Fünf Punkte noch unten und fünf Punkte nach oben. Nach zwei überzeugenden Siegen können die Löwen wieder vorsichtig nach oben schauen.
München – Wieder bremst die Nations League die 3. Liga aus, und wieder hadert man im Lager der Löwen: Muss das jetzt sein? Wobei die September-Unterbrechung (vorher 2:1 in Ingolstadt, danach 2:3 gegen Dresden) ungelegener kam als die Zwangspause im Oktober. Zur Erinnerung: Im Anschluss an den blauen Wiesn-Rausch (Neun-Punkte-Woche) folgte das Heim-2:3 gegen Wiesbaden – und nach den Länderspielen die bisher schlimmste Englische Woche: 2:2 in Haching und gegen Osnabrück, 1:5 in Cottbus.
Wie es wohl dieses Mal laufen wird? Am 23. November geht es in Aachen weiter (Samstag, 14 Uhr), und nach zwei überzeugenden 3:0-Siegen (Sandhausen, Waldhof) hätte wohl nicht nur Julian Guttau gerne weitergespielt. „Die Ergebnisse sprechen für sich“, sagte der Toptorjäger am Samstag: „Wir haben endlich das auf den Platz gebracht, was in der Mannschaft steckt.“ Warum es gerade so gut läuft, haben die Spieler selber erklärt. Wir haben genau hingehört.
Tunay Deniz, zuletzt überragend, führt das Formhoch auf die holprige Anfangsphase zurück, die das neu formierte Team gemeinsam gemeistert hat. „Ich glaube, die Mannschaft ist jetzt gefestigt“, sagte der Spielmacher, der sich als Aushilfs-Sechser neben Thore Jacobsen immer besser zurechtfindet: „Wir wissen, wie wir spielen wollen und wie wir unsere Jungs in Szene bringen. Je länger wir zusammenspielen, desto besser verstehen wir uns.“ Trainer Argirios Giannikis fand den Auftritt gegen Mannheim wahlweise „reif“ oder „erwachsen“.
Dank der neuen Kaderbreite und ausbleibendem Verletzungspech sind es Woche für Woche harte Entscheidungen, die Giannikis treffen muss. Ob Schifferl, Wolfram, Philipp oder Schubert – es sind viele Profis mit Startelf-Ansprüchen, die sich derzeit brav hinten anstellen. Deniz sagt: „Wenn man immer Konkurrenzkampf hat, verbessert das auch jeden Einzelnen persönlich. Ich glaube, es tut uns gut, dass wir einfach auch im Training auf maximale Leistung gehen müssen.“
Kapitän Verlaat, die ehrliche Haut, verschwieg nicht, dass jede der letzten drei Begegnungen auch anders hätte laufen können. „Ich glaube, es ist auch ein bisschen Spielglück“, sagte der Abwehrchef nach der Mannheim-Gala: „In Sandhausen, ich weiß nicht, wie viele Torschüsse wir da geblockt haben und keiner davon fällt rein. In Cottbus dagegen war jeder Schuss drin oder abgefälscht im Tor. Aber das Spielglück muss man sich natürlich auch irgendwie erarbeiten.“
Hinten zweimal in Folge zu null, vorne sechs Treffer durch sechs verschiedene Torschützen (Reinthaler, Kozuki, Philipp – Guttau, Deniz, Wolfram). Die schon von Ex-Sportchef Gorenzel gern zitierte Balance – die Löwen scheinen sie endlich gefunden zu haben, auch dank einer Hintermannschaft, die in der aktuellen Zusammensetzung (alle neu bis auf Verlaat) kaum noch was anbrennen lässt.
Hiller allein habe den Aufschwung nicht gebracht, so der Trainer: „Marco musste in beiden Spielen keinen Ball halten. Ich denke, wir haben nach dem 1:5 in Cottbus die richtigen Schlüsse gezogen. Ich freue mich für die Mannschaft, dass sie das zweite Mal in Folge ohne Gegentor geblieben ist.“
Nur sechs Punkte sind es auf die Spitzenteams Sandhausen/Bielefeld, die 1860 jeweils auswärts besiegt hat. Die Ausgeglichenheit der Liga wirkt sich motivierend auf die Teammoral aus – anders als vor einem Jahr hinkt man nicht schon Anfang November hoffnungslos hinterher (14 Punkte Rückstand waren es da bereits).
Wenngleich der Trainer zu Demut mahnt. „Im Moment haben wir 20 Punkte und noch nichts erreicht“, rechnete Giannikis vor. Gefolgt von einem Aber: „Wenn man aber konstant punktet, wenn man das schafft, diese Konstanz, dann können wir darüber reden.“ Über ganz oben, meint er. Eine Voraussetzung dafür: Nicht von der Länderspielpause aus dem Tritt bringen lassen! Positiv: Samstag ist Totopokal gegen Haching (wir berichten live aus dem Grünwalder Stadion) – mit dem Halbfinale vor Augen droht eher kein Spannungsabfall.