Was ist die Steigerung von Borussia Dortmund? Die zweite Runde! Die Oberliga-Fußballer des TSV Schott Mainz hatten sich eingeschworen. Der dritte Auftritt im DFB-Pokal sollte erstmals nicht in Runde eins enden. Dazu hätte es, ein Jahr nach dem Highlight gegen den BVB (1:6), einen Sieg gegen Zweitligist Spvgg. Greuther Fürth gebraucht. Doch die Franken gewannen 2:0 (1:0).
„Dortmund war ein Event, heute ist es ein Spiel“, dieses Zitat nahm sich, wie Schott-Kapitän Jost Mairose sagt, die Mannschaft zu Herzen. Der TSV war selbstbewusst, zog seinen spielerischen Ansatz konsequent durch, kam auf immerhin zehn Torschüsse (Fürth: 26) und 36 Prozent Ballbesitz – sowie, was für einen drei Ligen tiefer beheimateten Underdog gegen Profis sehr hoch ist, 79 Prozent Passquote. „Das perfekte Fußballspiel gibt es nicht, aber heute kannst du nichts besser machen – du musst nur das Tor schießen“, sagt der Sportliche Leiter Sascha Meeth.
Die Chancen dazu gab es. Eigengewächs Ismael Wiegand, in Minute 87 mit Szenenapplaus verabschiedet, spielte groß auf. Schon im Vorfeld hatte Fürth-Trainer Alexander Zorniger vor dem sprint- und dribbelstarken Linksaußen gewarnt. Und Wiegand zeigte, warum. Sein Flankenlauf führte zu Takero Itois Kopfball ans Außennetz (2.). Und zur dicken Chance von Lennart Thum, der einen abgefälschten Querpass über das leere Tor spitzelte (19.). Den dritten Schuss nahm Wiegand sich selbst, zielte nach erneutem Tempolauf aber am langen Pfosten vorbei (29.).
„Das war ein absolutes Highlight-Spiel“, strahlt der 19-Jährige, der in Gegenspieler Maximilian Dietz mehrmals den laut transfermarkt.de wertvollsten Fürther frisch machte. „Ich sollte mit Tempo ins Eins-gegen-Eins gehen, das ist meine Stärke“, sagt Wiegand. „Ich denke, es hat uns als Team gepusht, dass wir die Chancen hatten. So haben wir gesehen, dass was geht.“ Und das, obwohl die Fürther den fast schon euphorisch gestarteten Amateuren schnell die kalte Dusche verpassten. TSV-Torwart Robin Balters gewann gegen Roberto Massimo das direkte Duell, doch der Abpraller fiel Dennis Srbeny vor die Füße (8.).
Vor dem 0:2 gibt es die dicke Chance zum Ausgleich
„Einfach bitter“, sagt Balters, der eine ganze Reihe Paraden auspackte und seinen Anteil daran hatte, dass das Spiel bis Minute 82 offen bliebt. Schott-Stürmer Jacob Roden drehte sich stark und schien aufs Tor zu laufen, doch die Hochrisiko-Grätsche von Erstliga-Veteran Gideon Jung saß. Im direkten Gegenzug konterten sich die Fürther durch Marlon Mustapha eiskalt zum 0:2 (82.). Ein besonderes Tor für den ehemaligen, vorwiegend in der U23 aktiven Stürmer von Mainz 05 an alter Wirkungsstätte. Und ein Tor, das den Drei-Klassen-Unterschied, den der TSV sonst prima kaschierte, auf den Punkt brachte.
Die ganz großen Hochkaräter hatten die Mainzer nicht mehr in Durchgang zwei, auch wenn sie es immer wieder probierten. „Wir wollten uns nicht verstecken, sonst laufen wir ja nur hinterher“, sagt Balters, „Kompliment an die Mannschaft. Es hat Spaß gemacht. Wir haben immer dran geglaubt.“ Ein „Riesen-Lob“ richtet Meeth an Samuel Horozovic, dessen Matchplan „formidabel aufging“. Akribisch hatte der Schott-Chefcoach die Franken analysiert und, nachdem beim eigenen Abschlusstraining ein Fürther Spion gesichtet worden war, noch hier und da nachgesteuert.
Werbung für den Mainzer Amateurfußball
„Von unseren drei Pokalspielen war dies das engste“, sagt Mairose. „Trotz des frühen Gegentors haben wir es geschafft, das Spiel fast bis zum Schluss offen zu halten. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass wir am Ende ein Problem mit der Fitness bekommen haben. Aber du musst bei drei, vier Hochkarätern dein Tor machen. Da spielt in so einem Spiel wohl der Kopf mit.“ Aus Fürther Reihen, erzählt TSV-Manager Till Pleuger, gab es Komplimente: „So einen guten Fußball hätten sie von Amateur-Gegnern noch nie gesehen. Wir haben an die tolle Leistung vom Verbandspokal-Finale gegen Gonsenheim angeknüpft.“
Mit 4.235 Zuschauern erlebte der TSV Schott erneut eine erfreuliche Pokalspiel-Kulisse. Neben dem grünweißen Fahnenmeer der Franken präsentierten Fans und Jugendabteilung der Mainzer ein blauweißes. „Die Stimmung war unheimlich schön“, sagt Meeth. „Ich denke, wir liegen nicht falsch damit, es mit rheinhessischen Buben anzugehen.“ Laut wurden beispielsweise die Einwechslungen von Alexander Rimoldi und Jacob Roden bejubelt, nicht zuletzt von alten Weggefährten aus Marienborn und Bretzenheim. „Ich denke, wir haben den ambitionierten Mainzer Amateurfußball würdig vertreten“, resümiert Pleuger.
TSV Schott Mainz: Balters – Schwarz, Ahlbach, Gans – Just, Bohl, Wiltink (72. Rimoldi) – Itoi (61. Mairose), Portmann (61. Kukanda), Wiegand (87. Igerst) – Thum (72. Roden).
Spvgg. Greuther Fürth: Noll – Dietz, Jung, Itter (78. Münz) – Meyerhöfer (85. Mhamdi), Müller, Green, Massimo (85. Popp) – Consbruch (36. Gießelmann) – Hrgota, Srbeny (46. Mustapha).
TSV Schott Mainz - Spvgg. Greuther Fürth 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Srbeny (8.), 0:2 Mustapha (82.)
Zuschauer: 4.235