2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sternstunde des TSV bei S04 miterlebt: Rudi Schlossbauer (r.) und Jupp Schmidt.	Foto: TSV
Sternstunde des TSV bei S04 miterlebt: Rudi Schlossbauer (r.) und Jupp Schmidt. Foto: TSV

TSV Bleidenstadt trauert um einen seiner Pokalhelden

Rudi Schlossbauer im Alter von 76 Jahren gestorben – Kopfballtor auf Schalke unvergessen

Taunusstein. Rudi Schlossbauer blieb den Fußballern des TSV Bleidenstadt über das Ende seiner Laufbahn verbunden. „Er war bei vielen Treffen der ehemaligen Spieler dabei. Manchmal begannen oder endeten diese bei ihm zu Hause, um seine umfangreiche Weinsammlung zu kosten“, denkt TSVler Alfred Hollinger gerne an diese Zusammenkünfte zurück. Umso bestürzter sind die Älteren im TSV-Lager über die Nachricht, dass ihr früherer Mitspieler im Alter von 76 Jahren einem Krebsleiden erlegen ist.

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Vom Rivalen TuS Hahn gekommen: 1973 war Rudi Schlossbauer vom Nachbarn TuS Hahn nach Bleidenstadt gewechselt. Seinerzeit waren Wechsel unter diesen beiden Taunussteiner Rivalen durchaus Aufsehen erweckende Vorgänge. Aber der Mittelfeldspieler schlug beim TSV richtig Wurzeln. „Er war ein eher unauffälliger Mittelfeldspieler. Aber wenn er nicht gespielt hat, hat man es sofort gemerkt“, charakterisiert Alfred Hollinger den gelernten Elektriker und streicht auch dessen absolute Zuverlässigkeit heraus: „Wenn er gebraucht wurde, war er da.“

Rudi Schlossbauer prägte mit den TSV-Fußballern die erfolgreichste Ära des Vereins, der 1973 als erster Untertaunus-Club den Aufstieg in die Gruppenliga (die heutige Verbandsliga) geschafft hatte. Im Team wurde er auf Anhieb zum Stammspieler. Es war auch die große Zeit der unvergessenen Pokalsiege der „Bleischter“, die zwei Mal auf Bezirksebene siegten, sich in den DFB-Pokal katapultierten.

Zweitligisten Homburg rausgekegelt

Dort gelang am 7. September 1974 zunächst ein 2:1 nach Verlängerung beim saarländischen Oberligisten Rodalben. Norbert Schulz und Willi Reichert hatten getroffen. Dramatisch wurde es gegen Zweitligist FC Homburg. Das Hinspiel-0:0 nach Verlängerung machte ein Wiederholungsspiel erforderlich, das der TSV am 12. November 1974 im Wiesbadener Stadion an der Berliner Straße austrug. Erneut hieß es 0:0 nach Verlängerung. Im Elfmeterschießen blieb der Fehlschuss von Rudi Schlossbauer folgenlos. Die von Helmut Hollinger und Willi Reichert erzielten Treffer reichten, weil Homburg vom Punkt gleich vier Mal vergab, wobei TSV-Keeper Horst Brzobohaty drei Mal parierte. In der dritten Runde war dann beim SC Jülich (2:4) Endstation, nachdem Bleidenstadt durch Helmut Hollinger und Rainer Watzke zunächst 2:0 geführt hatte.

1977 sollte der TSV mit Rudi Schlossbauer, der als Teamplayer äußerst beliebt war, im DFB-Pokal noch mehr ins Rampenlicht geraten. Beim 2:1-Coup bei Zweitligist SG Wattenscheid (Torschützen: Siegbert Eckl und Helmut Schlossbauer) fehlte er urlaubsbedingt, in der Partie beim Bundesligisten Schalke 04 im Gelsenkirchener Parkstadion war er aber wieder dabei. Und erzielte nach der von seinem Freund Jürgen „Jupp“ Schmidt geschossenen Ecke per Kopf den zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer gegen die mit sieben aktuellen Nationalspielern gespickte Knappen-Garde.

Technisch versiert und tolle Pässe aus dem Stand: „Sein erstes Kopfballtor. Er war ein technisch versierter Spieler mit einem enormen Schuss, der aus dem Stand heraus tolle Pässe spielen konnte“, schildert Jupp Schmidt (81), der zuvor bei Germania und SV Wiesbaden war, ehe er in Bleidenstadt noch als Über-40-Jähriger in der Ersten spielte. Am Ende hieß es beim denkwürdigen Match 8:1 für Königsblau, doch für die Bleischter, die eine zweistellige Pleite verhindert hatten, ist es seitdem das größte Spiel der Vereinsgeschichte.

Rudi Schlossbauer, dessen Bruder Helmut in Hahn über Dekaden hinweg ein in der Region bekanntes Sportgeschäft führte, beendete seine Laufbahn 1980, stand aber bei erster und zweite Mannschaft weiter für Stand-by-Einsätze zur Verfügung. „Er war unheimlich hilfsbereit und als Mensch zurückhaltend“, weiß Jupp Schmidt um die Wesenszüge seines Teamgefährten, der ein wichtiges und wertvolles Mitglied jener Bleidenstadter Ausnahmemannschaft war. 2017, 40 Jahre nach jenem unvergessenen Auftritt, zählte Rudi Schlossbauer zur Delegation, die zum Besuch auf Schalke weilte. Ein Beleg seiner Verbundenheit zum TSV, dessen Alte Herren bei ihrer Wanderung an diesem Freitag sicher gerne an gemeinsame Zeiten mit dem Torschützen des Schalke-Spiels zurückdenken werden.



Aufrufe: 012.1.2024, 15:00 Uhr
Stephan NeumannAutor