2024-04-23T06:39:20.694Z

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Steht im Club ziemlich alleine da: Löwen-Sportchef und Interimstrainer Günther Gorenzel.
Steht im Club ziemlich alleine da: Löwen-Sportchef und Interimstrainer Günther Gorenzel. – Foto: Ulrich Wagner

TSV 1860: Wer hört noch auf Gorenzels Kommando? – Wortlos im Training, erfolglos auf Trainer-Suche

Sportchef und Interimscoach

Günther Gorenzel verliert innerhalb der Mannschaft des TSV 1860 immer mehr an Autorität. Co-Trainer Stefan Reisinger scheint hingegen die Mannschaft zu erreichen.

München – Das fiel schon ins Auge. Wer sich am Dienstagvormittag das Mannschaftstraining des TSV 1860 anschaute, der konnte zwei ganz verschiedene Arten beobachten, wie man so eine Fußballmannschaft trainieren kann. Auf der einen Seite stand der rastlose Stefan Reisinger, Co-Trainer der Löwen, wobei vom Stehen nicht wirklich die Rede sein kann. Vielmehr lief er umher, gestikulierte, gab Kommandos, heizte seinen Spielern ein.

Auf der anderen Seite stand – und hier passt die Beschreibung – im prallen Sonnenschein Interimstrainer Günther Gorenzel, dick eingepackt in seinen schwarzen Parka. Beinahe wirkte es, als verkrieche er sich darin. Den Großteil der Zeit beobachtete Gorenzel wortlos, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, das Training. Bis auf Einzelgespräche mit wenigen Spielern kommunizierte er kaum. Ein mindestens interessanter Ansatz, eine zunehmend verunsicherte Mannschaft als verantwortlicher Coach aus der Krise zu führen, dachte sich so mancher Zaun-Kiebitz.

TSV 1860: Effekt der Köllner-Entlassung verpufft

Einen von neun möglichen Punkten holten die Löwen unter Gorenzel gegen drei Zwerg-Vereine der 3. Liga – bei stetig schlechter werdenden Leistungen. Unsere Zeitung weiß: Fühlte sich die Mannschaft in Spiel eins nach Michael Köllner noch befreit und wohl damit, im 4-2-3-1-System mehr auf Sicherheit zu spielen, ist der Effekt der Trainer-Entlassung schon wieder verpufft.

Löwe-Co-Trainer Stefan Reisinger.
Löwe-Co-Trainer Stefan Reisinger. – Foto: Ulrich Wagner

Einige Spieler sind genervt von der schier endlos scheinenden Suche nach einem hauptamtlichen Cheftrainer, die sich nun schon über drei Wochen hinzieht. Teilweise herrscht ein Motivationsproblem, unter der Zwischenlösung Gorenzel alles zu geben. Schlechte Voraussetzungen grundsätzlich – ganz besonders aber für das Auswärtsspiel am Freitag (19 Uhr, MagentaSport) in Halle. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen wird, sinkt stündlich. Für die Suche ist Gorenzel in seiner eigentlichen Funktion als Geschäftsführer Sport zuständig, voller Fokus auf das Sportliche quasi nicht möglich. Auch das wird in der Mannschaft registriert, auch das kommt nicht gut an, Gorenzel verliert an Autorität.

TSV 1860: Reisinger als Lösung für die Zukunft?

Nun rächt es sich, dass Köllner stets auf flache Hierarchien setzte. Dadurch gibt es im Spielerkreis niemanden, der wirklich als Leitlöwe vorangehen und dem Team Sicherheit geben kann. Ein externer Impuls scheint notwendiger denn je.

Oder ist der richtige Mann schon längst da, darf nur nicht als Cheftrainer übernehmen? Bisher scheitert die Trainersuche auch am Finanziellen, ein neuer Vertrag mit einem Top-Kandidaten würde den Club eine sechsstellige Summe kosten. Dieses Problem bestünde bei Stefan Reisinger nicht, der im Sommer von Köllner geholte Co-Trainer hat schon Vertrag. Nur, das ist der entscheidende Punkt, die für die 3. Liga erforderliche UEFA-Pro-Trainerlizenz hat er nicht. Regelmäßig pendelt er aktuell zwischen München und Frankfurt am Main, wo er den Lehrgang zum nötigen Schein absolviert. Bis Reisinger den hat, wird es noch Monate dauern. Blöd für Sechzig. Denn dass er den Job machen, die Spieler motivieren und ihnen den ersehnten Spaß am Spiel zurückbringen könnte, hat er eindrucksvoll bewiesen. (jals)

Aufrufe: 022.2.2023, 07:39 Uhr
Jacob AlschnerAutor