2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Mit Meistershirt und einem breiten Grinsen dekoriert: Trainer Stefan Weber ist der „Vater des Erfolgs“ beim TV Parsberg.
Mit Meistershirt und einem breiten Grinsen dekoriert: Trainer Stefan Weber ist der „Vater des Erfolgs“ beim TV Parsberg. – Foto: Christian Brüssel

Parsberg ist Bezirksligist: »Erfolgsrezept: Verkorkste Corona-Saison«

Unter Stefan Weber holte der TVP aus 29 Spielen 70 Punkte. Noch herrscht Partystimmung, doch die neue Saison schwebt schon in den Köpfen.

Rückblende: Ende Oktober 2019 stand der TV Parsberg in der Fußball-Kreisliga 2 mit dem Rücken zur Wand, hatte er von den ersten 16 Saisonspielen doch nur ein einziges gewinnen können. Dann drehte sich allmählich der Wind. Dem knappen Liga-Erhalt in der abgelaufenen XL-Saison 2019/21 folgte eine Art „Wunder-Saison“. Angeführt von Trainer Stefan Weber, seinem „Co“ David Tresse und 26 Saisontore-Mann Dominick Wynn, errangen die Parsberger am vorletzten Spieltag dank eines 3:0-Auswärtssieges in Pielenhofen den Meistertitel. Nach sieben Jahren Abstinenz ist an der Hatzengrün also wieder Bezirksliga-Fußball geboten. Mit Meistertrainer Stefan Weber hat FuPa die Stärken des TVP analysiert. Außerdem verrät Weber, warum sein Team den Klassenerhalt schaffen wird und worauf er sich besonders freut.

FuPa: Es ist der Tag nach dem geschafften Aufstieg: Wie war und ist die Gefühlslage bei Euch?

Stefan Weber (46): Nach unserem dritten Tor im Spiel gegen Pielenhofen-Adlersberg hat man allmählich gemerkt, dass sich die Anspannung löst. Man hat immer mehr breit grinsende Gesichter gesehen. Die Tage zuvor ist noch große Anspannung da gewesen. Im Abschlusstraining am Freitag habe ich nochmal gemerkt, dass die Spieler sehr fokussiert und konzentriert sind und das Spiel am Sonntag unbedingt gewinnen wollen.

Ein Autokorso durch Parsberg, Torschützenkönig Dominick Wynn als DJ im Sportheim – was war gestern noch geboten?

Wir haben noch ein Stück weit auf dem Fußballplatz in Pielenhofen mit unseren Fans gefeiert. Anschließend sind wir im Gasthof zum Schwan in Parsberg gelandet, wo wir gemütlich mit Frauen, Freundinnen und ein paar Fans zu Abend gegessen haben. Auf ein Autokorso durch Parsberg folgte der „losgelöste Teil“. Die letzten sind wohl gegen 5 Uhr in der Früh vom Sportheim nach Hause. Einige haben gestern Abend ganz spontan Urlaub gebucht (lacht).

Noch vor eineinhalb Jahren Abstiegskandidat, jetzt Meister und Bezirksligist. Was ist Euer Erfolgsrezept, was macht das Team mittlerweile so stark?

Das Erfolgsrezept war tatsächlich, auch wenn es sich blöd anhört, die verkorkste Corona-Saison. Die Zeit vor meiner Übernahme, wo die (damals schon gute) Truppe sportlich eine ganz schlechte Phase mit schlechten Ergebnissen gehabt hatte, war sozusagen der Starthebel. Dann hat David Treese die Mannschaft übernommen und sie schon auf ein anderes Niveau gehoben. Nach meiner Übernahme haben wir eine Serie hingelegt, die auch in der Kreisliga noch nicht so oft zustande kam. In den 29 Spielen unter meiner Verantwortung haben wir 70 Punkte geholt! Das ist richtig krass. Ein Spiel hatte ich damals per Handy aus dem Urlaub vom Schiff aus gecoacht (lacht). Aber das habe ich natürlich nicht als Trainer allein geschafft: Das war die gesamte Mannschaft; die Jungs wollten diesen Aufstieg und das hat man von Woche zu Woche im Training gemerkt.

TVP-Torjäger Dominick Wynn (vorne) und Co-Spielertrainer David Treese herzen sich nach dem Sieg in Pielenhofen.
TVP-Torjäger Dominick Wynn (vorne) und Co-Spielertrainer David Treese herzen sich nach dem Sieg in Pielenhofen. – Foto: Christian Brüssel


Die Floskel „Vorne gewinnst du Spiele, hinten die Meisterschaft“ hattest Du schon bei Deinem Amtsantritt in den Mund genommen. Die letzten sechs Saisonspiele blieb Dein Team ohne Gegentor. Ein weiterer Faktor also?

Zum Schluss raus waren die Jungs richtig „geil“ darauf, die Null zu halten. Wir haben mit den Brandl-Zwillingen, mit Wynn, Würdinger, Treese oder Riecke viele Spieler, die Tore schießen können. Unser wichtigstes Ziel war einfach mal, so lange wie möglich ohne Gegentor zu bleiben. Da haben sich die Jungs von Spiel zu Spiel in einen Rausch reingesteigert. Der Sturm gewinnt Spiele, aber die Abwehr gewinnt die Meisterschaft – und das war heuer auch unser Erfolgsrezept. 20 Gegentore nach 25 Spielen und davon 13 Spiele zu Null, das ist schon eine tolle Leistung.

Wie beurteilst Du die am kommenden Wochenende endende Saison in der Kreisliga 2 grundsätzlich, speziell den Aufstiegskampf betreffend?

Die Beilngrieser haben auch eine richtig geile Saison gespielt. Sie können 60 Punkte erreichen und diese Marke hat in den letzten zehn Jahren immer gereicht, dass man als Meister direkt aufsteigt. Heuer reichen diese vermutlich nur zum Relegationsplatz. Daran sieht man auch, wie stark die oberen vier, fünf Mannschaften gewesen sind. Es gab keine Mannschaft, die von Anfang an durchmarschiert ist, sondern es tobte lange einer Drei- oder Vierkampf, in dem wir uns schlussendlich Gott sei Dank durchgesetzt haben. Ich würde es Beilngries von Herzen gönnen, dass sie auch in die Bezirksliga aufsteigen, weil sie es verdient hätten.

»Eine riesige Aufbruchsstimmung ist zu spüren.«


Siehst Du denn Verbesserungspotenzial oder eine Notwendigkeit, sich zu verbessern im Hinblick auf die neue Saison?

Ich bin mir sicher, dass sich die Mannschaft in allen Bereichen weiter verbessern kann und muss. Die Bezirksliga ist eine deutlich stärkere Liga mit noch besser ausgebildeten Spielern und mit Vereinen mit einem ganz anderen Anspruch. Wir sind dabei, den Kader noch ein Stück weit breiter zu machen. Diese Woche haben wir nochmal zwei Trainingseinheiten, bei denen erstmals fünf Trainingsgäste dabei sind. Ich würde alle fünf sofort nehmen, aber die Jungs müssen auch ein gutes Gefühl haben, dass es ihnen bei uns gefällt.

Insgesamt ist in der Fußballabteilung sowieso, aber auch im gesamten Verein, seit Corona eine riesige Aufbruchsstimmung zu spüren. Ich hoffe, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist und dass wir auch in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen.

Wie stehen Deiner Meinung nach die Chancen auf einen erfolgreichen Klassenerhalt? Ist Deine Truppe gerüstet für die Bezirksliga?

Ja. Mit dem aktuellen Kader traue ich uns den Klassenerhalt zu. Bekommen wir noch die Verstärkungen dazu, die wir im Auge haben, sollte es sehr sicher mit dem Liga-Erhalt klappen. Wir haben im Trainerteam schon Ziele definiert, die wir zum Trainingsauftakt den Jungs vorstellen wollen. Und wenn wir diese Ziele verwirklichen, ist der Klassenerhalt auf jeden Fall kein Thema für uns.

Worauf freust Du Dich in der nächsten Saison am meisten?

Es gibt kein direktes Spiel, auf das ich mich ganz besonders freue. Wir wissen ja auch noch nicht ganz genau, wie das Teilnehmerfeld der Bezirksliga ausschaut. Die Absteiger Bad Abbach und möglicherweise Burglengenfeld sind natürlich tolle Mannschaften und tolle Plätze, wo es sich und auch gegen die es sich schön spielen lässt. Aber ich fahre genauso gern auf Hainsacker. Ich möchte einfach Bezirksliga trainieren, mit meinen Jungs Bezirksliga spielen und schauen, wo sich meine Brandls, meine Hegeleins, Mathias Fruth, Tim Eichenseher im Tor und Co. in der Bezirksliga gegen noch bessere Spieler schlagen. Ich freue mich auf jedes Spiel, weil es einfach eine schöne Herausforderung ist.

Aufrufe: 09.5.2022, 17:20 Uhr
Florian WürtheleAutor