2024-04-22T13:47:39.148Z

Ligabericht
Erol Özbay (links) auf dem Weg zum Führungstreffer für Weiden, das sich am Ende jedoch mit einem Remis begnügen musste
Erol Özbay (links) auf dem Weg zum Führungstreffer für Weiden, das sich am Ende jedoch mit einem Remis begnügen musste – Foto: Dagmar Nachtigall

Weidener Heimkomplex setzt sich gegen Bogen fort

Der Acht-Punkte-Vorsprung, den die Wasserwerkelf mit ins neue Jahr nahm, ist nach einem unbefriedigenden 1:1 endgültig aufgebraucht.

Sieben Punkte benötigt die SpVgg SV Weiden aus den letzten drei Partien, um im Zweikampf um die Meisterschaft in der Landesliga Mitte gegen den SV Fortuna Regensburg am Ende die Nase vorne zu haben. Der Plan, die beiden Heimspiele zu gewinnen und sich in der Fremde um den einen noch fehlenden Zähler zu bemühen, ist seit gestern Abend hinfällig. Erneut konnte die Wasserwerkelf auf eigenem Platz nicht gewinnen - das vierte Mal in Folge - und macht das Rennen um den Titel endgültig zu einer nervenaufreibenden und höchst spannenden Angelegenheit. Während die Fortuna ihre Pflichtaufgabe mit einem in der Schlussphase noch souverän gestalteten 5:0 gegen den 1. FC Passau erledigte, musste sich die Elf von Trainer Andreas Scheler gegen den TSV Bogen mit einem unbefriedigenden 1:1 begnügen.

Nun steigt natürlich der Druck auf die Wasserwerkelf, die mit zwei Siegen aus den letzten beiden Spielen das nun stattfindende Hauen und Stechen der beiden punktgleichen Rivalen um die Ligakrone aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs aber weiter in eigener Hand hat und für sich entscheiden kann. Ein Trost immerhin für Weidens Coach Andreas Scheler, der nach der Partie enttäuscht bedauerte, in einer starken ersten Hälfte nicht den „Sack“ zugemacht zu haben. Da wären seine Männer in diesem Flow gewesen, den sie zuletzt auswärts hatten und waren bärenstark. Das 1:0 wäre einfach zu wenig gewesen, um den Gegner frühzeitig und vorentscheidend in die Schranken zu weisen. So hätten die Seinen die Bogener am Leben gelassen, haben dann den Zugriff verloren und auch kräftemäßig hätte man dann deutlich die vielen Spiele in den letzten Wochen einfach gemerkt. Zähneknirschend ergänzte Scheler noch, heute mit diesem Remis einfach leben zu müssen.

Dabei hatte es fast eine Stunde lang so ausgesehen, als würden die Schwarz-Blauen die Tür zur Bayernliga weiter aufstoßen können. Mit im Vergleich zum Auswärtssieg in Seebach unveränderter Startaufstellung wirkte der Gastgeber hochkonzentriert und hochmotiviert und knüpfte an die zuletzt erfolgreich bewältigten Auswärtsaufgaben an. In nahezu allen Belangen überlegen übernahm Weiden sofort die Spielführung, bestimmte das Tempo und beherrschte souverän Ball und Gegner. Immer wieder näherte man sich erfolgversprechend der Bogener Box und erarbeitete sich gute Einschussmöglichkeiten. Nachdem Schüsse des aus dem Bezirksligakader stammenden und erneut eingesetzten Paul Weidhas (8.) und von Kapitän Stefan Graf (18.) noch abgeblockt worden waren, zappelte die Kugel dann doch im Netz der Gäste. Nach einem tollen 50-Meter-Pass von Nikola Vasilic genau in den Lauf von Erol Özbay lief der alleine auf das Gehäuse von TSV-Torwart Krbecek zu, düpierte diesen noch und schob zum in dieser Phase hochverdienten 1:0 ein (23.).

Die Gäste hatten zunächst wenig entgegenzusetzen, wurden immer wieder durch raumgreifende Bälle in die Spitze vor Probleme gestellt und tauchten im ersten Abschnitt gerade einmal vor dem einheimischen Tor auf, nach Marco Kenneders Freistoß aus 22 Metern flog die Kugel allerdings in den wolkenverhangenen Himmel. Der Gastgeber dagegen blieb am Drücker und hatte durch Josef Rodler (30.) und vor allem Niklas Lang, der nach Flanke von Niko Vasilic freistehend am Tor vorbeiköpfte (40.) noch vor der Pause den zweiten Treffer auf dem Schlappen bzw. Kopf. „Weiden war enorm spielfreudig und effektiv und wir haben massive Probleme gehabt. Es gelang uns auch keine einzige Torchance“, so Bogens Trainer Manfred Stern später rückblickend auf den ersten Spielabschnitt.

Und auch nach dem Seitenwechsel schien sich nicht viel zu ändern. Die unter den 423 Zuschauer mitfiebernden Weidener Fans sahen weiter einen überlegenen Ligaprimus, der ganz offensichtlich auf das zweite Tor spielte und durch Weidhas (53.) und Vasilic (63.) auch die Chancen dazu hatte. Es sah also weiter danach aus, als würde der Gastgeber irgendwann das 2:0 schon machen und die Gäste aus dem Bayerischen Wald, die sich wohl nicht schlecht verkauften, aber nach vorne zunächst harmlos waren, vorentscheidend zurückwerfen. Doch weit gefehlt: Nach gut einer Stunde diente ein Sechzehnmeterschuss von Tobias Gayring, der knapp am Weidener Gehäuse vorbeihuschte (66.) als Initialzündung für die Gäste, immer mutiger zu werden. Die Wasserwerkelf tat nun zu wenig, verlor völlig den Faden und konzentrierte sich unverständlicherweise nur noch auf die Defensive. Bogen nahm nun das Heft in die Hand und war fortan die bessere Mannschaft. Das Zittern begann und die gefährlichen Situationen im Weidener Strafraum häuften sich. Michael Heisig musste Kopf und Kragen riskieren, um im direkten Duell mit Fritz Simmet das Spielgerät unter sich begraben zu können (73.).

Die Scheler-Elf wirkte plötzlich total nervös, reagierte nur noch und rettete sich immer wieder nur mit Befreiungsschlägen aus der Not. Die Stern-Elf spürte das, warf alles nach vorne und drückte auf den Ausgleich. Als Fritz Simmet in der 81. Minute anlegte, schien dieser auch perfekt, doch nach gewaltigem Schlag aus gut 30 Metern knallte die Kugel an den Innenpfosten und von dort ins Feld zurück. Die Weidener Anhängerschaft wurde immer unruhiger, sah sich doch, dass ihre „Lieblinge“ geradezu um den Ausgleich bettelten, der dann nur wenig später auch fallen sollte. Timo Seer, erst kurz zuvor eingewechselt, stand nach einer Linksflanke am langen Pfosten völlig frei und netzte eiskalt zum 1:1 ein.

Alle verzweifelten Bemühungen des Gastgebers in einer noch hektischen Schlussphase doch noch den erhofften Dreier zu holen - Makam Sidibe (Bogen/87.) und Pavel Panafidin (Weiden/90.+3) wurden mit Gelb-Rot bedacht - stellten die Gäste vor keine großen Probleme mehr. Sie hatten sich durch ihre couragierte Vorstellung in der letzten halben Stunde das Remis redlich verdient.

Konsterniert bewertete Weidens Kapitän Stefan Graf nach dem Schlusspfiff den erneut unbefriedigenden Auftritt vor eigenem Publikum: Wir müssen uns heute vorwerfen, dass wir in der ersten Hälfte das Ding nicht entscheiden. Es ist ärgerlich, weil wir das im zweiten Durchgang sehr bitter hergegeben haben. Es hilft nichts, wir müssen die Lehren daraus ziehen und auf die letzten beiden Spiele brennen, weil wir es weiter in der eigenen Hand haben."

Außenverteidiger Moritz Zeitler blies ins gleiche Horn: „Mir fehlen einfach die Worte. Wir fangen toll an und knicken dann in der zweiten Hälfte einfach so ein. Das Unentschieden am Ende war dann echt glücklich. Gottseidank haben wir den Aufstieg noch in eigener Hand. Zwei Siege müssen nun her“.

Gästetrainer Manfred Stern war ob der Steigerung seiner Truppe nach dem Seitenwechsel sehr zufrieden und auch ein wenig stolz auf die Seinen: „Unsere Systemumstellung in der zweiten Hälfte hat Weiden vor große Probleme gestellt. Wir waren dann echt im Flow und sind sehr sehr stark aufgetreten. Für mich war dann die Punkteteilung in Ordnung“.

Nun steht die Wasserwerkelf vor den beiden finalen Partien unter dem Druck des Gewinnenmüssens. Das erste von zwei Endspielen steigt für die Schwarz-Blauen nun am nächsten Samstag beim Tabellendritten SC Ettmannsdorf, wo alles andere als ein Sieg nicht zählt. Hoffnung macht dabei, es ist ein Match auf fremdem Terrain, wo man immer noch ungeschlagen ist....

Aufrufe: 07.5.2022, 10:30 Uhr
Werner SchaupertAutor