer für ein 5:4 gut“, lobt Speicher.

Und auch abseits des Fußballplatzes tut sich beim Viktoria-Knipser derzeit einiges. Speicher arbeitet als Justizvollzugsbeamter in der JVA Kleve – an Weihnachten ist er wie im Vorjahr am 24. und 26. Dezember im Dienst. Über Silvester geht es mit seiner Freundin in den Winterurlaub nach Berchtesgaden.

Ende vergangenen Jahres kaufte das Paar ein älteres Haus in der Ortsmitte. Drei Viertel der Renovierungsarbeiten im Eigenheim sind nun geschafft, der Einzug erfolgte Anfang Dezember. So ließ es sich verkraften, dass Speicher im vergangenen Monat viele Trainingseinheiten verpasste. „Umso glücklicher bin ich, dass es sportlich gerade so gut läuft“, sagt er.

Übrigens: Hinter Gittern gibt es sogar eine eigene Hausmannschaft. Speicher schnürte selbst schon gegen Gefangene seine Schuhe. „Sie trainieren jeden Freitag. Aber die Fluktuation ist anders als in der JVA Geldern groß – manche sind schnell weg oder werden verlegt. Ab und zu sind gute Spieler dabei“, verrät Speicher.

Ein Karriereende ist für den Offensivmann derweil noch lange nicht in Sicht. „Grundsätzlich habe ich keine großen Pläne. Solange der Körper mitspielt, bin ich zu fußballverrückt“, betont er. „Und solange wir als Team zusammenbleiben und es weiter gut läuft – oder vielleicht noch besser – gibt es keinen Grund aufzuhören.“

Im letzten Spiel des Jahres am Freitag zuhause gegen den Büdericher SV (19.30 Uhr) will er noch einmal treffen. „Wir wollen ungeschlagen ins neue Jahr.“ Der Alpener gibt die Richtung vor. Und der Gefängnisschließer weiß selbst am besten: Mit ihm ist nach wie vor an jedem Spieltag zu rechnen.

Aufrufe: 011.12.2025, 20:00 Uhr
Fabian Kleintges-TopollAutor