2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Unglücklicher Auftritt: Mit einem Aussetzer brachte Belkahia den MSV zurück ins Spiel; hier trifft Hettwer zum 1:2.
Unglücklicher Auftritt: Mit einem Aussetzer brachte Belkahia den MSV zurück ins Spiel; hier trifft Hettwer zum 1:2. – Foto: Cathrin Mller /M.i.S.

TSV 1860 verspielt Sieg in Duisburg – erst beherzt, dann peinlich

„Zwei verlorene Punkte“

Zumindest „Jupp“ konnte am Ende halbwegs zufrieden sein. Am Rande des 1860-Gastspiels in Duisburg wurde bekannt, dass Joseph Boyamba, 26, in der Jugend des MSV „Jupp“ gerufen wurde.

Duisburg/München – In München ist er für die meisten der „Joe“ (nur Allesfahrer Roman Wöll darf ihn „Sepp“ nennen) – und endlich hatten die 1860-Fans mal wieder einen Anlass, seinen Namen zu feiern.

Als Torschütze durfte er sogar ungestraft Trainer Maurizio Jacobacci anrempeln – weil Boyamba 90 Minuten lang alles dafür getan hatte, nicht nur sich selbst, sondern auch die Löwen aus einer schweren Krise zu befreien.

TSV 1860: Schritt in die richtige Richtung

In einem ausgeglichenen, anfangs ereignisarmen Spiel hatte Boyamba die Gäste nach der Pause in Führung geschossen (61.). Dank eines Eigentors führte 1860 wenig später sogar mit 2:0. Vieles deutete darauf hin, dass Boyamba & Co. endlich die Trendwende schaffen. Dann jedoch: Stockfehler Semi Belkahia – der MSV nahm die Einladung an (Hettwer/77.), schaffte durch Bakir (81.) auch noch den 2:2-Ausgleich. Ein gerechtes Ergebnis, doch bis auf Startelf- und NRW-Rückkehrer Boyamba wirkte kein Löwe so richtig happy. Der Torschütze auch nur so halb. Er sagte: „Ich hatte eine nicht so einfache Zeit in den letzten Wochen. Es hat gut getan, mal wieder über die volle Distanz zu gehen.“

Doch nicht nur Boyamba, auch Jacobacci wertete den Auftritt bis zur 77. Minute als Schritt in die richtige Richtung. Als sich die erste Enttäuschung über den verpassten Sieg gelegt hatte, sagte der Italiener mit seinem ruhigen Schweizer Zungenschlag: „Die kämpferische Leistung war top, sie haben sich voll reingehauen. Aber das ist auch ein Muss, eine Pflicht, die sie haben – gegenüber dem Verein und uns allen. Sie haben gewisse Dinge umgesetzt, die wir uns im Training erarbeitet haben.“

TSV 1860: Belkahias Unsicherheit dreht Spiel

Was Jacobacci meinte: Im Spiel der Löwen war endlich wieder eine Struktur zu erkennen, eine mannschaftliche Geschlossenheit. Mit ihr kehrte der Glaube an das eigene Können zurück, wobei Belkahia schon vor der Pause ein Sicherheitsrisiko war. Später trauten sich die Löwen endlich auch was nach vorne zu – und gingen in Führung, nachdem Albion Vrenezi einen Traumpass aus dem Fußgelenk geschüttelt hatte, ziemlich genau aus jener Position, auf der zuletzt Raphael Holzhauser den Unmut der Fans auf sich gezogen hatte (diesmal saß er 90 Minuten auf der Bank). „Albi dribbelt an, sieht mich links einlaufen“, schilderte Boyamba. Der Abschluss, ein überlegter Schuss ins lange Eck, war Routine, auf die Jacobaccis Vorgänger Michael Köllner viel zu lange verzichtet hatte.

Doch wie das so ist, wenn ein Team schon lange keine guten Zeiten mehr erlebt hat: Ein Lapsus reichte, ein peinlicher Ballverlust von Belkahia – und die Duisburger waren zurück im Spiel und drehten es binnen vier Minuten. Auch bei Bakirs 2:2 war keiner in der Löwen-Defensive auf der Höhe. „Wir haben es verpasst, Ruhe ins Spiel zu bringen, Eigenfehler zu vermeiden“, haderte Jacobacci. Und an die Adresse von Belkahia gerichtet: „Aus dieser Situation dürfen wir natürlich kein Tor bekommen. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, zum Torwart zu spielen – oder einen neuen Aufbau zu starten.“ Härter wollte er mit dem Unglücksraben nicht ins Gericht gehen – „der Junge wird selbst genug enttäuscht sein und sich in der Kabine seine Gedanken machen“.

TSV 1860: Erst Elversberg, dann Aue

Hängen bleibt ein Unentschieden, das sich schal anfühlte. „Am Ende waren es natürlich zwei verlorene Punkte“, sagte Jacobacci, der sich aber bemühte, das Positive mit in die Englische Woche zu nehmen. „Ich hoffe schwer, dass sie heute verstanden haben, dass sie noch Fußball spielen können.“ Ein Flehen, das nachvollziehbar ist, denn die nächsten Gegner haben es in sich: Morgen kommt Elversberg, am Samstag geht es nach Aue. Leichter als in Duisburg wird es für Jacobacci nicht, endlich seinen Einstandssieg zu feiern.

Aufrufe: 013.3.2023, 08:01 Uhr
Uli KellnerAutor