
Der VfR Würselen wagt im Abstiegskampf der Bezirksliga den Neustart – und setzt dabei auf einen Namen, der im Verein Gewicht hat: Tim Gerhards kehrt zurück und übernimmt ab Januar das Traineramt. Der 30-Jährige, der als Spieler über 100 Mittelrheinliga-Einsätze sammelte und für Würselen in drei Spielzeiten 60 Tore erzielte, soll die Mannschaft vor dem drohenden Gang in die Kreisliga retten.
Die Ausgangslage ist brisant. Würselen steht mit nur fünf Punkten am Tabellenende – eigentlich wären es acht, doch durch einen Nichtantritt in der Vorsaison wurden drei Zähler abgezogen. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt fünf Punkte.
Trotzdem reizt Gerhards die Aufgabe enorm. „Das Trainer-Dasein reizt mich generell. Das wollte ich eigentlich schon immer auch nach meiner aktiven Karriere machen. Ich möchte den Leuten einfach das weitergeben, was mir damals von meinen Trainern mitgegeben wurde“, sagt er. Erfahrungen hat er reichlich gesammelt – unter anderem unter einem Europameister und einem Bundesliga-Coach.
Er hat die Lage analysiert und sieht trotz der schlechten Bilanz positive Ansätze: „In den Partien, die ich gesehen habe, war der VfR nie die schlechtere Mannschaft – eher im Gegenteil. Aber sie konnten ihre Leistungen eben nicht in drei Punkte ummünzen. Der Ansatz für die Rückrunde ist daher klar: Wir müssen in kurzer Zeit Automatismen reinbekommen.“
Eigentlich war Gerhards im Sommer zur SG Stolberg gewechselt, konnte dort wegen eines Kreuzbandrisses im Mai kein Spiel absolvieren. Mittlerweile ist er weitgehend genesen.
„Mir persönlich geht es super. Die Verletzung ist vollständig ausgeheilt, ich bin fast sechs Monate nach dem Vorfall schmerzfrei. Ob beim Joggen oder Sprinten – alles ist gut.“
Ursprünglich war geplant, dass er sich ausschließlich aufs Coaching konzentriert. Doch die Tabellenlage zwingt zum Umdenken: „Jetzt werde ich aber wohl auch aktiv mitwirken müssen.“ Zugleich betont er, dass der Verein organisatorisch nachjustieren musste: „Wichtig war mir im Vorfeld, dass beim VfR Würselen gewisse strukturelle Dinge verändert werden. Dazu gab es klare Gespräche, und überall habe ich grünes Licht bekommen. Der Verein hat enormes Potenzial.“
Der Verein hat im Sommer viele junge Spieler verpflichtet – ein Umbruch, der Zeit benötigt. Gerhards traut dem Team dennoch einiges zu: „Das Ziel ist von Spieltag eins an ganz klar der Klassenerhalt. Es werden noch zwei, drei Spieler dazukommen – absolute Qualitätsspieler, die die Mannschaft dringend braucht.“ Darunter sind neben Bruder Nick Gerhards (SG Stolberg) auch Kazeem Babatunde (zuletzte SG Türkischer SV Düren) – beide mit Vergangenheit beim VfR. Ob weitere Verpflichtungen in der Winterpause kommen, steht derzeit noch nicht fest.
Persönlich formuliert er seine Ziele klar: „Primäres Ziel ist den VfR in der Liga halten. Alles wird diesem Ziel untergeordnet.“ Besonders wichtig sei die neue Vereinsstruktur, insbesondere die Zusammenarbeit mit dem neuen sportlichen Leiter: „Mit Hakan Arslan übernimmt jemand die sportliche Leitung, der genau die Voraussetzungen dafür mitbringt. Das war auch mein ausdrücklicher Wunsch.“
Für den VfR beginnt mit der Verpflichtung von Tim Gerhards eine Mission, die schwierig, aber nicht aussichtslos ist. Seine Worte lassen erkennen, dass er die Verantwortung annimmt – und die Herausforderung als Möglichkeit versteht: „Vor uns liegt viel Arbeit, große Herausforderungen, aber auch eine riesige Chance.“
