Diejenigen, die sich im Jugendfußball nicht ganz so gut auskennen, werden sich beim Blick auf die Tabelle in der B-Junioren-Niederrheinliga verwundert die Augen reiben. Dort geben in dieser Saison die Jüngsten den Ton an. Hinter dem Spitzenreiter und wahrscheinlichen Meister MSV Duisburg U16 macht der gleichaltrige Nachwuchs der Fortuna und von Borussia Mönchengladbach den „Vize“ unter sich aus.
Auf Rang vier liegt mit Rot-Weiss Essen eine weitere U16 aus einem Nachwuchsleistungszentrum. Erst dann folgt mit etwas Abstand mit Arminia Klosterhardt die erste U17-Mannschaft eines Amateurvereins.
Bloßer Zufall ist dieses Tabellenbild indes nicht. Auch wenn die „Großen“ in der Vergangenheit nicht in jeder Spielzeit so geschlossen dominant auftraten wie in der aktuellen Runde, so lässt sich doch im Trend erkennen, dass die Kluft zwischen Profi- und Amateurklubs im Jugendbereich immer größer wird. Überraschen muss das niemanden. Denn der Aufwand, der in einem NLZ inzwischen betrieben wird, lässt sich mit der alltäglichen Arbeit eines „herkömmlichen“ Klubs schon lange nicht mehr vergleichen. Und daher verblüfft es auch keineswegs, dass mit der Fortuna, dem MSV, der Borussia und RWE sich die vier Top-Teams mit Ablauf dieser Saison aus der Niederrheinliga zurückziehen. Das Quartett schließt sich zur Saison 2025/2026 stattdessen dem neuen WDFV-U16-Nachwuchscup an, einer geschlossenen Liga für die Nachwuchsleistungszentren unter dem Dach des Westdeutschen Fußball-Verbandes.
Bestrebungen der Profivereine eine solche Spielklasse, wie es sie beispielsweise auch schon in den Altersklassen U12 oder U14 gibt, auch bei den B-Junioren zu implementieren, gab es schon lange. Zu den Befürwortern zählte von Beginn an auch die Fortuna. „Der stetige sportliche Vergleich auf Augenhöhe ist für uns von hoher Bedeutung“, sagt Stefan Vollmerhausen, der bei der Fortuna den sportlichen Bereich im NLZ verantwortet. Für die Profiklubs liegen weitere Vorteile einer Vereinheitlichung des Ligasystems über Altersklassen hinweg auf der Hand. So fällt es künftig auch leichter, Spieler zwischen U16 Nachwuchscup und U17-Nachwuchsliga flexibel zu schieben, was bislang aufgrund unterschiedlicher Regelungen nicht immer möglich war.
Für die Amateurvereine ist die Entwicklung schade. „Die Jungs haben sich immer auf die Spiele gegen Fortuna oder die Borussia gefreut“, sagt Youssef Aitzmani vom BV 04. Auf der anderen Seite profitieren die Derendorfer in diesem Jahr auch. Denn sportliche Absteiger wird es durch den Rückzug von vier Klubs nicht geben. Damit hat auch der BV als Vorletzter einen Qualifikationsplatz sicher.
Diese Entwicklung wundert in Summe nicht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat zur laufenden Spielzeit auch das Bundesliga-System der A- und B-Junioren in Gänze überarbeitet: So gibt es seit August die DFB-Nachwuchsliga, in der Vereine mit Nachwuchsleistungszentrum gesetzt sind. Amateurvereine können sich nach einer guten Hinrunde in ihrer Verbandsliga für die Rückrunde in der Nachwuchsliga konzentrieren, treffen da aber nur auf die NLZ-Teams, die es nicht in die Meisterrunde geschafft haben. Duelle mit Borussia Dortmund, FC Bayern München oder VfB Stuttgart wird es so nicht mehr geben.