Türkgücü München kommt einfach nicht raus aus der Krise. Nach der nächsten Niederlage gegen den Halleschen FC ist die Zukunft des Vereins weiterhin völlig offen.
München/Halle - Türkgücü München* erlebt weiterhin unruhige Zeiten. Neben der anhaltenden Unsicherheit über die Zukunft des Vereins steckt das Team um Trainer Andreas Heraf auch sportlich in einer tiefen Krise. Am Dienstagabend setzte es für die Münchner beim Halleschen FC die nächste Pleite (0:1). Ein völlig unnötiges Foul von Kapitän Alexander Sorge besiegelte die Niederlage, den fälligen Strafstoß verwandelte Halles Huth souverän (83.). Zwölf Spiele in Folge hat der Verein jetzt schon nicht mehr gewonnen.
Dementsprechend bedient war Türkgücü-Torwart Franco Flückiger nach dem Abpfiff. „Die Gefühlswelt ist definitiv beschissen. Wir haben wieder so viel investiert, sind so viel gelaufen und haben uns in die Zweikämpfe reingeschmissen“, so der 30-Jährige gegenüber „MagentaSport“. „Die Köpfe sind leer, nichtsdestotrotz müssen wir weitermachen. Es geht immer weiter.“ Auch Trainer Andreas Heraf wirkte nach dem Spiel ratlos. „Ein Punkt wäre verdient gewesen“, ist sich der 54-Jährige sicher, der die Unruhe rund um den Verein nach dem Insolvenzantrag hervorhob.
„Insgesamt fehlen mir 16 Leute.“
Türkgücü Münchens Trainer Andreas Heraf bemängelt die Transferaktivität Türkgücüs.
Zudem prangerte der Österreicher die prekäre Personalsituation bei Türkgücü an: „Ich habe mir heute mal die Mühe gemacht und nachgerechnet, was mir eigentlich an Leuten fehlt. Man hat mir drei Spieler versprochen, die habe ich nicht bekommen. Dann hatte ich drei Spieler, die sind abgeben worden. Dann habe ich drei Langzeit-Verletzte. Jetzt sind noch zwei Langzeit-Verletzte mit Barry und Mavraj dazugekommen, Knöll hat sich verletzt. Insgesamt fehlen mir 16 Leute.“ Er sei daher „sehr stolz auf die Jungs, die hier sind.“
Türkgücü München war zum Auswärtsspiel beim Halleschen FC mit lediglich 16 Spielern angereist. Bis auf Ersatz-Torwart Wagner kam davon jeder zum Einsatz. Wieder nicht im Kader: Das Quartett um Torwart René Vollath, Sebastian Maier, Filip Kusic und Ünal Tosun, die vor dem Spiel gegen den VfL Osnabrück aus dem Kader geflogen waren. „Das hat Gründe, warum die nicht dabei waren“, gab sich Andreas Heraf bedeckt und fügte vielsagend an: „Es hat Gründe, warum wir da unten drin stecken, das ist auch eine Frage der Qualität. Ob uns da der ein oder andere weitergeholfen hätte, das kann ich jetzt hier nicht sagen.“
Nach der Eröffnung des Insolvenzantrag waren bei Türkgücü München zunächst nur die zwei Partien gegen den VfL Osnabrück und den Halleschen FC gesichert. Ob und wie es darüber hinaus weitergeht, dazu konnte auch der Trainer keine neuen Informationen geben. „Für mich ist der letzte Stand so, dass es weiter geht, davon gehe ich aus.“ Ein Worst-Case-Szenario schließt Andreas Heraf jedoch nicht aus: „Sollte die Info kommen, dass es nicht weitergeht, dann werde ich das erfahren.“ Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Max Kothny hüllen sich zu der Thematik weiterhin in Schweigen.
Nach dem Einstieg des US-amerikanischen Finanzdienstleisters „Remitly“ bei Türkgücü München gab es neue Hoffnung für die Zukunft des Vereins. Ob das Geld aus dem Sponsoring-Deal reicht, den Verein bis Saisonende über Wasser zu halten, ist aber weiterhin nicht bekannt. Um eine mögliche Auflösung des Fußballunternehmens abzuwenden, werden wohl weitere Investorengelder benötigt. Torwart Flückiger rührt deshalb fleißig die Werbetrommel: „Jeder sieht, was für einen Charakter diese Mannschaft besitzt. Wir hoffen alle, dass es auch jemanden sehr anspricht, der uns weiterhilft. Die Mannschaft lebt, die Mannschaft will, die Mannschaft beißt.“ (Vinzent Fischer) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.