2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Viele Zweikämpfe gab es, wie hier zwischen Fabio Moreno Fell (links) und TuS-Kapitän Dennis Ritz.
Viele Zweikämpfe gab es, wie hier zwischen Fabio Moreno Fell (links) und TuS-Kapitän Dennis Ritz. – Foto: Axel Schmitz

Tumulte um Rote Karte für Marienborn-Trainer Cakici

Montagabendspiel in der Verbandsliga großer Zuschauermagnet +++ 2:1-Sieg des TSV Gau-Odernheim gegen TuS Marienborn

550 Zuschauer, diese Kulisse hätte diese Partie an einem gewöhnlichen Wochenend-Termin gewiss nicht gehabt. Und auch sportlich war das Montagabendspiel in der Fußball-Verbandsliga für den TSV Gau-Odernheim ein Erfolg, durch das 2:1 (0:1) gegen die TuS Marienborn. Doch Gesprächsthema war etwas ganz anderes.

Knapp eine Stunde ist gespielt, zweikampfbetont, aber recht fair. Ein paar Wortgefechte zwischen Gau-Odernheimer Anhang und Reserve mit der TuS-Bank beginnen, Torben Dilg foult Ex-Teamkamerad Jakob Friedrich. Noch ein Gesprächsthema. Dann stehen der verletzt ausgewechselte Henrik Hillesheim und TuS-Trainer Ali Cakici Stirn an Stirn, der Gau-Odernheimer schubst leicht, der TuS-Trainer etwas kräftiger – Gelb hier, Rot da (58.). Jetzt gingen die Wortgefechte erst richtig los. Vier Minuten dauerte es, bis das Spiel weitergehen konnte.

"Gau-Odernheim ist für mich gestorben"

„Ich weiß nicht, ob der Gau-Odernheimer Trainer jemals von einem Marienborner Fan angesprochen wurde“, sagt Cakici, „und warum darf ein Trainer geschubst werden?“ Er sei „ein bisschen in die Falle getappt“. Konsequenz: „Ich komme hier nur noch als Zuschauer hin, nicht mehr als Trainer. Das ist ihre Welt, nicht meine. Gau-Odernheim ist für mich gestorben.“

Logisch, dass die Einordnung auf der Gegenseite eine andere ist. Latent kribbelig ist das Duell schon länger, der halb ironische „Grillplatz“-Spruch Cakicis samt Gau-Odernheimer Repliken ist ein Beispiel. „Du musst Trainer sein“, beurteilt TSV-Chefcoach Christoph Hartmüller Cakicis emotionalen Ausbruch mit Verweis auf eine gewisse Vorbildfunktion.

Rieß trifft zur Führung, ein Patzer bringt die Wende

Rein sportlich betrachtet, brauchte das Spiel eine Weile, um in die Gänge zu kommen. Drei gute Chancen hatte der TSV nach Standards, einen Konter setzte die TuS – und der saß, Matti Rieß traf im Nachsetzen (45.). „Ich habe eigentlich in der Halbzeit nur gesagt, dass wir so weitermachen müssen“, sagt Hartmüller. Wobei sein Team deutlich entschlossener zu Werke ging. Und Glück hatte. Freistoß, Lattentreffer, TuS-Torwart Benedict Martens lässt den Ball fallen, David Hofmann stochert ihn rein (48.).

Das gesamte Szenario rund um Cakicis Rote Karte „hat uns ein bisschen verunsichert“, sagt TuS-Cotrainer Nermin Fakovic, „ich fand uns in der ersten Halbzeit gut, wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Aber dann waren wir zu schläfrig, haben den Zugriff verloren.“ Kapitän Dennis Ritz möchte zum Themenfeld Platzverweis nichts sagen: „Wir hatten ganz gute Passagen, waren aber nicht zwingend. Kleinigkeiten haben entschieden.“

Juricinec entdeckt den Distanzschützen in sich

Noah Juricinec nutzte das veränderte Momentum, knallte den Ball aus 18 Metern in den Winkel (67.). Da flogen, als der ein oder andere Zuschauer provozierend in Richtung Cakici und seinen Weggefährten jubelte, erneut verbal die Fetzen. Als Stadionsprecher Knut Burkhardt allseits zur Besonnenheit mahnte, gab es Applaus.

Das Tor war ein völlig neues Gefühl für Defensiv-Spezialist Juricinec, der in den letzten Jahren in Gonsenheim wenn überhaupt, dann nach Standards per Kopf gefährlich wurde. Vier Liga-Treffer in seiner Aktiven-Zeit sind protokolliert. Distanzschüsse zählten nicht dazu. Dabei zieht der langjährige Verteidiger, der nun im defensiven Mittelfeld spielt, eigentlich gern mal ab. „Im Training gehen die oft drüber“, grinst Juricinec, „aber ich übe das schon.“

Spiel geht fair zu Ende

Eine ordentliche erste Hälfte des TSV sah der 22-Jährige, „und dann waren wir direkt da, haben die Zweikämpfe angenommen, gemacht, was uns stark macht. Flutlicht, Rückstand gedreht, das 2:1 geschossen – besser geht es nicht.“ Zwei, drei aussichtsreiche Szenen hatte die TuS in Rückstand noch. Daniel Diel fischte Antonio Serratores Distanzschuss aus dem unteren Eck (73.). Auf der anderen Seite gab es ähnlich viele Matchbälle.

Das Spiel ging fair zu Ende, der erste Saison-Dreier des TSV wurde bejubelt. „Wenn du inhaltlich weniger Akzente setzen kannst, braucht es die Tugenden – und einen Dosenöffner“, sagt Hartmüller, „beides hatten wir.“

TSV Gau-Odernheim: Diel – T. Weinbach, Hofmann, Friedrich, Maurer – Juricinec, Dietrich (79. Maier) – Hillesheim (17. Gümüs, 90. Meininger), Moreno, Dimitrijevic (85. Galle) – Zimmermann (76. J. Weinbach).

TuS Marienborn: Martens – Klüber, Hofmann (90. Schrimb), Beck, Breier, Ritz (70. Quint) – Serratore, Trapp – Freisler (78. Melament), Rieß (90. Cinar) – Dilg (70. Rimoldi).

Aufrufe: 028.8.2023, 22:49 Uhr
Torben SchröderAutor