2024-05-08T11:10:30.900Z

Allgemeines
– Foto: Normannia Gmünd

Trotz Eisberg: Traumstart ist für Normannia perfekt

Dusel und Ellermann – Gmünd siegt beim SSV Reutlingen mit 1:0 (1:0)

In der Nacht zu Samstag hat es heftige Unwetter in Reutlingen gegeben. Bergeweise war noch am Samstagnachmittag der Hagel zu Hügeln zusammengekehrt zu sehen – unweit vom altehrwürdigen Kreuzeichestadion. Dort dann hat der heimische SSV Reutlingen trotz mittlerweile strahlenden Sonnenscheins am Samstagnachmittag eine weitere kalte Dusche abbekommen, es glich fast schon Schockgefrieren.

Das Oberliga-Auftaktspiel hat die Mannschaft von Maik Stingel mit 0:1 (0:1) gegen den Aufsteiger und Rückkehrer 1. FC Normannia Gmünd verloren. Der am Ende entscheidende Treffer resultierte aus der zweiten Minute des Spiels: Gmünds Neuzugang Henrick Selitaj hatte kühl eingeschoben.

„Wenn ich das Spiel nun analysieren müsste, würden wir vermutlich zwei Stunden hier sitzen, deswegen fasse ich mich kurz. Es war insgesamt ein sehr, sehr glücklicher Sieg für uns. In der ersten Halbzeit war es noch pari, in der zweiten Halbzeit dann aber hatten wir einen überragenden Yannick Ellermann“, resümierte Normannia-Trainer Zlatko Blaskic das Gesehene.

Blaskic hatte im Vorfeld berichtet, dass er noch auf ein, zwei Positionen überlegen müsse. So entschied er sich letztlich dafür, Tim Grupp ob seiner Erfahrung und Zweikampfstärke nach hinten in die Innenverteidigung zu befördern, was einige Verschiebungen im System zur Folge gehabt hatte.

Dann ging es schnell: Einen Ball von Marvin Gnaase legte Alexander Aschauer wieder zurück auf Gnaase, der mit einem Steckpass Selitaj erreichte, der vor dem Gehäuse freistehend cool blieb und konzentriert zum 1:0 zur frühen Führung einschob (2. Minute). Ein Start nach Maß für die Blaskic-Elf.

Doch der SSV zeigte sich wenig geschockt. Roman Kasiar tauchte vor Normannias Schlussmann Yannick Ellermann im kurzen Eck auf, doch Gmünds Nummer eins blieb Sieger – nicht das letzte Mal an diesem Nachmittag (7.). Reutlingen wurde vor allem dann gefährlich, wenn es konterte, es folglich schnell nach vorne ging: Inan Mirhan verzog nach einem solchen Konter knapp (16.), Tom Patrick Schiffel ebenfalls (19.), wieder nach einem schnell vorgetragenen Angriff. Gmünds Defensive wirkte häufig nicht im Bilde, speziell in der Rückwärtsbewegung, genau das mahnte Blaskic im Vorfeld bereits an.

Doch auch die Gmünder setzten immer wieder Nadelstiche. Valerio Avigliano brachte einen Ball scharf in die Mitte, vor dem bereits einschussbereiten Selitaj grätschte ein Reutlinger den Ball noch zur Ecke. Nach einem Fehler im Aufbauspiel von Gnaase ging es wieder schnell. Am Ende war es Kasiar, der aus etwa 13 Metern abziehen konnte, doch Ellermann war auf dem Posten (31.). Die Normannia stellte sich aber nicht nur hinten rein, spielte durchaus mit. Reutlingen wurde meist gefährlich nach Fehlern der Gäste, und das nicht selten. Riccardo Gorgoglione bediente dann in der Mitte Inan, der mit einem Flachschuss das Gehäuse verzog (43.).

Was dann in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit passierte, führte zu kollektivem Reutlinger Haareraufen – und am Ende zu Gmünder Kollektivjubel. Der SSV überrollte die Normannia: Kasiar schoss aus rund elf Metern frei drüber (46.), Schiffel drosch den Ball aus dem Tohuwabohu heraus und aus kurzer Distanz an die Latte (47.), dann brachte Grupp Kasiar zu Fall. Kurz überlegte der Unparteiische, dann fiel der Elfmeterpfiff. Der eben erst eingewechselte Mattia Trianni trat an, schloss unglaublich schwach ab, links unten, Ellermann parierte unglaublich sicher, hielt das Leder fest (48.).

Reutlingens Powerplay hatte die Normannia aber noch nicht überstanden. Ein Seitfallzieher von Kasiar landete auf dem Tordach (50.) und dann brannte es noch einmal lichterloh im Gmünder Fünfmeterraum: Nach einer Schiffel-Flanke kam wieder der omnipräsente Kasiar an den Ball, doch der nicht minder omnipräsente Ellermann parierte aus der Kurzdistanz sensationell (51.) – diesmal wäre es aber Abseits gewesen.

Das gefiel Blaskic überhaupt nicht: „In den Zweikämpfen, vor allem in unserer Defensivreihe, auf den Außenbahnen, haben wir teilweise gar nicht stattgefunden und dadurch natürlich keine Entlastung bekommen. Dadurch ist Reutlingen immer besser ins Spiel gekommen. Wir haben den Sieg am Ende zwar über die Zeit gerettet, wollen und müssen aber anders Fußball spielen.“

Dann hatten es die Gmünder erst einmal überstanden, schauten allmählich wieder aus dem Schneckenhaus hervor. Nach einem langen Ellermann-Ball verlängerte Alexander Aschauer den Ball. Der fleißige Kelecti Nkem brachte den Ball klug zu Gnaase, der frei durch war. Am Trikot gehalten kam er nicht mehr richtig zum Abschluss, SSV-Schlussmann Enrico Piu nahm das Leder auf. Nicht wenige forderten Elfmeter, doch die Pfeife blieb stumm (61.). Dann musste Routinier Grupp raus, er selbst vermutete, dass er sich eine Zerrung zugezogen hatte. Für ihn kam Melih Caliskan in die Partie und bekam danach ein Extra-Lob vom Cheftrainer: „Er hat es stark gemacht, war insgesamt die beste der fünf Einwechslungen.“

Für zusätzlichen Schwung und eine Art neuerlichem Sturmlauf, wenn auch nicht so extrem wie zu Beginn der zweiten Halbzeit, sorgte der eingewechselte Onesi Kuengienda, der per Kopf verzog (72.). Auf der anderen Seite dann aber hatten die Gmünder die Chance, die Entscheidung herbeizuführen: Nach einer Ecke gelangte der Ball zu Kelecti Nkem, der den Ball wieder in den Sechzehner brachte. Hier war Tobias Rössler frei, rund fünf Meter vor dem Gehäuse, aber wohl zu überrascht, Piu war zur Stelle (74.). Eine Minute später, wieder auf der anderen Seite: Ellermann war wieder Sieger bei einem Versuch von Trianni (75.).

Dann vertändelte der eingewechselte Tim Scheible den Ball fahrlässig und der SSV-Zug rollte wieder gen Gmünder Tor. Kuengienda tunnelte einen Gegenspieler, war frei vor Ellermann, schoss aber drüber (78.). In der 85. Minute hatte Normannias Schlussmann dann Probleme bei einer flachen Hereingabe, blieb aber am Ende der Sieger.

In der zweiten Minute der Nachspielzeit behinderten sich Trianni und Vladan Djermanovic gegenseitig, es war die nächste von zahlreichen Chancen, die von den Gastgebern vergeben wurden. Als Ellermann dann einen abgefälschten Schuss, nur eine Minute später, sicher unter sich begrub, stand der Sieg fest.

„So ein Spiel kann man eigentlich gar nicht verlieren. Selbst, wenn wir vorbeigeschossen hatten, kam der Ball zurück und lag auf dem Präsentierteller. Ich habe keine Ahnung, wie viele Chancen wir hatten, aber so viele Chancen hat man normalerweise in drei oder vier Spielen nicht“, reagierte Maik Stingel fassungslos. Blaskic und sein FCN sehen viel Luft nach oben – nehmen die drei Punkte aber gerne mit und können trotz allem von einem (punktetechnisch) perfekten Start in die neue Oberligasaison sprechen.

Zlatko Blaskic, FCN-Trainer: „In zwei Tagen redet keiner mehr darüber, wie der Sieg zustande gekommen ist, aber natürlich ist das nicht unser Ansatz, so Fußballspiele zu absolvieren, wie in der zweiten Halbzeit.“

Maik Stingel, SSV-Trainer: „Wenn das Spiel 4:1 oder 5:1 ausgeht, dann kann sich niemand beschweren. Aber, da gebe ich dem Trainerkollegen natürlich recht: In zwei Tagen interessiert das keinen mehr. Wir haben 0:1 verloren, hatten eine denkbar schlechten Start. Unser Spiel war sehr gut, unsere Chancenverwertung aber miserabel.“

Valerio Avigliano, FCN-Außenverteidiger: „Es war das erste Oberligaspiel, das schwierig wie erwartet war. In der ersten Halbzeit haben wir es noch ganz ordentlich gemacht und auch ein schnelles Tor erzielt. In der zweiten Halbzeit aber haben wir gegen den Ball viel zu wenig gemacht. Wir müssen echt glücklich sein, dass wir 1:0 gewonnen haben. Das nehmen wir mit, fertig. Es war sehr anstrengend, aber auch sehr schön in einem schönen Stadion. Gegen Ende aber hatten wir nur noch wenig Luft.“

Henrick Selitaj, FCN-Neuzugang und Torschütze: „Ich konnte es gar nicht so schnell realisieren, das Tor ist einfach passiert (lacht). Wir haben uns über diesen Blitzstart natürlich gefreut und es das ganze Spiel über gehalten. Wir sind happy, dass wir die drei Punkte mit nach Hause nehmen können. In der zweiten Halbzeit dann können wir uns bei unserem Torwart bedanken, dass wir nicht den Ausgleich bekommen haben, der überragend gehalten hat. Als Mannschaft haben wir viele schwierige Phasen hinter uns bringen müssen und diese am Ende überstanden.“

Aufrufe: 06.8.2023, 13:05 Uhr
redAutor