2025-12-03T05:51:34.672Z

Ligabericht
Nach der eigentlich glasklaren Notbremse war Takero Itois Trikot nicht mehr zu gebrauchen.
Nach der eigentlich glasklaren Notbremse war Takero Itois Trikot nicht mehr zu gebrauchen. – Foto: Chiara Puci / TSV Schott Mainz

Trikot zerrissen? Egal, weiterspielen

Schott Mainz ist beim 0:1 auf Augenhöhe mit Spitzenreiter Freiberg +++ Ärger um Nicht-Notbremse +++ Horozovic geht zum Saisonende

Es bleibt eine Saison im Konjunktiv für den TSV Schott Mainz. Was, wenn ein weniger überforderter Unparteiischer das Duell Letzter gegen Erster in der Regionalliga geleitet hätte? Was, wenn der Aufsteiger von Spieltag eins an so gallig und geschlossen gespielt hätte wie beim unglücklichen 0:1 (0:1) gegen den SGV Freiberg?

Für das letzte halbe Jahr von Cheftrainer Samuel Horozovic lassen die letzten vier Wochen vor dieser Winterpause jedenfalls einiges erhoffen. „Die Emotionalität, die Intensität – das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Kapitän Jost Mairose, „vom Gefühl her war es ein total ausgeglichenes Spiel.“ Ein „Riesen-Kompliment“ speziell für Halbzeit zwei kommt von Gäste-Coach Kushtrim Lushtaku, „ihr habt sehr kampfbetont und männlich gespielt, mit klaren Abläufen“. „Mit dieser Emotionalität wollen wir in die Rest-Rückrunde starten“, sagt Horozovic.

Das Spiel hatte zwei Schlüsselszenen. Erst spielt Schott-Verteidiger Nils Gans den Ball vor dem eigenen Tor quer – und unbedrängt Matt-Brahan Zie in die Füße, der fast schon aufreizend umständlich das leere Tor trifft (15.). Nach 35 Minuten erfolgt auf der Gegenseite der Trikottest. Takero Itoi wickelt sich um den Gegenspieler, ist vorbei, könnte frei aufs Tor laufen, wird umgerissen. Das Urteil von Mathias Heilig: Weiterspielen. Daran änderte auch das zerrissene Jersey des Mainzers nichts, das im Übrigen bis zum Seitenwechsel vom Schiri-Trio unbemerkt blieb.

Die Mainzer reagierten nach einem engen, taktisch geprägten ersten Durchgang auf Augenhöhe wütend, ohne die Struktur zu verlieren. Mit seiner fulminanten Pausen-Ansprache, die auch im Trainerbüro nebenan die Wände wackeln ließ, hatte Daniel Bohl gewiss seinen Anteil. Itoi nach Freistoß an den Außenpfosten (47.), Sean Horozovic mit per Kopfabwehr bereinigtem 22-Meter-Knaller (70.) und Shako Onangolo, der nach einer Freistoßflanke volley aus kompliziertem Winkel das leere Tor deutlich verfehlte (85.), hatten die dicksten Chancen. Der SGV ließ zwei Matchbälle aus und hangelte sich am Ende in Überzahl – Bohl war im Eifer des Gefechts etwas zu deftig eingestiegen (79.) – zur Wintermeisterschaft.

Starke Leistung, nur kein Ertrag

„Heute hat wenig gefehlt“, sagt Mairose, „im Vergleich zum 0:4 im Hinspiel haben wir es echt gut verteidigt, waren gallig, haben gut antizipiert, hatten viele Hereingaben und Abschlüsse aus dem Rückraum.“ Nur dass die Null diesmal auf der falschen Seite stand. Aber warum nicht von Anfang an so wie in den letzten vier Spielen? „Wir haben es nicht geschafft, diese Energie konstant auf den Platz zu bekommen“, sagt Mairose, „aber so ein Bild wollen wir als Mannschaft abgeben.“

Nach dem Spiel sickerte durch, dass Horozovic, so wie schon länger angedacht, nach dieser Saison seine nächsten Schritte im Trainerberuf gehen will – unabhängig vom Tabellenbild. „Die Art und Weise, wie wir auf dem Platz agiert haben, fand ich zum Jahresabschluss super“, betont der 28-Jährige, der sich über die eklatante Fehlentscheidung („ganz klare Rote Karte“) als Höhepunkt einer mehr als diskussionswürdigen Zweikampfbewertung ärgerte.

Und doch: Mit solchen Leistungen geht noch was Richtung viertletzter, dann hoffentlich rettender Platz. Es wäre der krönende, fast schon märchenhafte Abschluss für das Trainer-Eigengewächs.

TSV Schott Mainz: Balters – Robotta (90. Ahlbach), Mairose, Gans – Wiltink (70. Onangolo), Horozovic (70. Hesse), Bohl, Rimoldi – Portmann – Itoi (80. De Sousa), El Mahaoui (80. Roden).

Aufrufe: 06.12.2025, 17:51 Uhr
Torben SchröderAutor