2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Meisterpose: Mannschaft und Offizielle des TSV Altheim nach dem entscheidenden 2:1-Erfolg beim TSV Richen.
Meisterpose: Mannschaft und Offizielle des TSV Altheim nach dem entscheidenden 2:1-Erfolg beim TSV Richen. – Foto: Jens Dörr

KLA Dieburg: Altheim Meisterporträt

Der TSV Altheim spielt in der nächsten Saison erstmals in der Kreisoberliga +++ Kleine Brötchen will er nicht backen

Altheim. Der TSV Altheim spielt in der kommenden Saison erstmals in seiner Geschichte in der Kreisoberliga Dieburg/Odenwald: Die Meisterschaft in der A-Liga Dieburg wurde am 29.05 durch einen 2:1-Erfolg beim TSV Richen eingetütet – nachdem die große Feier eine Woche zuvor noch überraschend ausgefallen war, weil die Partie gegen Kickers Hergershausen beim Stand von 1:1 abgebrochen worden war, nachdem sich der Schiedsrichter bedroht gefühlt hatte. Doch jetzt herrscht Klarheit, es darf folglich gefeiert werden.

Gegen wen es in der nächsten Spielzeit so alles geht? Da muss Olaf Herd vom geschäftsführenden Vorstand fast schon passen. „Ich habe eigentlich gar nicht so viel Ahnung vom Fußball“, sagt er lachend. Es geht ja auch nicht nur um den sportlichen Erfolg, der so nicht abzusehen gewesen war vor Saisonbeginn. Da hatten viele auf den FV Eppertshausen gesetzt, der jedoch distanziert wurde und als Zweiter nicht einmal eine Relegation spielen darf. Der TSV spielte sich in den vergangenen Monaten auch nicht unbedingt in einen Rausch, einige Spiele wurden recht knapp gewonnen. „Wir haben nichts gegen schmutzige Siege“, sagt Herd, dem an seiner Mannschaft vor allem das junge, wilde und ungestüme Gehabe gefällt. „Das sind alles junge Leute, die voll im Leben stehen. Ich will das einfach mitleben und den Erfolg genießen. Es macht unheimlich viel Spaß, diesen Jungs zuzuschauen.“

Ein paar Zuschauer mehr sollen es werden, auch im vereinseigenen Biergarten sind Besucher stets willkommen. Birgit Gerbershagen, ebenfalls vom geschäftsführenden Vorstand, ist dort die gute Seele, sie freut sich über wirklich jeden, der kommt. Auch die jüngsten Erfolge der Frankfurter Eintracht freuen sie als eingefleischten Fan ganz besonders. Als vor vier Jahren der 130. Geburtstag des TSV gefeiert wurde, war sogar der damalige Lilien-Trainer Dirk Schuster beim Testspiel auf ihre Eintracht-Tätowierung aufmerksam geworden. „Er sagte nur: Das geht ja eigentlich gar nicht!“, erinnert sie sich lachend.

Vorfreude aufs Dieburger-Derby in der kommenden Saison

Gerbershagen hat selbst mal Fußball gespielt, bei Hassia Dieburg war das – und auf ein Derby gegen ihren Ex-Verein freut sie sich natürlich ganz besonders. „Ich bin hier beim TSV aber mittlerweile reingewachsen, ich fühle mich komplett wohl hier“, sagt sie. Das soll sich eine Klasse höher nicht ändern. Die Zuschauerzahlen sollen sich freilich noch einmal steigern, schon jetzt kommen viele aus den angrenzenden Kommunen.

Bange ist niemandem. Warum auch? Herd zieht seine Zuversicht auch aus den Vorbereitungsspielen der vergangenen Jahre, da habe man gezeigt, dass man mehr als konkurrenzfähig sei. „Wir haben viele dieser Spiele gewonnen“, sagt er, „wir sind schon ein bisschen euphorisch, wir gehen ganz bewusst in die Klasse über uns“. Ein konkretes Ziel will man sich nicht stecken, aber ein Platz im Mittelfeld der Kreisoberliga soll es dann schon sein – mit dem Blick eher nach oben als nach unten.

Auch in der Gemeinde selbst erhoffen sich die beiden ein bisschen mehr Euphorie, auch für die Jugendarbeit, die noch einmal frische Impulse gebrauchen könnte. Neue Sponsoren sind stets gerne gesehen, denn dass man in Altheim durchaus ein paar Euro verdienen kann, das bestreitet keiner. Das gilt auch für Trainer Adis Ahmetovic, der ein wichtiger Baustein für den aktuellen Erfolg ist. „Er hat ein recht gutes Netzwerk“, sagt Herd, „er hat aber auch einen enormen Ehrgeiz. Er will immer noch mehr erreichen, das tut auch seinem eigenen Ego gut. Er hat das alles unheimlich gut zusammengebastelt.“ Ab und an schießt er freilich auch mal übers Ziel hinaus, seine Worte in Richtung Schiedsrichter hatten den Abbruch gegen Hergershausen eingeleitet.

Die Euphorie stieg von Spiel zu Spiel

Mit jedem gewonnenen Spiel wurde die Euphorie im Lauf der Saison größer, „so etwas kann man ja nicht planen“, sagt Herd. Dass der TSV aufsteigen würde, war ihnen denn auch nicht immer klar gewesen. Verletzungspech, Corona-Fälle, Ersatz aus der zweiten Mannschaft – es war wirklich alles dabei gewesen. „Wir haben bestimmt 40 Spieler eingesetzt“, sagt Herd kopfschüttelnd. „Einmal hatten wir bis zu den Alten Herren runter alles zusammengekratzt, was wir noch gefunden haben, um 15 Mann in den Kader zu bekommen.“

Das große Ziel ist erreicht, jetzt wird erst einmal gefeiert – die offizielle Party war am 4. Juni nach dem letzten Heimspiel gegen die KSG Georgenhausen II. „Was das alles sportlich für uns bedeutet, ist uns noch ein bisschen unklar“, sagen Gerbershagen und Herd unisono. Die Kreisoberliga jedenfalls darf sich freuen auf eine Mannschaft, die mit unheimlich viel Selbstbewusstsein antritt.

Was nach dieser Runde ja auch kein Wunder ist.



Aufrufe: 020.6.2022, 12:00 Uhr
Jan FelberAutor