Murnaus Edelfan Karl-Josef Büth blickt auf die bisherige Landesliga-Spielzeit zurück. Nach der Winterpause fehlen den Drachen wohl Trainer und Richter.
Dick eingepackt stand Karl-Josef „Charly“ Büth am Samstag in Kirchheim an der Seitenlinie. Nein, bestes Fußballwetter sah anders aus. Der Ball sprang auf diesem gewöhnungsbedürftigen Kunstrasenplatz teils unkontrolliert in die Höhe, und auch bei den Zuschauern hielt sich der Spaßfaktor bei frostigen zwei Grad in Grenzen. Selbst hart gesottene Anhänger des TSV Murnau griffen angesichts dieser Bedingungen zu ungewöhnlichen Maßnahmen und packten auf die Mütze noch eine Schiebermütze – natürlich mit TSV-Emblem.
Nur einen interessierte das Wetter herzlich wenig: „Charly“ Büth. Der 79-Jährige gehört zu den Edelfans des Landesligisten, lebt seit 39 Jahren in Murnau und war zuvor in seiner Heimat Düsseldorf Auswahlspieler. Bei den Drachen kickte er für die Alten Herren, war Teammanager und Abteilungsleiter. Heute sagt Büth: „Die Samstage gehören dem TSV. Da steckt mein Herzblut drin.“
Von Wasserburg an einem Dienstagabend bis nach Freilassing – Büth hat in dieser Spielzeit gut 1000 Kilometer für seinen Verein hinter sich gelassen. Nur die Duelle daheim gegen Schwaig sowie auswärts gegen Karlsfeld verpasste der Fan. Er ist überrascht, wie schnell sich die Murnauer Fußballer an das Niveau in der Landesliga gewöhnt haben. „Vor der Saison habe ich gedacht, dass wir, wenn es gut geht, im Mittelfeld landen werden.“
Es kam anders: Die Leistungskurve der Burschen zeigte steil nach oben, zwischenzeitlich blieben sie sogar zwei Monate ohne Niederlage. „Das war eine hervorragende Runde, weit über den Erwartungen“, bilanziert Büth. Besonders in Erinnerung blieb ihm der Last-Minute-Sieg gegen den damaligen Spitzenreiter Geretsried vor 300 mitgereisten Fans. Meist mieten sich die Anhänger einen Kleinbus, um ihren Club hautnah zu verfolgen. Auch die 180 Kilometer lange Fahrt nach Kastl bezeichnet er als „verrückt. 50 Leute von uns waren mit dabei“.
Trotz all der Euphorie beklagte der Aufsteiger auch Rückschläge. Bei der Landesliga-Premiere watschten die Geretsrieder Recken die junge Truppe deutlich ab. „Da haben Männer gegen Schüler gespielt und der TuS uns eine Lehrstunde erteilt.“ Auch die Derbyniederlage schmerzte das Murnauer Lager sehr. „Der Speedy (Anm. der Red. damals noch Co-Trainer des 1. FC) hat davor bei uns zugeschaut und anscheinend gesehen, wie man gegen uns spielen muss.“
Was Büth, dessen Sohn Julian bis vor drei Jahren noch für die Erste Mannschaft auflief, besonders an der Landesliga gefällt, ist die Offenheit der Zuschauer. Während in den unteren Klassements häufig der eine oder andere Spruch fällt, ordnet der Murnauer Edelfan das Treiben in der sechsthöchsten Liga anders ein. „Das sind keine Fanatiker, sondern man diskutiert immer fair und sachlich.“ Nicht der einzige Unterschied, den der 79-Jährige ausmacht. Im Vergleich zu seiner aktiven Zeit ist der Fußball deutlich schneller geworden. „Man hat viel weniger Raum und kann das nur durch sehr gute Technik ausgleichen. Es gibt auf dem Feld keinen Blinden mehr, wie wir früher immer gesagt haben.“
Für seinen TSV Murnau wünscht er sich weiterhin eine sorgenfreie Restspielzeit, einen Mittelfeldplatz würde er sofort unterschreiben. Denn er ist überzeugt: „Es wird noch schwer. Möglicherweise haben uns die Teams am Anfang ein wenig unterschätzt.“ Zwei TSV-Fußballer wird Büth an der Poschinger Allee demnächst nicht mehr sehen. Roman Trainer zieht es zurück zum FC Wildsteig/Rottenbuch, der Stürmer wurde beim letzten Heimspiel verabschiedet. Auch auf Elias Richter muss das Trainerduo Martin Wagner und Benedikt Hausmann ab dem Frühjahr womöglich verzichten. Der 20-Jährige setzt seine Ausbildung in Hof fort, daher ist fraglich, ob er jedes Wochenende nach Hause fährt, wie das in der vergangenen Saison der Fall war.