2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau
– Foto: Jan-Niclas Grömling

Und schon wieder das Rückspiel

HESSENLIGA: +++ Fernwald tritft bereits zum zweiten Mal in dieser Saison auf FC Gießen +++

Gießen . Wer das Gefühl hat, dass das Hessenliga-Derby zwischen dem FSV Fernwald und dem FC Gießen doch gerade erst gestern gewesen ist, der hat nicht Unrecht. Denn tatsächlich waren vor stattlicher Kulisse im Waldstadion am zweiten Spieltag, gerade einmal vor knapp fünf Wochen, die Mannschaften von Daniyel Cimen und Daniyel Bulut aufeinandergetroffen.

Hilft aber nichts. Der Plan steht - und nach der bitteren 2:3-Niederlage, die auf den letzten Drücker per Handelfmeter zustande kam, brennt der FSV Fernwald natürlich darauf, den Spieß umzudrehen. Allerdings weiß Trainer Bulut auch, dass »das alles andere als einfach wird, ich habe von Anfang an gesagt, der FC Gießen hat eine gute Mannschaft, das haben sie bisher bewiesen. Nach dem Hinspiel müssen wir nun aber alles daran setzen, 90 Minuten das Derby anzunehmen.« Soll heißen? »Wir waren in Gießen erst ab der 60. Minute präsent, dann haben wir auch gut gespielt. Das reicht aber nicht«, weiß der Coach, dass der aus seiner Sicht umstrittene Handelfmeter zwar die Partie entschied, von den Spielanteilen her aber Gießen Anfang August nicht unverdient gewonnen hat.

Bei seiner Mannschaft sieht der Trainer noch Luft nach oben, ist aber mit den sieben Zählern auch nicht völlig unzufrieden. »Ich wusste, dass wir Zeit brauchen würden, um uns zu finden. Wir haben sehr viele junge Spieler, wo schon mal Schwankungen drin sind. Daran arbeiten wir. Die Mannschaft kann Fußball spielen, wir sind nun gefragt, Kontinuität reinzubringen.« Mehr Kontinuität auch als am vergangenen Samstag, als der FSV noch eine 3:1-Führung aus der Hand gab, gegen Erlensee schließlich mit einem 3:3 zufrieden sein musste.

»Ja, klar, das ist schon der Knackpunkt, dass wir 90 Minuten stabil bleiben müssen, aber Fußball ist eben so, kleine Momente können ein Spiel schon mal kippen. Das ist oft auch Kopfsache«. Das Kippmoment will er in dem Derby (»da sind die normalen Fußballgesetze aufgehoben«) nun für seinen FSV nutzen.

Sein Gegenüber Daniyel Cimen hat das Hinspiel zwar auch noch gut in Erinnerung (»es war wirklich dramatisch, aber tatsächlich war da auch zurecht das Glück auf unserer Seite«), doch plagen ihn aktuell personelle Sorgen. Mit Aykut Öztürk und Mert Pekesen sind zwei erfahrene Offensivkräfte schwerwiegend verletzt. Während beim Neuzugang das Wadenbeinköpfchen angebrochen ist, er wohl vier bis sechs Wochen ausfallen wird, schmerzt den Zuhörer die Verletzung von Gießens Identifikationsfigur Öztürk schon bei Cimens Beschreibung: Eine komplett gerissene Sehne zwischen Wadenbeinköpfchen und Knöchel, die operativ vermutlich heute schon durch eine künstliche Sehne ersetzt werden soll. »Das hat uns hart getroffen, bei Aykut ist es eine komplizierte Sache, die wohl dazu führt, dass er erst zur Rückrunde wieder eingreifen kann.« Und das nach dessen ohnehin schon langen Verletzungsgeschichte der Vorsaison und immer wieder auftretenden muskulären Problemen.

Zwar haben die Gießener mit dem ukrainischen Stürmer Leonid Akulinin nachgelegt, doch Cimen weiß, dass »er noch Zeit braucht, hier richtig anzukommen, das ist schwierig für ihn, aber er macht es schon richtig gut«. Cimen sagt, dass »wir ihn Stück für Stück heranführen wollten, denn es ist suboptimal, dass er nach langer Pause, einer Verletzung und unter den schwierigen Bedingungen in seiner Heimat, die ihn natürlich belasten, jetzt gleich gefordert ist«.

Aber die personelle Situation in der Offensive macht der langsamen Eingewöhnung des Neuzugangs einen Strich durch die Rechnung. Insgesamt kann der FC Gießen aber mit der Momentaufnahme Platz sieben und 13 Punkten zufrieden sein. So der Coach.

Auch in Baunatal »haben die Jungs das letztlich souverän gemacht«, verspürt Gießens Trainer Rückenwind, der dazu führen soll, dass »wir unter den besonderen Bedingungen des Derbys aggressiv zu Werke gehen und den Kampf annehmen müssen«.

Zumal Daniyel Cimen weiß, dass das Zustandekommen der 2:3-Niederlage sein Gegenüber Daniyel Bulut als Schlüssel zur Motivation seiner Mannschaft nutzen wird. Dass der Ex-Eintrachtler nahezu zeitgleich den ersten Champions-League-Auftritt der Frankfurter verpasst (»ich hätte Karten bekommen können«) nimmt er selbstverständlich professionell.: »Gießen geht da vor.«

Und während Cimen neben Öztürk und Pekesen auch Rodrigues und Duschner (im Aufbautraining), Litzinger (Klassenfahrt) sicher fehlen, muss Bulut auf Dervishi, Mohr und vermutlich Strack verzichten.

Aufrufe: 07.9.2022, 07:28 Uhr
Rüdiger DittrichAutor