In der Vergangenheit hatte Fatlum Ahmeti viel zu feiern mit dem VfL Jüchen-Garzweiler. Bei dem Verein, der ihm trotz einer schweren Knieverletzung das Vertrauen schenkte und ihn 2019 zurückholte, ging es unter Trainer Marcel Winkens stetig bergauf. Es gelang etwa der Aufstieg in die Landesliga und den dreimaligen Gewinn des Pokalwettbewerbs im Fußballkreis Grevenbroich/Neuss in Serie hatte zuvor noch keine andere Mannschaft geschafft.
Zum dritten Pokalstreich und zu einer bärenstarke Landesligasaison trug Toptorjäger Ahmeti mit zahlreichen Scorerpunkten bei und feierte die Erfolge im Juni noch mit seinen Mannschaftskameraden ausgelassen auf Mallorca. Da stand allerdings schon fest, dass er die Jüchener in Richtung des Landesliga-Aufsteigers FC Kosova Düsseldorf verlassen würde. Aber das sportliche Wiedersehen lässt nicht lange auf sich warten, am Samstag empfängt Ahmeti seinen Ex-Verein mit Kosova zum Spitzenspiel auf der Anlage in Benrath-Hassels.
„Ich habe schon so einiges mitgemacht im Fußball und bin eigentlich nie nervös vor einem Spiel. Doch jetzt kribbelt es schon im Bauch, wenn ich an die Partie gegen Jüchen denke“, sagt Ahmeti und ergänzt: „Das ist wie ein Spiel gegen einen Teil meiner Familie.“ Jüchens Trainer Marcel Winkens hatte Ahmeti nach Jüchen zurückgeholt, nachdem der sich zuvor in Diensten des Mittelrhein-Landesligisten BC Glesch-Paffendorf einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Ein Vertrauen, das der Vollblutstürmer aus Grevenbroich in den Jahren danach in Form von zahlreichen Toren zurückzahlte. Leistungsfördernd war auch, dass er sich mit seiner Familie in Jüchen herzlich willkommen und gut aufgehoben fühlte. Entsprechend schwer fiel ihm dann auch die Entscheidung, im Sommer den Verein zu wechseln. Aber der von Kosovo-Albanern geführte Verein in der Landeshauptstadt hatte sich schon einige Jahre bemüht, den Torjäger von einem Wechsel zu überzeugen. Doch obwohl Ahmeti selbst im Kosovo geboren wurde (mit fünf Jahren kam er nach Deutschland) und wie viele beim FC Kosova aus dem Städtchen Ferizaj stammt, widerstand er einige Jahre dem Werben des Vereins. Erst mit dem Kosova-Aufstieg in die Landesliga änderte sich die Sachlage entscheidend.
„Mit jetzt 32 Jahren wollte ich noch mal Erfahrungen bei einem anderen Verein auf höherem Niveau sammeln“, erklärt Fatlum Ahmeti. Klar, dass die Jüchener keine Jubelsprünge vollzogen, als sie von den Abwanderungsplänen ihres Toptorjägers erfuhren. Doch weil alles sauber gelaufen war und zwischenmenschlich alles stimmte, erteilte auch Marcel Winkens der Personalie ohne Groll seinen Segen. Zumal er der Meinung war, dass es durchaus nicht schaden kann, mal ein bisschen frischen Wind in den Kader zu bekommen. „Wobei so eine Änderung immer zwei Seiten hat. Man weiß natürlich nie, wie das Neue klappt“, erklärt Marcel Winkens. Bisher klappt es sehr gut. Die Jüchener stehen nach zehn Spieltagen mit 26 Punkten ungeschlagen an der Tabellenspitze, zudem halten sie mit erzielten 31 Treffern aktuell die Bestmarke. Und das ohne einen alles überragenden Stürmer.
Anders als einst beim großen FC Bayern München nach dem Abschied von Robert Lewandowski ist es beim VfL gelungen, die Verantwortung für das Toreschießen auf mehrere Schultern zu verteilen. Kam nach der vergangenen Saison in der Landesliga-Torjägerliste hinter dem zweitplatzierten Fatlum Ahmeti ganz lange nichts, so rangieren in Nils Friebe (7 Tore/2 Vorlagen), Marco Lüttgen (6/1) und Pascal Moseler (5/4) aktuell drei Jüchener unter den ersten Elf. Zudem hat der VfL in Glayne Wago (4/2) und Justin Butterweck (1/1) noch zwei junge Angreifer mit Potenzial nachverpflichtet, um auch etwas für die zukünftige Altersstruktur in der Mannschaft zu tun.
„Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass Jüchen meinen Abgang so schnell kompensieren kann. Aber es freut mich, dass das so gut klappt. Wenn es am Ende zum Aufstieg reicht, wäre das verdient, denn das ist eine tolle Mannschaft mit einem tollen Trainer“, sagt Ahmeti, bei dem es an neuer Wirkungsstätte auch schon wieder gut klappt. Mit elf Toren und vier Vorlage aus neun Spielen führt er die Torjägerliste aktuell an. Damit hat er großen Anteil daran, dass Kosova als Aufsteiger einen bärenstarken Start erwischte und nach zehn Spieltagen als Dritter nur drei Punkte hinter Primus Jüchen rangiert.
Das Duell gegen seinen Ex-Verein ist also auch ein echtes Spitzenspiel, nach dem Kosova im Idealfall sogar wieder an die Tabellenspitze zurückkehren könnte. Die Düsseldorfer haben sich den Aufstieg zwar nicht auf die Fahnen geschrieben, dagegen wehren würden sie sich aber nicht. Doch das ist Zukunftsmusik, Ahmetis voller Fokus gilt zunächst der Partie am Samstag: „Das ist ein ganz besonderes Spiel für mich. Ich freue mich auf die Jungs, aber auch auf die Zuschauer, die aus Jüchen mitkommen.“