Die Joker stachen. 1:1 (0:0) trennten sich die TSG Bretzenheim und der VfB Bodenheim im Verbandsliga-Derby, weil beide Trainer effektiv nachlegen konnten. „Gerecht“ lautete unisono das Urteil zum Ergebnis, im Falle des Bretzenheimers Timo Schmidt versehen mit dem Zusatz „aber ärgerlich für uns“.
Drei Minuten lagen zwischen beiden Toren. Das 1:0 entsprang einem Spielzug, der am Vortag noch Thema im Training war. Luis McColgan dreht sich im Zentrum, legt raus auf Laurin Hake, flache Flanke, Paul Basel grätscht den Ball über die Linie (75.). Die Antwort folgte prompt. Norman Loos chipt den Ball nach vorn, Calvin Faßnacht verlängert per Kopf und Jared Lidy steht links vorne plötzlich komplett frei – das 1:1, Ex-VfB-Keeper Nico Mock war im direkten Duell machtlos (78.).
„Wir kriegen es einfach nicht hin, eine Führung über die Zeit zu bringen“, hadert Schmidt. Ein einfacher Stellungsfehler machte das 75-minütige Hinarbeiten auf die Führung mit einem Schlag zunichte. Wobei es jetzt auch kein Chancenfestival war vor dem Doppelschlag, im Gegenteil. „Wir haben uns neutralisiert“, hält Schmidt fest, „das gleiche System, beide versuchen hinter die Kette zu kommen und wissen das auch. Beide laufen hoch an, und beide Abwehrreihen haben wenig Fehler gemacht.“
Lauter Argumente für wenige Tore. TSG-Stürmer Rakeem Bott, der mit seinem Tempo einige sehenswerte Szenen hatte, zog aus der Distanz ab (5.) und bediente Fatjon Bytyqi am kurzen Pfosten (18.). Auf der Gegenseite legte Faßnacht den Flachschuss von Nils Schäfer auf (16.) und scheiterte ebenfalls aus der Distanz (30.). Aktiver war die TSG, und sie machte sich das Leben selbst nicht leichter. Denn der oft durchs beengte Zentrum gespielte, flache Aufbau birgt Risiken. Doch diesen Weg gehen die 46er konsequent.
"Die Jungs müssen verstehen, wie gut sie sind"
Johann Felker wünscht sich von Herzen, dass er zum Erfolg führt. Der Mittelfeldregisseur wird Mainz aller Voraussicht nach im Winter verlassen und wurde vor seinem letzten Heimspiel verabschiedet. „Die Jungs müssen nur noch verstehen, dass sie so gut sind, wie sie sind“, sagt Felker, „wenn wir das auf den Platz kriegen würden, was man im Training sieht, würden wir viel weiter oben stehen.“
Dort nämlich, wo aktuell der VfB zu Hause ist. Ein „sehr chancenarmes Spiel, in dem beide Dreierketten gut verteidigt haben“, sah Trainer Marco Jantz. „Beide kommen einmal hinter die Kette und machen ihr Tor. Unsere Reaktion auf den Rückstand war gut. Schade, dass unser Abseitstor danach nicht zählte.“ Andererseits hätte Stefan Baljak, der vermeintliche Siegtorschütze, auch die Zeitstrafe sehen können in einem sehr fairen Derby. In dem Basel mit der Picke und Luca Scherer nach der direkt folgenden Ecke das Siegtor für die Heimelf hätten machen können (87.).
Ähnlich prickelnde Momente auf dem Feld blieben Felker verwehrt. „Ich bin eigentlich ein Typ, der nie aufgeregt ist“, erzählt der 33-Jährige, „aber in der ersten Halbzeit war ich nervös, weshalb das Spiel wohl auch ziemlich an mir vorbei lief. In der zweiten Halbzeit war es besser. Schade, dass wir direkt den Ausgleich kassieren. Sonst hätten wir gewonnen, da bin ich mir sicher.“
TSG Bretzenheim: Mock – Padberg, Günes, Scherer – Hake, Zimmermann, Felker, Fischer – McColgan (85. Leismann) – Bytyqi, Bott (70. Basel).
VfB Bodenheim: Stofleth – Porsch (88. Papela), Ziewers, F. Kammerer – Geuder, L. Ferber, Schäfer, Ben Hazaz (78. Dorn) – Loos (78. P. Kammerer) – Vodi (63. Lidy), Faßnacht.