2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Sicherheitsdienst musste mehrfach Flitzer einfangen
Der Sicherheitsdienst musste mehrfach Flitzer einfangen – Foto: paul@lsn.sarl

Luxemburg – Türkei: eine erste Nachbetrachtung der Geschehnisse

Mit Stellungnahmen der FLF, der Sicherheitsfirma GDL und den M-Block Fanatics +++ wurde das Sicherheitskonzept des Stadions falsch geplant?

FuPa Luxemburg hatte heute Mittag kurz Zeit mit Marc Diederich von der FLF sowie einem Verantwortlichen der Sicherheitsfirma des „Stade de Luxembourg“ und einem aktiven Fan zu sprechen. Dabei kam Interessantes zu Tage.

Marc Diederich gab folgende Erklärung ab: „die Auswertung der Situation geht ihren normalen Weg, d.h. der UEFA-Deligierte erstellt einen Bericht, den der europäische Verband erhält. Dort wird er einer Kommission vorgelegt, anschließend können wir als FLF dazu Stellung beziehen. Anschließend wird über eventuelle Konsequenzen entschieden. Wir hatten fast 200 Sicherheitsleute im und am Stadion, so viele, wie wir noch nie hatten. Von Seiten der UEFA stand uns sogar ein extra herbeordeter Sicherheitsbeauftragter zur Verfügung. Dieser war der Meinung, dass das Sicherheitspersonal seine Aufgabe wie gewünscht erledigt habe. Bei manchen Situationen kann man einfach nichts machen, es ist nicht das erste Stadion der Welt, bei dem ein Flitzer über das Feld läuft und ebenfalls nicht das erste, in dem Bengalos geworfen wurden. Nichts ist unmöglich, es ist sicherlich vieles zusammengekommen, zum Glück wurde niemand verletzt. Das Sicherheitspersonal hat mit den zur Verfügung stehenden Mitteln seine Arbeit gemacht.“

Von Seiten des Sicherheitsdienstes wurde uns in der Tat die Zahl von 186 Stewards bestätigt, die am Samstag beim Länderspiel Luxemburg - Türkei anwesend waren, was grob ein Sicherheitsmann auf fünfzig Zuschauer bedeutet – ein absolut angebrachtes Aufgebot laut dem Verantwortlichen, mit dem FuPa sprach. Angesprochen darauf, wie es sein kann, dass trotz intensiver Sicherheitskontrollen am Eingang zahlreiche bengalische Fackeln und Rauchbomben den Weg auf die Tribünen fanden, wies man uns auf ein anscheinend schon lange bekanntes Problem im neuen Stadion hin: diese wurden auf der Autobahn-Seite der Arena schlicht durch oder über den Zaun an Fans drinnen weitergegeben. Zudem wiess man FuPa darauf hin, dass rund achtzig Luxemburger Fans Karten für die Osttribüne mit dem eigentlichen Auswärtsblock hatten.

– Foto: paul@lsn.sarl

Bob Gebele von den M-Block Fanatics berichtete uns von einer Frau, die unmittelbar neben dem Block der eingefleischten Fans der FLF-Auswahl saß, die von türkischen Anhängern eine Ohrfeige erhalten habe. Auch andauernde Scharmützel zwischen türkischen und luxemburgischen Fans auf der Westtribüne bestätigte er uns, da er selber mehrfach als Schlichter eingreifen musste, um drohende Schlägereien zu unterbinden. In einem RTL-Interview vom frühen Montag Nachmittag bestätigte FLF-Generalsekretär Wolff nicht nur einige Aussagen seines Kollegen Marc Diederich, mit dem wir heute Mittag ein kurzes Gespräch führten (s.o.), sondern auch ein Gerücht, das uns vor der Partie gegen die Türkei zugetragen wurde: nämlich, dass in einem oder mehreren der Sicherheitsmeetings, die üblicherweise vor Länderspielen stattfinden, u.a. auch die Polizei sich klar gegen eine Blocktrennung aussprach. Bei der „Direction de la Communication“ der Polizei konnte FuPa heute Nachmittag leider niemanden für eine Stellungnahme erreichen, wir bleiben aber dort genauso wie allgemein zum Thema weiter am Ball. Weiter wurde FuPa mitgeteilt, dass Plätze online verkauft wurden, die es im Stadion gar nicht geben soll, nämlich die Sitze 1 und 2 der Blöcke H1 und H3. // Update 15:45 Uhr: wie die FLF erklärt, gab es beim Ticketverkauf seitens der Stadt Luxemburg für die Türkei-Begegnung Fehler bei der Nummerierung, Zuschauer mit diesen Plätzen hätten alle einen Sitzplatz erhalten und für die morgige Partie gegen die Färöer sei dieser Fehler behoben.

In besagtem Interview von rtl.lu mit Joel Wolff wurde auch die Bauweise des Stadions angesprochen. Wobei sich bei dieser dann die Frage stellt, ob der 76-Millionen-Bau – aus Steuergeldern finanziert – von der Sicherheit her alle Anforderungen erfüllt. Es wäre nicht das erste Stadion, das das mit der Planung beauftragte Architektenbüro in die Kritik bringen würde. So gab es im vom gleichen Unternehmen mit gebaute Warschauer Nationalstadion Probleme mit dem Bau von Treppen (Quelle: Wikipedia), durch die sich die Eröffnung um mehr als sechs Monate verzögerte, ein Stadion bei dem eine andere, für die technische Infrastruktur zuständige Firma, u.a. wegen Verletzung von Sicherheitsstandards zu Strafzahlungen verurteilt wurde. Weiter gesellt sich ein sog. „weißer Elefant“ in die Reihe der Arenen. Das für die WM 2014 in Brasilien gebaute Stadion in Manaus steht wegen seiner fraglichen Nachhaltigkeit bis heute in der Kritik. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ein solches Büro auch am Bau des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg beteiligt war.

Sicherheitsfragen sollten entsprechend nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Mit einer vollen, knapp zehntausend Zuschauer fassenden Arena ist die FLF nach dem „Atelier“ und dessen eher selten stattfindenden großen Open Airs mit teils über 15.000 Zuschauern so wie dem jährlichen „ING Night Marathon“ der wohl drittgrößte Organisator von Events im Großherzogtum. Mit dem Angebot von Online-Tickets ging man mit der Zeit, hoffentlich werden nun auch dessen negativen Aspekte von allen für die Sicherheit Verantwortlichen analysiert und nachgebessert, technisch möglich ist das allemal. Denn nicht immer spielt man gegen Gegner mit harmlosen Fans wie z.B. Irland, Nordirland oder morgen gegen die Färöer.

In eigener Sache

Wir möchten dann noch darauf hinweisen, dass wir die heutige Pressekonferenz vor dem Spiel Luxemburg – Färöer Inseln heute Abend versuchen live auf dem YouTube-Kanal der Betreibergesellschaft LSN zu übertragen – es wird ein erster Versuch!

Aufrufe: 013.6.2022, 15:06 Uhr
Paul KrierAutor