
Ganz still und leise hat sich der VfL Kaufering aus dem Fußball-Jahr 2023 verabschiedet. Das letzte Spiel beim mittelfränkischen SC Aufkirchen wurde abgesagt, damit geht’s für den Landesligisten nach einem 3:5-Abschluss gegen Tabellenführer TV Erkheim auf Relegationsplatz 15 ins Jahr 2024.
Kaufering - 2023 war ein turbulentes Jahr für die Mannschaft, die im Sommer 2022 als Bezirksliga-Meister erstmals in die Landesliga aufgestiegen war. Ein Jahr, das mit einem riesigen Knall begann. Trainer Ben Enthart (44) gab Ende Januar nach dreieinhalb Jahren als VfL-Chefcoach seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt. „Kaufering ist mein Heimatverein, da hängt so viel Herzblut dran. Aber ich habe mich entschieden, nach dieser Saison aufzuhören“, teilte Enthart seinem Team noch vor dem ersten Testspiel mit.
Diese Partie verlor der VfL mit 2:4 bei Bayernligist TSV Dachau. Neben Thommy Hasche traf dabei Sebastian Bonfert für Kaufering – ein „Urgestein“, das im Lauf des Jahres noch eine ganz wichtige Rolle spielen sollte. „Boni“ wurde im Mai für sein 500. Spiel geehrt, am Saisonschluss als Spieler zu Kreisligist TSV Landsberg II verabschiedet – und Anfang September als neuer Trainer installiert.
Trotz des „Trainer-Schocks“ legte der VfL, der als Fünfter ins neue Jahr ging, eine ordentliche Rückrunde hin, obwohl er mit drei Niederlagen in Folge (gegen Jetzendorf, Schwabmünchen und Olching) ins Jahr gestartet war. Das letzte Saisonspiel, das letzte unter Entharts Regie, endete 0:0 gegen Memmingen II, damit beendeten die Kauferinger ihre erste Landesliga-Saison mit 48 Punkten und 42:51 Toren, 13 Siegen, neun Unentschieden und zehn Niederlagen auf dem 6. Tabellenplatz, noch vor arrivierten Teams wie Kempten, Schwabmünchen oder Gilching – ein Riesenerfolg für den Neuling, am Ende immerhin viertbeste Heim- und neuntbeste Auswärtsmannschaft der Liga.
Die erfolgreichsten Torschützen: Felix Mailänder (10), der sich dann in der Vorbereitung schwer verletze (Syndesmoseband-Riss), Zahnarzt Dr. Marcel Lex (9), der sich allerdings schon in der Winterpause verabschiedete und mittlerweile bei der SpVgg Lengenfeld kickt, und Bonfert (7), der wie Kilian Pittrich (wechselte im Sommer zu Bayernligist Schwaben Augsburg) in allen Spielen am Ball war.
In der neuen Saison sollte eine neue Ära beginnen. Doch 2023 wurde zum „Vier-Trainer-Jahr“ beim VfL. Uli Stengelmair, der sportliche Leiter, hatte nach Entharts angekündigtem Abschied Zeit, in aller Ruhe einen neuen Übungsleiter zu suchen. Es gab viele Interessenten und zahlreiche intensive Gespräche, dann entschied er sich im März für einen Mann, der im Landkreis Landsberg bis dahin ein komplett unbeschriebenes Blatt war. Anders als im Landkreis Starnberg: Christian Feicht (59) aus Wörthsee, einst Bayernliga-Stürmer der SpVgg Starnberg und zuletzt Trainer beim SC Weßling und beim SC Oberweikertshofen II, sollte in der Saison 2023/24 fortführen, was Enthart aufgebaut hatte. Es waren große Fußstapfen, in die Feicht treten musste –nicht nur, weil Kaufering in der Landesliga bislang nie in Abstiegsgefahr war. Und damit natürlich hohe Erwartungen geweckt hatte.
Feichts Amtszeit dauerte gerade mal drei Monate. Im Juni trat er offiziell sein Amt an, feierte am 21. Juli mit dem 3:0 gegen Top-Club TSV Schwabmünchen einen Traum-Einstand. Nur sieben Spiele später war alles vorbei. Feicht warf am 27. August unmittelbar nach dem 1:6 in Ehekirchen, der vierten Niederlage am Stück (mit insgesamt 20 Gegentoren) und dem dritten Debakel in Folge (zuvor 0:7 gegen Memmingen II und 1:4 gegen Kempten) das Handtuch. Noch in der Kabine gab er seinen Rücktritt bekannt, kam damit seiner Entlassung zuvor.

Kaufering auf Rang 16 abgestürzt – jetzt sollte Bonfert zusammen mit Michi Grasse, dem Co-Trainer von Enthart und Feicht, den kriselnden VfL wieder in die Spur bringen. Debüt am 1. September mit einer 0:2-Heimniederlage gegen Oberweikertshofen, erster Sieg zwei Wochen später, ein 2:1 gegen den TSV Aindling durch ein Elfmetertor von Max Muha in der 95. Spielminute.
Die Achterbahnfahrt ging munter weiter. Der Tiefpunkt: Die peinliche 0:9-Schlappe Ende Oktober in Schwabmünchen. Das sportliche Highlight: Der 4:1-Sieg nur eine Woche später gegen Herbstmeister SpVgg Unterhaching II.
Das absolute Kauferinger Highlight 2023 allerdings fand nicht auf, sondern neben dem Platz statt. Am 15. Juli wurde die neue Tribüne eröffnet. „Ein Schmuckstück, jetzt haben wir endlich ein richtiges Stadion“, freute sich Stengelmair, der Initiator des Baus mit 140 Sitz-.und 30 Stehplätzen. In der Rekordzeit von gerade mal zwei Monaten wurde die Tribüne errichtet. Nationalspieler Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), der aus Kaufering stammt, unterstützte den Förderverein mit einer großzügigen Spende. Zur Einweihung trat die neuformierte VfL-Mannschaft (acht Abgänge – neben Pittrich und Bonfert auch Luis Vetter/zum TSV Landsberg – und sechs Neue, darunter Rückkehrer und „Königstransfer“ Manuel Detmar aus Landsberg und Trainer-Sohn Patrick Feicht) gegen Bayernliga-Nachbar TSV Landsberg an – und zog sich mit einer 0:3-Niederlage gegen Sascha Mölders und Co. durchaus achtbar aus der Affäre. Dieser Test und der Sieg gegen Schwabmünchen (hat nach dem letzten Spiel 2023 Trainer-Legende Esad Kahric entlassen) machten Mut für die neue Saison.
In den folgenden 21 Partien, in denen nur Keeper und Kapitän Michi Wölfl sowie Hasche immer am Ball waren, gab’s lediglich sieben Siege und zwei Unentschieden, aber zwölf Niederlagen. Mit 23 Punkten und 31:55 Toren ist der VfL punktgleich mit dem TSV Gilching, aber trotz des schlechteren Torverhältnisses einen Rang besser platziert (es zählt der direkte Vergleich, den der VfL im September 3:1 gewann).
Bester Torschütze der Kauferinger war ein Youngster, der ab dem Sommer erstmals Landesliga spielte und zur Entdeckung des Jahres wurde: Der 19-jährige Niki Neuhaus, der jüngster Bruder von Profi Flo und Daniel, fiel erst wegen eines Bänderrisses aus und traf dann in 13 Spielen fünf Mal und wurde auf Anhieb zu einem ganz wichtigen Spieler. Stengelmair: „Keiner hätte gedacht, dass es bei ihm so schnell geht. Aber er hat die Chance und die Einsatzzeiten, die er bekommen hat, genutzt.“
Je vier Tore erzielten Thommy Hasche, Patrick Feicht, Max Muha und Fabi Schwabbauer. Saisonübergreifend war Mailänder, der am 21. Oktober beim 3:1 gegen Bobingen nach vier Monaten Pause sein Comeback feierte und zwei Wochen später beim 4:1 gegen Haching II schon wieder einnetzte, mit elf Toren treffsicherster Kauferinger.
Bereits am 5. Januar beginnt beim VfL die Vorbereitung auf die restlichen 13 Partien der aktuellen Saison. „Die sportliche Situation ist bedenklich“, zieht Stengelmair ein realistisches Jahres-Fazit. Das Ziel für 2024 ist klar: „Wir müssen schauen, dass wir nicht absteigen.“ Kein aussichtsloses, aber ein schwieriges Unterfangen, schließlich ist „Klassenerhalts-Platz“ 13 schon vier Punkte weg.
Mailänder will im neuen Jahr wieder voll angreifen, er wäre quasi der erste Neuzugang. Zudem hofft man beim VfL, dass Bonfert (bis Ende des Monats im Thailand-Urlaub) erneut als Spieler eingreifen kann. Bereits verabschiedet wurden Michael Hasche (zum FC Penzing) und Anthony Kabatas (zu Bezirksligist Holzkirchen). Ersatzkeeper Lasse Holthuis wechselt zu Bezirksligist Jahn Landsberg. Neuzugänge sind geplant.
Kauferings Zweite ging unter Neu-Trainer Martin Prediger (früher Unterdießen) als Tabellenfünfter der Kreisklasse Augsburg in die Winterpause.