2024-04-19T07:32:36.736Z

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Weißblaue Statisten: Der hohen Fußballkunst der BVB-Talente hatten die Löwen wenig entgegenzusetzen.
Weißblaue Statisten: Der hohen Fußballkunst der BVB-Talente hatten die Löwen wenig entgegenzusetzen. – Foto: sampics

„Unerklärlich“: 1860 bekommt Lehrstunde von Dortmunds Talenten – Profis zum Rapport in die Westkurve

0:3 nach 17 Minuten, 1:4 am Ende

Zehn Minuten vor Schluss wurde es unruhig auf der Haupttribüne. Ein Exodus setzte ein. Viele Fans hatten genug gesehen und gelitten.

München –Sie verließen das Grünwalder Stadion in Scharen. Noch war Zeit, einen Regenspaziergang zu machen, ins Kino zu gehen oder zu Hause den Speicher aufzuräumen. Alles schien gestern mehr Sinn zu ergeben, als an diesem trostlosen Ort zu bleiben.

Kurz vor der Massenflucht hatte Abdoulaye Kamara das vierte Tor für Borussia Dortmund II an diesem Nachmittag erzielt. Am Ende hieß es zwar „nur“ 1:4, weil Raphael Holzhauser noch einen Foulelfmeter verwandeln durfte (85.). Der Eindruck, der hängen blieb, war jedoch verheerend. War der 3:1-Sieg von Aue nur ein Strohfeuer? Die Talente des BVB hatten jedenfalls keine Mühe, die Drittligalöwen teilweise vorzuführen und wie fast alle Gästeteams seit November Punkte mit nach Hause zu nehmen.

TSV 1860: Fans fordern Spieler auf, Trikots auszuziehen

„Wir haben eine Lektion erhalten, was Technik und Effizienz angeht“, kommentierte Coach Maurizio Jacobacci und klang ernüchtert. Gerade noch wähnte er die Löwen im Aufwind. Gestern dann: Krise reloaded – mit Nachspiel in der Westkurve. Fans forderten Spieler auf, ihre Trikots auszuziehen und anwesenden Kindern zu geben, damit diese wenigstens noch einen erfreulichen Nachmittag hätten. Die Funktionärsriege ging deeskalierend dazwischen. Albion Vrenezi, noch einer der besseren Löwen, sagte: „Ich kann die Fans verstehen, sie sind nicht zu Unrecht sauer.“

Wie konnte es dazu kommen? Schwer zu sagen, ob die Löwen die ersatzgeschwächten BVB-Bubis unterschätzt haben (fünf DFB-Abstellungen!). Angebracht war es jedenfalls nicht, denn Dortmunds neu formierte Abwehr bekam über 90 Minuten so gut wie nichts zu tun – und vorne zeigte sich früh, was für exquisite Talente sich im Unterbau des Bundesliga-Tabellenführers tummeln.

TSV 1860: Spiel nach 17 Minuten gelaufen

Ole Pohlmann, der auch schon 25-mal für DFB-Nachwuchsteams auflief, schickte schon nach fünf Minuten in Kicktipp-Manier ein Geschoss aus 18 Metern unter die Latte. Wenig später zeigte er bei einem direkt verwandelten Freistoß, dass der Kunstschuss wohl eher kein Zufall war (15.). Bei so wenig Gegenwehr bekam auch Innenverteidiger Bjarne Pudel Lust aufs Toreschießen. Nach einer Ecke staubte der 21-Jährige ab und sorgte für Kopfschütteln auf der Tribüne.

0:3 nach nur 17 Minuten: Klingt verrückt, hat es aber schon mal gegeben. Letztmals im Advent 2021, als sich die Löwen gegen den späteren Meister Magdeburg einen 0:5-Pausenrückstand leisteten (2:5 am Ende). Auch am letzten Spieltag der zurückliegenden Saison schossen die kleinen Dortmunder drei Tore in Giesing – die Löwen allerdings sechs.

TSV 1860: Spieler können Leistung nicht erklären

Davon waren Vrenezi & Co. gestern weit entfernt, wenngleich es nicht so bitter wie in den ersten 17 Minuten weiterging. Nachdem die BVB-Talente ihren ersten Torhunger gestillt hatten, drosselten sie das Tempo, ließen die Löwen mitspielen, aber gerade nur so viel, dass der Leistungsunterschied an diesem Nachmittag nicht infrage gestellt werden musste.

Mit der Hereinnahme frischer Kräfte reagierte Jacobacci auf den desaströsen Auftritt vor der Pause. Die Löwen konnten das Spiel in der Folge ausgeglichen gestalten, doch am Ende überwog der Frust, nicht nur bei den Fans. Der eingewechselte Holzhauser: „In den letzten drei Spielen hat die Mannschaft sehr guten Fußball gespielt und Selbstvertrauen getankt. Umso unverständlicher heute die Leistung von uns. Das ist ein bisschen unerklärlich.“ (ulk)

Aufrufe: 027.3.2023, 08:17 Uhr
Uli KellnerAutor