2024-12-06T12:23:09.689Z

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Nur sportlich Grund zur Freude: Präsident Reisinger (l.), Vize Steppe und Sportchef Werner.
Nur sportlich Grund zur Freude: Präsident Reisinger (l.), Vize Steppe und Sportchef Werner. – Foto: Stefan Matzke

Verlaats heimlicher Gruß an die Chefetage: „Man gewinnt zusammen und verliert zusammen“

1860–Bosse streiten, Löwen glänzen

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Während formstarke Löwen jetzt sogar zu Hause gegen Waldhof Mannheim gewinnen, rückt der Verwaltungsrat des TSV 1860 von Präsident Reisinger ab.

München – Am Ende gab es Standing Ovations für die Ausgewechselten – und beinahe noch ein Schützenfest durch die Eingewechselten. Erst Maximilian Wolfram, dann Marlon Frey und schließlich David Philipp feuerten in der Nachspielzeit aus der zweiten Reihe aufs Waldhof-Tor. Die Schussqualität war gut, doch es blieb beim 3:0 (0:0)-Sieg, dem zweiten in Folge.

Der zweite Heimsieg der Saison – er bestätigte den Aufwärtstrend der Mannschaft, der in eine Phase fällt, in der die politischen Turbulenzen an Schärfe zunehmen. Neuerdings sind es nicht nur die Gesellschafter, die sich das Leben einander schwermachen, sondern auch die e.V.-Gremien untereinander. Die Causa Anton Hiltmair bringt tiefe Gräben zwischen Verwaltungsrat und Präsidium zum Vorschein. Umso bemerkenswerter ist, dass das Team just in dieser turbulenten Zeit zusammenzuwachsen scheint.

Rücken sie von Reisinger ab? Die Verwaltungsräte Nicolai Walch (o.) und Sebastian Seeböck (r.).
Rücken sie von Reisinger ab? Die Verwaltungsräte Nicolai Walch (o.) und Sebastian Seeböck (r.). – Foto: Stefan Matzke

„Wenn die Jungs Selbstvertrauen kriegen und das Spiel läuft, wie wir uns das vorstellen, dann kommt das riesige Potenzial zur Geltung, das in der Mannschaft steckt.“

Arigrios Giannikis.

Wie sieben Tage zuvor in Sandhausen, so lieferten die Löwen auch gegen den formstarken SV Waldhof eine blitzsaubere Leistung ab. Defensiv stabil, offensiv mit Plan und schön herausgespielten Toren durch Julian Guttau (51.), den überragenden Tunay Deniz (66.) und Topjoker Wolfram (83.). Die Löwen-Fans unter den 15.000 Zuschauern jubelten begeistert, und Argirios Giannikis, der schon mehrfach in dieser Saison auf der Kippe stand, wirkte gelöst wie lange nicht.

„Ich glaube, wir haben eine sehr reife Leistung gezeigt“, sagte der Überlebenskünstler auf der Trainerbank der Giesinger: „In der ersten Halbzeit haben wir noch ein bisschen zu behäbig gespielt. Nach der Pause haben wir das besser gemacht. Ich glaube, man sieht: Wenn die Jungs Selbstvertrauen kriegen und wenn das Spiel läuft, wie wir uns das vorstellen, dann kommt auch das riesige Potenzial zur Geltung, das in der Mannschaft steckt.“

Kapitän Jesper Verlaat hat die neu formierte Abwehr des TSV 1860 im Griff

Die Initialzündung für die furiose zweite Halbzeit kam allerdings von Mannheim, das unter 1860-Idol Bernhard Trares deutlich im Aufwind ist (zuvor 15 Punkte aus acht Spielen). Der zweitligaerprobte Henning Matriciani führte eine Kopfball-Rückgabe zu kurz und schlampig aus – Guttau spritzte dazwischen und staubte kaltschnäuzig ab. Ab da waren die Räume da, die das Giannikis-Team zuvor vergeblich gesucht hatte.

Deniz schloss einen einstudierten Angriff ab, den er selber eingeleitet hatte (raus zu Schröter, Hobsch als Ballstopper im Strafraum), später profitierte dann auch Wolfram von einem genialen Deniz-Moment (millimetergenauer Steilpass). Nach hinten brannte eh kaum was an, weil der Ex-Waldhöfer Jesper Verlaat die neu formierte Viererkette im Griff hatte. „Heute sind wir sehr zufrieden mit der Mannschaft“, sagte Giannikis. Gerade nach der Pause sei es „sehr erwachsen“ gewesen, wie sich sein Team präsentiert habe.

Löwen blenden Führungskrise beim TSV 1860 München aus

Von den Funktionären, die sich auf der Tribüne aus dem Weg gingen, lässt sich das nicht so behaupten. Bereits am Vormittag des Spiels, als das Hiltmair-Statement des Verwaltungsrats die Schlagzeilen beherrschte, folgte die Replik des Präsidiums, ebenfalls über die e.V.-Homepage (tsv1860.org). Robert Reisinger betonte, dass das autonome Handeln der Gremien durch den offen kritisierten Rettungsvertrag „weder aufgegeben noch gefährdet“ sei.

Man darf gespannt sein, wie sich das Binnenverhältnis Reisinger-Verwaltungsrat weiterentwickelt. Die Mannschaft jedenfalls zeigt sich unbeeindruckt von den politischen Scharmützeln. „Wir sind gerade auf einem sehr guten Weg“, stellte Kapitän Verlaat fest: „Wir lernen uns immer besser kennen, auch im Sinne von: ,Wofür wollen wir als Mannschaft stehen?‘“ Das Profiteam scheint sich für Eintracht entschieden zu haben, was Verlaat so ausdrückt: „Man gewinnt zusammen und verliert zusammen.“ Mit schönen Grüßen in Richtung Chefetage. (Uli Kellner)

Aufrufe: 011.11.2024, 08:45 Uhr
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