Der Zufall schreibt die schönsten Drehbücher. Kurz vor seinem Abschied vom Würzburger FV hat David Drösler einen Meilenstein erreicht. 200 Bayernliga-Spiele - und das für ein und denselben Verein. Gegen Ammerthal am vergangenen Wochenende war es soweit. Und die Unterfranken bescherten ihrer Nummer 5 mit dem höchsten Sieg der Saison ein ganz besonderes Jubiläum - 6:0 (!) hieß es am Ende. Während in den 90 Minuten also die Mannschaft im Mittelpunkt stand, die eine astreine Leistung ablieferte, waren die Scheinwerfer beim anschließenden Mannschaftsabend auf eben jenen 200-Spiele-Drösler gerichtet.
"Ich denke, ein besseres Jubiläumsspiel hätte sich David nicht wünschen können: Heimsieg, 6:0, frühzeitiger Abgang unter Standing Ovations und anschließendem Teamevent auf dem Frühjahrsvolksfest", blickt WFV-Vorstand Marco Scheder zurück. Er hat nur lobende Worte übrig für den Jubilar: "Soviel Vereinstreue ist in der heutigen Zeit eher untypisch und daher nochmals explizit hervorzugeben. Als Führungsspieler und Organisator hat er für die Mannschaft und den Verein unglaublich viel geleistet. David ist und bleibt ein Nullvierer." Und nun ist es dem 29-Jährigen selbst vorbehalten, auf seine bis dato bereits beeindruckende Karriere zurück zu blicken:
David, 200 Spiele in der Bayernliga. Was fällt Dir im ersten Moment ein, wenn Du diese Zahl hörst?
Da gibt es eigentlich nur ein Wort: Unglaublich. Damals, als ich zum FV gewechselt bin, hätte ich nie gedacht, dass ich für diesen geilen Verein mit seinen geilen Fans 200 Bayernliga-Spiele machen werde. Das war mein größter Traum. Und den habe ich mir erfüllt.
Kannst Du Dich an Dein erstes Spiel erinnern?
Natürlich! Das war in Memmelsdorf unter Trainer Michael Hochrein. Er hatte einige A-Jugend-Spieler, darunter mich, für die letzten Spiele der Saison 2012/13 hochgezogen. Ich wurde eingewechselt, wir haben gewonnen – ein geiler Einstand.
Und wie siehst Du das Heimspiel gegen Ammerthal am vergangenen Samstag?
Wenn ich mir etwas erträumt hätte für mein 200. Spiel, wäre es nicht in diesem Ausmaß gewesen. 6:0 – einfach Wahnsinn. Geiles Heimspiel, gute Kulisse, super Atmosphäre, perfektes Ergebnis – mehr muss man dazu nicht sagen. Anschließend hatten wir Mannschaftsabend. Wir haben die Nacht zum Tage gemacht (schmunzelt).
Inwiefern hat sich der Fußball, die Bayernliga Nord und der WFV verändert - heute im Vergleich zur Zeit Deiner 1. Partie in der 5. Liga?
Die größte Veränderung ist, dass es viele eigentliche Rand-Vereine gibt, die durch Geldgeber nach oben gekommen sind. Der WFV ist das Gegenteil dazu. Das Gute ist, dass bei uns Konstanz herrscht. In meiner Zeit hatten wir keinen Abstieg aus der Bayernliga. Das Zweite: Man merkt, dass immer weniger junge Kerle Fußball spielen wollen. Es gibt inzwischen wichtigere Dinge, scheint es. Das war früher anders.
Wer war Dein härtester Gegenspieler?
Da gibt es eigentlich keinen expliziten Namen. Ich will eigentlich auch gar keinen nennen (lacht).
Anders gefragt: Welche Art von Gegenspieler magst Du gar nicht?
Kleine, wuselige Stürmer mag ich gar nicht. Die hatten oft einen Schnelligkeits- und Beweglichkeits-Vorteil (schmunzelt).
Mit welchen Typen von Angreifern bist Du besonders gut zurecht gekommen?
Am Liebsten sind mir Stürmer über 1,80 Meter, gegen die es in körperlich Hinsicht zur Sache geht. Richtig schön wird es immer, wenn ich meine Gegenspieler kenne. Dann geht’s richtig rund... (schmunzelt)
Dein schönstes Tor?
(ohne langes Überlegen) Saison 2015/16 – auswärts in Forchheim. Es war auch das erste Spiel, in dem ich Kapitän war. Beruflich hatten wir ein, zwei Ausfälle. Ich habe erst mein erstes Bayernliga-Tor überhaupt geköpft, und dann auch noch ein zweites gemacht. Ja, das waren die schönsten Treffer.
Und Dein wichtigstes?
Wenn man am Ende gewinnt, ist jedes Tor wichtig.
Dein schönster Sieg?
Da gibt es drei. Ebenfalls Saison 2015/16 - letztes Spiel gegen Eintracht Bamberg. Wir brauchten noch einen Punkt für den Klassenerhalt, sind in Rückstand geraten und haben die Partie aber noch gedreht. Ein Fanbus mit 100 WFVlern war dabei. Das war richtig geil. Und dann waren da noch die beiden Relegationsspiele gegen Karlburg in der vergangenen Saison. Ich konnte zwar nicht mitwirken, habe nur etwas an der Seitenlinie mitgecoacht, aber das war richtig schön.
Und welche Partie möchtest Du nochmal spielen?
Das vorher genannte Spiel gegen Eintracht Bamberg und die Partie mit den zwei Toren. Aber natürlich war jeder Sieg ein Highlight, das ich gerne noch einmal erleben möchte.
Abschließend: Im Sommer verlässt Du die Bayernliga und den WFV, wirst Spielertrainer in Uettingen. Welche Meilensteine willst Du bis dahin noch erreichen?
Ich möchte einfach die letzten Spiele noch genießen. Größter Meilenstein bis zum Saisonende wäre der Klassenerhalt - und das möglichst schnell. Zudem möchte ich die jüngeren Spieler bis dahin noch an die Hand nehmen und Tipps geben.
David, herzlichen Glückwunsch noch einmal - und Danke für das Gespräch.