Eine Fahne als Zankapfel bei 1860: Ein Fan-Banner zeigt das durchgestrichene Konterfei von Hasan Ismaik. Die Geschäftsführung wünscht, es nicht mehr zu sehen.
München - Eine Flagge, ein gespaltener Verein. Im Grünwalder Stadion weht stets ein Banner mit dem durchgestrichenen Porträt von Hasam Ismaik im Block der Löwen-Fans. Neu ist die Fahne nicht, doch jetzt haben die Diskussionen um öffentlich zur Schau getragene Ablehnung gegenüber der Gesellschafterseite ein neues Level erreicht.
„‘Die Botschaft macht der Empfänger, nicht der Sender‘“, ist ein bekannter Ausspruch“, schreibt die Geschäftsführung des TSV 1860 München in einem offenen Brief: „So kommt die Fahne, die ein durchgestrichenes Konterfei von Hasan Ismaik zeigt, beim Empfänger und dessen Kulturkreis als Beleidigung und Diskriminierung an.“
Und: „Daher sprechen wir uns als Geschäftsleitung gegen diese Fahne aus und wünschen uns, dass diese Botschaft künftig bei den Spielen der Löwen nicht mehr zu sehen ist.“
Der geglückte Saisonstart des TSV 1860 werde durch die Unruhe getrübt, beklagt die KGaA, „Beleidigungen gegen die Gesellschafter des TSV 1860 München“ stünden dem Teammotto „Ein Team - ein Weg“ entgegen.
In Fankreisen ist Investor Hasan Ismaik seit jeher umstritten, öffentliche Diskussionen um das Anti-Ismaik-Banner im Löwen-Bock gab es aber nicht. Bis es eine große Bühne bekam: Die ARD übertrug den Drittliga-Auftakt gegen Dynamo Dresden live und schwenkte nach allen vier Toren auf die Fahne.
Es geht aber nicht nur um Ismaik. Auch Anthony Power wurde wiederholt von den Löwen-Fans ins Visier genommen. Eine T-Shirt-Affäre hatte zuletzt für Unmut gesorgt. Die Merchandising GmbH bediente sich am Design eines Fan-Shirts. Für viele Löwen-Anhänger beinahe zynisch, hatte Power den e.V. doch vor nicht allzu langer Zeit wegen Markenrechts verklagt. Dieser Fehlgriff sei aber mittlerweile aus der Welt geschafft, erklärte Präsident Robert Reisinger auf der Jahreshauptversammlung.
Dennoch lodert die Stimmung rund um die Löwen. Was bislang vor allem in Fan-Portalen und Kommentarspalten sichtbar war, soll jetzt im Grünwalder unsichtbar werden. So zumindest der Wunsch der Geschäftsführung, die für die Einigkeit auch das Netz ins Visier nimmt.
„Während wir in unserem Stadion als Geschäftsleitung die Pflicht haben, klare Kante gegen Beleidigungen aller Art, insbesondere aber gegen Organe des TSV 1860 München zu zeigen, können wir auf anderen Spielfeldern nur zur Vernunft appellieren“, schreibt die 1860-Geschäftsleitung: „Daher rufen wir alle Löwen-Fans auf, Beleidigungen auch im Internet gegen alle Gesellschaftervertreter zu unterlassen, sei es in den Kommentarspalten der Social-Media-Kanäle des Vereins als auch im Internet und insbesondere im Kommentarbereich der Blogs. Auf unseren eigenen Kanälen haben wir unsere Mitarbeiter angewiesen, zum Schutz aller Personen rund um den TSV 1860 München, Beleidigungen nicht zu dulden und entsprechende Einträge zu verhindern und entsprechend zu bearbeiten.“
Für diese Ankündigung erwischt die KGaA durchaus einen pikanten Zeitpunkt. Denn beim TSV 1860 herrscht momentan eine Debatte um Meinungsfreiheit. Präsident Robert Reisinger hatte Trainer Michael Köllner nach mehreren auffallenden Interviews nahe gelegt, sich verbal etwas zurück zunehmen. Der Coach konterte und brachte die Diskussion auf ein anderes Level.
Und so dürfte auch der neuerliche Vorstoß der KGaA wohl eher für neue Diskussionen sorgen. „Jeder darf sagen, was er möchte“, hatte Köllner auf den Rüffel von Reisinger geantwortet. Ein Satz, den die 1860-Geschäftsführung so oder so ähnlich nun wohl auch von den Fans zu hören bekommen könnte. (moe)